Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Kein dickes Wertefundament
Serie Merkel-Jahre
Zu „Angela Merkel und ihre Krisen“(RP vom 4. September): Kohls Umgang mit Parteispenden, bei denen er sein Ehrenwort über das Recht stellte, beschädigte das Bild. Die letzten Jahre seiner Kanzlerschaft waren von einer Lethargie überschattet, die zu seiner Abwahl führten. Vor allem die Agenda 2010 prägt heute das Bild von Schröder. Er handelte erst, als es gar nicht mehr anders ging. Seine Partei legte sein Reformgebäude nach und nach in Trümmer. Er scheint selbst mit seinem Engagement für russische Konzerne und Politiker seinen Ruf geradezu mutwillig beschädigen zu wollen. Von Merkel hieß es lange, sie denke die Dinge vom Ende her. In den Krisen ihrer bisherigen 16 Amtsjahre dachte sie erkennbar wenig vom Ende her. Als da wären: die Corona-Pandemie, Flüchtlingskrise 2015, auf die nach politischem Druck eine systematische Abschottung folgte, der Atomausstieg und der gleichzeitige Ausstieg aus der Kohleverstromung. Merkel stand nie für ein besonders dickes Wertefundament. Ihre eigene Partei hinterlässt sie zerrissen. Man kann also feststellen, dass Deutschland rückblickend seit 39 Jahren von schlechten Politikern und Politikerinnen regiert wird. Und jetzt haben Sie, liebe Wähler, die Wahl zwischen Olaf Scholz (SPD), Armin Laschet (CDU) und Annalena Baerbock (Grüne). Glauben Sie wirklich, dass es besser wird? Viel Vergnügen. Aber ohne mich.
Burkhard Wolter Kevelaer