Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Die Lehrpläne müssen entrümpelt werden
Schon jetzt ist ziemlich sicher, dass es Corona-Jahrgänge geben wird. Absolventen also, die in den Jahren 2020 und 2021 ihren Schulabschluss gemacht haben und wochenlang mit Lockdown und Unterrichtsausfall zu kämpfen hatten. Schulpolitiker können noch so sehr betonen, dass an den Schulen zurzeit überwiegend Präsenzunterricht stattfindet – die Realität sieht anders aus. Der Landesstatistik zufolge war zuletzt jede fünfte Schule in Nordrhein-Westfalen von Schließungen betroffen – teilweise oder komplett. Nicht mitgezählt ist, wie viel Unterricht nicht erteilt wird, weil Lehrer ausfallen.
Um die Schüler nicht vollends zu demotivieren und die Lehrer zu entlasten, wäre es daher sinnvoll, die Lehrpläne für eine befristete Zeit zu entrümpeln. Etwa jetzt zu überlegen, welcher Unterrichtsstoff bis zum Schuljahresende wirklich essenziell ist. Der Fokus sollte dabei auf der Vermittlung von Kompetenzen liegen: Wer gelernt hat, wie man lernt, kann sich sehr viel Wissen im Laufe seines Lebens selbst aneignen.
Für die jüngeren Jahrgänge der Klassen acht und neun an Gymnasien könnte es in Nordrhein-Westfalen noch eine andere Lösung geben, um die Lücken nicht zu groß werden zu lassen. Sie könnten noch zu einem G9-Jahrgang umgemodelt werden, also ein Jahr länger zur Schule gehen. Zugegeben, das Ausdünnen der Lehrpläne könnte zur Folge haben, dass die Vergleichbarkeit von Noten und Zeugnissen leidet. Tatsächlich sollten die Kultusminister alles dafür tun, damit sie die Abschlüsse jeweils der anderen Bundesländer auch weiterhin anerkennen. Sie werden dabei wohl ein Auge zudrücken müssen. Aber das mussten sie in Vor-Corona-Zeiten auch schon.
BERICHT LEHRER WOLLEN LEHRPLÄNE KÜRZEN, TITELSEITE