Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Sternekoch fiebert auf Eröffnung hin
Im Herbst eröffnet das Troyka in Immerath. Schon jetzt ist das Restaurant von Alexander Wulf ausgebucht. Bis dahin hat der Koch noch viele andere Projekte.
ERKELENZ Der Blick von Alexander Wulf wandert immer wieder zur Baustelle am Ortseingang von Immerath (neu), direkt neben der vorübergehenden Bleibe des Restaurants Troyka im Küchenstudio Hahn. Der Restaurantbetrieb ist nahezu zum Erliegen gekommen, nachdem der Sternekoch Wulf gemeinsam mit seinen Kollegen und Freunden Marcel Kokott und Ronny Schreiber Ende Februar ihre bisherige Bleibe in der Burgstubenresidenz aufgegeben haben. Jetzt ist Warten angesagt bis zum Neustart in Immerath.
Doch ist die Zeit des Wartens keine Zeit des Müßiggangs oder der Langeweile. Mitnichten. „Wir haben alle Hände voll zu tun“, berichtet Alexander Wulf, der noch die Ostertage im Rückblick hat: „Da sind wir mit unserem Außer-Haus-Verkauf an die Grenzen des Machbaren gekommen.“Er freute sich über diese intensive Arbeit, die ihm die Kunden bescherten, beweise sie doch deren Treue. Derzeit ist das Nebengeschäft wieder ruhiger geworden, aber Wulf weiß, dass mit der Neueröffnung des Troyka stürmische Zeiten anbrechen werden.
Für die ersten Wochen und Monate ab November ist das Restaurant jetzt schon nahezu ausgebucht. Die Vorfreude darauf ist groß, die Zeit bis dahin wird für viele andere Projekte genutzt. Überlegungen, übergangsweise in Containern auf und an der Baustelle kulinarische Genüsse anzubieten, wurden wegen der vielen bürokratischen Hürden ebenso fallengelassen wie die Idee, in gemieteten Reisemobilen Kunden zu verköstigen. Jetzt schielt das Troyka-Trio ein bisschen auf den Mai und auf die dann hoffentlich fertiggestellte Terrasse des neuen Restaurants. „Vielleicht können wir dann dort Gäste unter freiem Himmel begrüßen“, so die Hoffnung.
Aktuell ist eine Zusammenarbeit mit der Käthe-Kollwitz-Schule in
Aachen. Für Schüler des Abschlussjahrgangs des Ausbildungszweigs Ernährung und Hauswirtschaft des Berufskollegs bietet Wulf im Obergeschoss des Küchenstudios, in dem er selbst später eine Kochschule betreiben will, die Möglichkeit, sich praktisch auf die Prüfung vorzubereiten. Parallel dazu stehen Fernsehauftritte an. Nicht nur bei Wulf, der bei RTL in einer Kochshow und im WDR live im Nachmittagsprogramm
aktiv wird, sondern auch bei Kokott werden die Scheinwerfer in den TV-Studios aufleuchten. „Er kommt bei Kabel eins bei ‚Mein Lokal – Dein Lokal` zum Zuge“, sagt Wulf. Er selbst hat in seinem Kalender noch zwei Termine in Österreich notiert. Im Mai und im Juni soll er in einem Wellness-Hotel seine Gourmetküche präsentieren.
Selbstverständlich nehmen die Betreiber des Troyka jede Gelegenheit
wahr, dank der TV-Präsenz im Gespräch zu bleiben. „Aber eigentlich wollen wir für Gäste kochen.“Doch bis es dazu kommt, werden noch Monate vergehen. Auf die geschmacklichen Köstlichkeiten soll dennoch niemand verzichten. So soll ab Mitte Mai eine Palette von Gewürzen aus der Troyka-Küche zum Verkauf in die Supermärkte kommen. Eine renommierte Metzgerei aus Köln will die „russisch gehaltenen“
Rezepte umsetzen. Gemeinsam mit dem Bio-Müller aus Wegberg wurden Fleischprodukte und Nudeln entwickelt. Ein großer Gourmet-Versand aus Bayern zeigt ebenfalls Interesse an den Kocherzeugnissen aus Immerath, die wegen der russischen Wurzeln der Sterneköche im Wartestand eine andere Geschmacksnote haben. Außerdem wurde der eigene Online-Shop umgestaltet und in versierte Hände gegeben. Als sei damit nicht genug zu tun, hat sich Wulf auch noch zur Teilnahme an einer Wohltätigkeitsveranstaltung in Stuttgart verpflichtet. Ab dem 1. Juni werden 25 Top-DJs per livestream aufspielen, zeitgleich werden Köche am Herd stehen und Essen gegen Spenden herstellen. „Solange gespendet wird, solange wird auch gekocht“, ist die Devise.
Über allem steht ein großes Problem: die Corona-Pandemie. Der Neubau des Troyka wird dadurch nicht sonderlich beeinträchtigt. Ob und wie der Betrieb allerdings aufgenommen werden kann, das ist fraglich. Aber Alexander Wulf und seine Freunde sind und bleiben Pragmatiker, die für jedes Problem eine Lösung suchen. Gemeinsam mit Virologen, anderen Sterneköchen und Firmen wie Trotec, die Luftreinigungsmaschinen herstellen, wird intensiv an einem Konzept getüftelt, „dass so wasserdicht ist, dass man die Restaurants nicht mehr schließen kann“, sagt Wulf.