Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Open-Air: Hoffen auf Gottesdienste
Der Posaunenchor Ecclesia Tubae hatte sich Anfang 2020 als Verein neu aufgestellt. Seitdem gab es nur wenige Auftritte. Denn Blasinstrumente verbreiten Aerosole. Es gibt aber Instrumente, die gefährlicher sind als Trompeten.
Der Posaunenchor Ecclesia Tubae hatte sich Anfang 2020 als Verein neu aufgestellt. Seitdem gab es nur wenige Auftritte.
KORSCHENBROICH Zur Soirée des Posaunenchors Ecclesia Tubae im Außenbereich des Hauses Tabita Kleinenbroich lauschten die Bewohner aus sicherer Distanz. „Wir haben da auch Volkslieder gespielt und waren überrascht, wie textsicher die Bewohner sind“, erzählt Manuel Couson. Der Kassenwart denkt gerne an den Präsenzauftritt im vergangenen Jahr zurück. Denn insgesamt verliefen das bisherige Vereinsleben und konzertante Auftreten des Posaunenchors seit der Vereinsgründung im Januar 2020 in eher ruhigen Bahnen.
Das Ensemble besteht in Teilen seit über 50 Jahren. In der Präambel der Satzung ist vermerkt, das seit 1949 in der evangelischen Kirchengemeinde Mönchengladbach und seit 1964 in der evangelischen Gemeinde Korschenbroich ein Posaunenchor existiert. 2009 wurden die Nachbarn zum gemeinsamen Ensemble zusammengeführt. Die Vereinsgründung bot sich aus organisatorischen Gründen an, sagt Vorsitzender Wolfgang Steinbronn zur Zugehörigkeit im Gesamtkirchenverband Mönchengladbach und Kirchenverband Korschenbroich.
In der Zeit vor Corona wurde immer mittwochs im Gemeindesaal der evangelischen Kirche an der Freiheitsstraße geprobt. Zeitweise trafen sich die Bläser zum gemeinsamen Proben auf dem Bauernhof des Vierseners Steinbronn. „Das hat gut funktioniert, einmal sogar bei Gewitter. Selbst die Hühner ließen sich durch uns nicht verschrecken“, scherzt Couson.
Aerosol-technisch sei die Außenprobe bei einem Abstand von zwei bis drei Metern kein Problem, sagt Instrumentenbauer Steinbronn, Inhaber einer Werkstatt für Holz- und Blechblasinstrumente. Am problematischsten sei die Querflöte, bei der sich die Atemwolke stärker verbreitet als bei der Trompete, weil Musiker über eine Öffnung blasen.
Sobald es wieder erlaubt ist, soll der Posaunenchor daher wieder Open-Air proben. Denn das gemeinsame Proben über Zoom ist wegen der Zeitverzögerung problematisch. Zurzeit werden den Ensemblemitgliedern
Noten zugestellt zum weitgehend eigenverantwortlichen Üben. Denn in Vorbereitung auf eine Gottesdienstbegleitung ist nur eine, gezielt angesetzte gemeinsame Probe erlaubt, so Steinbronn.
Die virtuellen Möglichkeiten werden allerdings gerne zur Klärung administrativer Fragen genutzt. „So hat auch die Jahreshauptversammlung funktioniert, sogar mit dem Bierchen hinterher“, erzählt Couson schmunzelnd. Fürs nächste sind auf Christi Himmelfahrt ein Auftritt in der Mönchengladbacher Friedenskirche und auf Pfingsten einer beim Haus Tabita geplant.
Der Posaunenchor spielt hauptsächlich zu Gottesdiensten sowie zu Gemeindefesten, aber eben nicht nur. Er ist ebenso gern gesehener Gast bei Geburtstagsfeiern und Jubiläen. „Wir spielen nicht nur ´Großer Gott, wir loben dich`, sondern auch Gospel, Swing-Rhythmen, moderne Instrumentalstücke und Populäres, was in den Rahmen passt. Wir spielen Stücke von Bach bis Jacob de Haan“, zählt Steinbronn auf. Zudem trete das Ensemble bei Sonderprojekten mit Kirchenchor und Solisten auf.
Für die Zukunft wird unter Vorbehalt – abhängig von den Lockerungen im Rahmen der Pandemie – geplant. „Wir haben mindestens 15 Gottesdienste im Visier, die draußen stattfinden sollen. Wir müssen nun sehen, was wir wollen, können und dürfen“, so Steinbronn. Ein wichtiges Thema sei die Frage, wie in der jetzigen Situation Nachwuchs akquiriert werden kann. Es sei schwierig, Anfänger nur über Online-Unterricht zu erreichen.
„Bei Blasmusik geht vieles über die Imitation. Da müssen Schüler und Lehrer nebeneinander stehen und gemeinsam hören, ob die Luft richtig rauskommt“, ergänzt Couson. Doch es stimmt ihn optimistisch, dass sich bisher kein Jungbläser von den erschwerten Bedingungen abschrecken ließ.