Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Streit zwischen Apple und Epic spitzt sich zu
Auch nach dem Richterspruch kehrt kein Frieden ein ins Ringen um App-Store-Regeln. Der „Fortnite“-Entwickler wähnt sich im Recht.
OAKLAND (dpa) Der Rechtsstreit um die Spielregeln im App Store von Apple wird nun die nächste Gerichtsinstanz beschäftigen. Im laufenden Rechtsstreit zwischen dem MacBook- und iPhone-Hersteller Apple und der Spielefirma Epic Games haben die Juristen das Wochenende genutzt, um das 180 Seiten dicke Urteil zu studieren. Die genauen Folgen für Verbraucher waren am Montag noch nicht abzusehen.
Klar ist jedoch schon jetzt: Die Spielefirma Epic Games hat – wie angekündigt – Berufung gegen das Urteil einer kalifornischen Bezirksrichterin eingelegt, die ihre Forderungen weitgehend abgewiesen hatte. Die Begründung der Macher des Online-Spiels „Fortnite“für den Widerspruch ging aus den am Sonntag veröffentlichten Prozessunterlagen zunächst nicht hervor. Ob auch Apple gegen das Urteil Rechtsmittel beim Berufungsgericht der Vereinigten Staaten in San Francisco einlegen wird, stand am Montag ebenfalls noch nicht fest. Apple hatte neun von zehn Klagepunkte abwehren können und sich außerdem mit der eigenen Gegenklage durchgesetzt. Allerdings wurde es Apple untersagt, die Entwickler daran zu hindern, die Nutzer auf Möglichkeiten zum Kauf digitaler Artikel direkt bei den Entwicklern zu verweisen.
Vertreter des iPhone-Konzerns verwiesen auf die Frist von 90 Tagen, die Richterin Rogers für die Umsetzung der geforderten Änderungen und das mögliche Einlegen von Rechtsmitteln gewährt hatte. Daher steht nicht fest, ob und wann es zu Änderungen bei den Bezahlverfahren im App Store kommen wird. Denkbar wäre, dass Apple den Kompromiss mit der japanischen Wettbewerbsbehörde JFTC für sogenannte Reader-Apps wie Netflix, Amazon und Spotify, aber auch Medienverlage und E-Book-Anbieter auf andere Bereiche wie Videospiele ausweitet. Nach dem Vergleich mit der JFTC können Anwender künftig vergleichsweise leicht aus einer Medienoder Streaming-App heraus einen Premium-Dienst buchen oder ein Abonnement abschließen, ohne dass eine Kommission für Apple fällig wird.
Epic wollte mit seiner Klage unter anderem das Recht auf einen eigenen App Store auf dem iPhone durchsetzen. Richterin Yvonne Gonzalez Rogers folgte aber nicht der Argumentation der Spielefirma, nach der Apples Vorgehen, nur die AppInstallation aus der hauseigenen Download-Plattform zuzulassen, wettbewerbswidrig sei.
Beim Erwerb digitaler Artikel und Inhalte über Apples In-App-System müssen Entwickler 15 bis 30 Prozent vom Kaufpreis an den iPhone-Konzern abtreten. Dem Urteil zufolge stammen rund 70 Prozent der AppStore-Erlöse aus Spiele-Apps. Epic und einige andere große App-Anbieter wollen ihr Geschäft auf dem iPhone an Apple vorbei führen, ohne die App-Store-Abgabe. Apple konterte, das App-Store-System sei darauf ausgelegt, Verbraucher vor Datendieben und Betrügern zu schützen – und die Abgabe sei unter anderem notwendig, um diese Infrastruktur zu finanzieren.
Apple hatte Epic im vergangenen Jahr aus seinem App Store verbannt, nachdem die Spielefirma in „Fortnite“die Möglichkeit zum direkten Kauf digitaler Artikel hineingeschmuggelt hatte. Die Richterin sah Apple im Recht, da Epic damit seinen Vertrag mit dem iPhone-Konzern verletzt habe.