Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Blumenfreude für jede Himmelsrichtung
Ob ein Balkon nach Osten, Süden, Westen oder Norden liegt, macht einen großen Unterschied und sollte bei der Pflanzenwahl bedacht werden. Richtig gepflegt und begossen, bleibt die Blütenpracht bis in den Oktober erhalten.
Meist sucht man sich die Wohnung nicht (nur) nach der Himmelsrichtung des Balkons aus. Das heißt, man muss das Beste aus dem machen, was man hat. Aber egal ob Ost, West, Süd oder Nord – jede Ausrichtung hat ihre Vor- und Nachteile. Schön bepflanzen kann man jeden Balkon, man muss nur wissen, welche Pflanze sich wofür eignet und wie man sie am besten pflegt.
Südbalkon Dieser Balkon liegt den Großteil des Tages in der Sonne; hier kommen Sonnenanbeter voll auf ihre Kosten. Doch in den Mittagsstunden ist es in den sehr heißen und trockenen Sommern, die wir zuletzt hatten, dort kaum auszuhalten. Das gilt für Mensch und Pflanze. Mediterrane Pflanzen sind deshalb auf einem Südbalkon gut aufgehoben: Oleander, Olivenbäume, Zitruspflanzen, Bougainvillea und Lavendel etwa brauchen nicht so viel Wasser und können mit direkter Sonneneinstrahlung gut umgehen.
Silvia Welzel von den Niederrhein-Gärtnern aus Kerken empfiehlt Geranien: „Lange waren sie verpönt und galten als veraltet, doch seit einigen Jahren hat sich das geändert.“Wer die Blumen an Balkonen in südlichen Urlaubsregionen liebt, holt sich etwas Urlaubsgefühl ins eigene Heim. Welzel selbst verkauft rund 50 Sorten Geranien, „es gibt aber sicher noch 50 mehr“. Die Gärtnerei am Niederrhein betreibt sie mit ihren beiden Söhnen. Ihr Betrieb ist spezialisiert auf Beet- und Balkonpflanzen. Geranien sind sonnenresistent, brauchen nicht so viel Wasser, und mit etwas Glück bringt man sie im Keller durch den Winter.
Auch Zauberglöckchen eignen sich bestens für den Südbalkon. Es gibt sie ebenfalls in zahlreichen Sorten, gefüllt oder nicht gefüllt, mehroder einfarbig. Vor allem kombiniert, etwa mit Geranien, entfalten sie ihre Wirkung und blühen oft bis in den Oktober. Auch die sogenannten Mittagsblümchen, Kapmargeriten und Kapkörnchen sind über einen Platz an der Sonne sehr dankbar. „Man muss nur die abgeblühten Blüten regelmäßig abknipsen“, rät die Gärtnerin.
Das Wandelröschen ist ebenfalls ein Sonnenanbeter. Nur wenn es im Sommer zu heiß wird, muss man vielleicht doch den Schirm in den Nachmittagsstunden aufspannen. „Die schönste Pflanze am falschen Ort nützt nichts“, sagt Silvia Welzel und setzt in ihrer Gärtnerei auf Beratung. Ein Portulakröschen mit den verschiedenfarbigen Blüten eignet sich ebenfalls für sonnige Balkone, denn es ist eine fleischige Pflanze mit nadelförmigen Blättern, die Wasser speichern können.
Ost- und Westbalkon Bei beiden ist man mit halbschattigen Pflanzen gut beraten. Trotzdem gibt es einen Unterschied: Während die Morgensonne meistens noch mild und freundlich ist, kann die Nachmittagssonne auf einem Westbalkon stechend und heiß sein. Auf dem Ostbalkon genießt man den ersten Kaffee des Tages, auf dem Westbalkon die letzten Sonnenstrahlen bei einem Glas Wein. Wenn man dies umgeben von Blüten und Blumen machen möchte, sollte man entsprechend die Bepflanzung planen. Für die Morgensonne empfiehlt Silvia Welzel Petunien, Schneeflöckchen, Vanilleblume oder Verbene (Eisenkraut).
„Die Ostseite ist die pflegeleichteste Seite. Da kann man fast alles pflanzen“, sagt sie. Die Dipladenie
ist nach den Geranien die beliebteste Pflanze und eignet sich für halbschattige Standorte. Bei richtiger Pflege ist sie ein wahrer Dauerblüher. „Wunderschön“, urteilt die Gärtnerin. Und sie mache wenig Dreck, was für viele mittlerweile ein K.o.-Kriterium für Jasmin und Wandelröschen sei, die ständig verblühte Blüten abwerfen. Pflanzen, die abends ihre Pracht entfalten, eigenen sich für die Westseite, etwa Engelstrompeten oder die Nachtkerze. Fuchsien und Margeriten erfreuen ihre Besitzer den ganzen Tag lang.
Nordbalkon Auch er kann seinen Reiz haben und muss nicht grau und unbepflanzt bleiben. Fleißige Lieschen etwa gedeihen auch im Schatten und machen ihrem Namen in Sachen Blütenproduktion alle Ehre. Auch die unkomplizierten Begonien hat Silvia Welzel mittlerweile zu schätzen gelernt. Fuchsien und Hortensien eignen sich ebenfalls für einen schattigen Standort. Der Blaue Paul sei ein Liebhaberpflänzchen, sagt Welzel. „Superschön“
lasse sich der Dauerblüher mit Begonien an einem schattigen Platz kombinieren. Etwas Immergrünes wie Efeu, Farn oder Gräser dazu – und schon ist der Nordbalkon eine kleine Oase.
Bepflanzen Bei allen Himmelsrichtungen, rät die Gärtnerin, sollte man auf gute Erde bei der Bepflanzung setzen. „Daran sollte man nicht sparen“, rät Welzel. Die Erde sollte substrathaltig, locker und torfreduziert sein. Sie hat in ihrer Gärtnerei schon experimentiert: Zwei Stecklinge in guter und schlechter Erde kommen zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen. Sie zieht in ihrem Betrieb die Pflanzen selbst. Ab April fangen sie und ihr Team an zu bepflanzen. „Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte bis Mai warten, bis er Kübel und Kästen bepflanzt“, sagt die Gärtnerin vom Niederrhein. Dann komme meistens kein Frost mehr.
Auch der Abstand ist wichtig. Generell sollte man Pflanzen nicht so eng setzen, damit sie Raum zum Wachsen haben. Viele setzen acht bis neun Pflänzchen in einen ein Meter langen Kasten, „aber fünf reichen völlig aus“. Nur eine Sorte pro Kasten zu pflanzen ist zwar pflegeleichter, sie zu kombinieren daanspruchsvoller, gegen aber das Eroft gebnis schöner.
Düngen Substrat in neuer Erde hält sechs bis acht Wochen, dann sollregelmäßig te gedüngt werden. Und alle zehn Tage sollte man Flüssigins dünger Gießwasser geben.
Gießen Lieber morgens oder abends gießen, das sei besser als mittags, rät die Expertin. An heißen Tagen sollte man unbedingt zweimal gie„Und ßen. nicht auf die Blätter, sonauf dern die Erde gießen. Die Blätter verbrennen sonst.“Natürlich muss man auf der Südseite mehr gießen als auf der Nordseite. Wind sei auch entscheidend: Wenn es windig ist, trocknen die Pflanzen schneller aus und brauchen mehr Wasser. Und wenn es regnet, muss man oft trotzdem gießen, weil das meiste Wasser neben die Töpfe fällt.
Also: Liebevolle Pflege muss sein, dafür wird man lange von den Mitbewohnern auf dem Balkon belohnt.