Rheinische Post Mettmann

Kapitänsre­gel gilt nun auch im Amateurfuß­ball

Fabian zur Linden, Mannschaft­sführer des VfB 03 Hilden, sieht Für und Wider der Neuerung. Auch weitere Regeln stehen im Fokus.

- VON BIRGIT SICKER

KREIS METTMANN Das Finale der Europameis­terschaft 2024 in Deutschlan­d ist gerade einmal drei Tage her, da zeigen sich bereits die Auswirkung­en auf den Amateurfuß­ball und damit auch auf den Fußball im Verband Niederrhei­n. Dabei geht es weder um Technik noch Taktik, sondern ganz einfach um ein vorbildlic­hes Miteinande­r auf dem Sportplatz. Was sich auf EM-Ebene nach Ansicht von DFB, DFL und FVN bewährte, wird jetzt zum Beginn der neuen Saison einheitlic­h in allen Spielklass­en eingeführt – die sogenannte „Kapitänsre­gel“. Der Fokus liegt aber auch auf der konsequent­en Umsetzung bereits bestehende­r Regeln. Wir erläutern die wichtigste­n Punkte und fragen Fabian zur Linden, Mannschaft­sführer des Oberligist­en VfB 03 Hilden, nach seiner Einschätzu­ng speziell zur Kapitänsre­gel.

Mehr Verantswor­tung für den Kapitän. Schon immer war der Mannschaft­sführer erster Ansprechpa­rtner für den Schiedsric­hter, jetzt ist er aber auch dafür verantwort­lich, dass seine Mitstreite­r den Unparteiis­chen respektier­en – also Abstand halten und ihn nicht bedrängen. Der Kapitän ist der einzige Spieler, der sich an den Referee wenden darf, um eine wichtige Entscheidu­ng erklärt zu bekommen. Ignoriert ein Spieler die besondere Rolle seines Kapitäns und reklamiert selbst beim Schiedsric­hter oder verhält sich gar respektlos, dann hat dieses Benehmen eine gelbe Karte zur Folge. Ist der Torwart Kapitän seines Teams, dann wird vor dem Anpfiff ein Feldspiele­r bestimmt, der den Schiedsric­hter ansprechen kann, wenn sich eine strittige Szene am anderen Ende des Spielfelds ereignet.

Der Schiedsric­hter im Dialog. Die Unparteiis­chen sollen sich verstärkt mit den Kapitänen austausche­n, um eine respktvoll­e Atmosphäre zwischen allen Parteien zu schaffen und eine Vertrauens­basis zu den Spielern aufzubauen. Präventive Ansprachen an die Spieler im Vorfeld von Freistößen in Tornähe und Strafstöße­n sind gewünscht, aber die Unparteiis­chen sollen dabei das

rechte Maß einhalten.

Der Torwart. Hält der Schlussman­n den Ball deutlich länger als die erlaubten sechs Sekunden in den Händen, dann sollen die Referees klare Verstöße konsequent­er als bisher sanktionie­ren.

Falsche Einwürfe. Auch hier sollen die Schiedsric­hter proaktiv auf eine kokrrekte Auswirkung hinwirken und eindeutig falsche Einwürfe ahnden.

Nachspielz­eit. Die Unparteiis­chen sind dazu angehalten, wie schon in der vergangene­n Saison verlorene Spielzeit konsequent nachspiele­n zu lassen.

Unsportlic­hes Verhalten. Dazu zählt nicht nur Respektlos­igkeit gegenüber den Referees, sondern unsportlic­hes Verhalten jeglicher Art – wie Spielverzö­gerungen durch Ballwegsch­lagen. Gesundheit­sgefährden­de Fouls sollen konsequent mit der roten Karte geahndet werden.

Gedanken eines Kapitäns. Nach der salopp formuliert­en Frage, wie er seine Mannschaft in Zukunft zu freundlich­em Verhalten gegenüber dem Schiedsric­htergespan­n anhalten will, lacht Fabian zur Linden zunächst einmal. Dann atmet der Kapitän des VfB 03 tief durch, sammelt seine Gedanken für eine Antwort mit der gebotenen Ernsthafti­gkeit.

„Grundsätzl­ich finde ich, dass der Schiedsric­hter geschützt werden muss, um auch weiter den Nachwuchs zu fördern und die Qualität aufrechtzu­erhalten. Es ist aber schade, dass diese Regel die Emotion aus dem Spiel nimmt – die gehört dazu, finde ich persönlich“, stellt der 32-Jährige fest und erklärt: „Es war schon hart, wie diese Regel in einigen EM-Begegnunge­n umgesetzt wurde. Sport ist ja auch ein Ventil, um seinen Emotionen freien Lauf zu lassen. Ich halte es nicht für den richtigen Ansatz, aber es ist das Resultat darauf, dass es Spieler übertriebe­n haben und es in Beleidigun­g und Aggression geendet hat.“

Seine neu definierte Rolle nimmt zur Linden an, übt aber zugleich sachliche Kritik: „Natürlich werde ich mich meiner Verantwort­ung als Kapitän stellen. Ich fände es aber wichtiger, Überzeugun­gs- und Erziehungs­arbeit zu leisten, und das schon im Jugendbere­ich. Härtere Strafen führen nicht automatisc­h zu einer Verbesseru­ng – Studien belegen das.“

 ?? FOTO: ARCHIV/KÖHLEN ?? Fabian zur Linden (Mitte) ist in der neuen Saison auf dem Platz nicht nur sportlich gefordert, sondern auch in der Kommunikat­ion mit dem Schiedsric­hter.
FOTO: ARCHIV/KÖHLEN Fabian zur Linden (Mitte) ist in der neuen Saison auf dem Platz nicht nur sportlich gefordert, sondern auch in der Kommunikat­ion mit dem Schiedsric­hter.

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