Klaus Allofs erzählt Fans private Geschichten
Auf einer Bustour durch Düsseldorf erzählte der Europameister von 1980 von den wichtigsten Stationen in seinem Leben und seiner Karriere.
DÜSSELDORF Der Arm ist in einer Jubelpose angewinkelt. Die Augen sind geschlossen. Der Adler auf der Brust. 44 Jahre ist es her, dass Klaus Allofs sich in diesem Moment über ein von ihm erzieltes Tor bei der Europameisterschaft gegen die Niederlande freute. Heute, nur wenige Tage vor Beginn der FußballEM 2024, steht er vor dem riesigen Wandbild, das an einer Hauswand in Flingern angebracht wurde. „Ich habe gerade kurz überlegt, ob ich mir wieder so einen Schnäuzer stehen lassen soll. Aber ich glaube, das lassen wir lieber.“
Vor 44 Jahren war Allofs nicht nur Teil der Nationalmannschaft, als sie Europameister wurde, er war auch Torschützenkönig. Der heute 67-Jährige blickt auf eine lange und erfolgreiche Fußballkarriere zurück – und nahm 55 Fans mit auf eine Reise zu seinen wichtigsten Stationen in Düsseldorf. Mit einem großen Euro-Doppeldecker-Bus ging es los. Und wo könnte die Tour besser starten, als am Flinger Broich in unmittelbarer Nähe zum Fortuna-Klubheim? Der Weg bis zur ersten Station war nicht weit, genau vier Bushaltestellen, erzählte Allofs auf der Tour. „Den Weg bin ich immer mit dem Bus gefahren, nachdem ich von der TuS Gerresheim zur Fortuna gewechselt bin.“
Nur wenige Minuten Fahrzeit später hält der große Bus im Hof vor dem Vereinshaus. Lange ist es her, dass Allofs zuletzt dort war. „Mein Bruder und ich haben früher immer unsere ganzen Wochenenden dort verbracht.“Als Allofs dann zu Fortuna wechselte, habe sein Vater erst mal kein Bier mehr in der Vereinskneipe bekommen, erinnert er sich lachend. Der Wechsel von Gerresheim nach Flingern sei logisch gewesen. „Als Kind in Düsseldorf ist man Fortuna-Fan und spielt die Spiele auf der Straße nach. Es wäre mir nicht in den Sinn gekommen, zu Borussia Mönchengladbach zu gehen“.
Nicht lange nach seinem Wechsel folgte sein Bruder Thomas ihm. Wenn man Allofs heute fragt, mit wem er am liebsten zusammen gespielt hat, fällt ihm die Antwort relativ leicht. „Ich habe mit vielen tollen Spielern zusammengespielt, aber ich glaube, am liebsten war es doch mit meinem Bruder.“Fußball hat die beiden immer verbunden, das wird auch klar, als der Bus in die Märkische Straße einbiegt. Im Haus mit der Nummer 39 hat die Familie Allofs früher gewohnt. „Und zur Freude unserer Mutter haben wir in der recht kleinen Wohnung auch immer Fußball gespielt.“
Dass es neben dem Fußball noch eine andere große Leidenschaft in seinem Leben gibt, wird bei der nächsten Station zum Thema: Der Bus hält an der Galopprennbahn im Grafenberger Wald. Mit seinem Großvater kam er schon in jungen Jahren dorthin, heute ist Allofs Vizepräsident des Düsseldorfer Reiterund Rennvereins. Schon früh in seiner Fußballkarriere investierte er sein Gehalt in die Beteiligung an einem Rennpferd, über die Jahre kamen einige Pferde und internationale Erfolge dazu.
Auch wenn die Bustour nur durch Düsseldorf führt, gehörten in der Laufbahn von Klaus Allofs auch einige Stationen außerhalb der Stadt dazu. „Wollen wir über diese dunkle Zeit sprechen?“, fragt Stadionsprecher André Scheidt, der die Tour moderiert, und spielt damit auf den Wechsel von Fortuna zum 1. FC Köln an. Übel genommen habe ihm den Wechsel niemand, „oder man hat es mich nicht spüren lassen“. Für die damals höchste Ablösesumme, die innerhalb Deutschlands gezahlt wurde, wechselte Allofs nach Köln. Von der Entscheidung erfuhr er, als er mit seinem Bruder in Portugal im Urlaub war. „Es war wichtig, das Nest mal zu verlassen und andere Erfahrungen zu sammeln.“
Auch die Wechsel zu Olympique Marseille und Girondins Bordeaux bereute er nie, ganz im Gegenteil: „Ich wäre am liebsten noch länger in Frankreich geblieben.“Dennoch überzeugte ihn sein ehemaliger Fortuna-Trainer Otto Rehhagel, wieder nach Deutschland zu kommen. Seine Karriere beendete Allofs dann nach drei Jahren bei Werder Bremen. Seit fast vier Jahren ist er wieder zurück bei der Fortuna, seitdem im Vorstand des Vereins.
Als der Bus vor dem großen Wandbild, dem Mural an der Cranachstraße, hält, ist das für viele ein besonderer Moment. Nicht nur für Allofs selbst, der damit als großer Fußballspieler gewürdigt wird, sondern auch für die Fans, die bei der Tour dabei sind. Peter ist begeisterter Düsseldorfer und erinnert sich daran, wie er früher „schon als Bursche“Allofs bei Spielen zugesehen hat, sowohl von der Nationalmannschaft als auch bei Fortuna im Stadion. Marion ist in voller Fortuna Fan-Montur dabei und nutzt den Stopp vor dem Mural für ein Bild
“Es wäre mir nicht in den Sinn gekommen, zu Borussia Mönchengladbach zu gehen“Klaus Allofs Fortune und Europameister
mit Allofs. „Das ist als Düsseldorferin schon etwas sehr besonderes.“
424 Bundesligaspiele, 177 Tore, Platz neun der ewigen Torschützenliste. Zweimal Torschützenkönig in der Bundesliga, DFB-Pokal-Torschützenkönig und Europameister. Klaus Allofs blickt auf eine erfolgreiche Fußballkarriere zurück. Darauf, die ganze Ereignisse auf einer solchen privaten Tour Revue passieren zu lassen, müsse man sich erst mal einlassen. Und wann kommt ein Mural im Fortuna-Trikot? „An mir liegt es nicht. Die Europameisterschaft ist jetzt aber ein schöner Anlass dafür und eine große Ehre – nicht nur für mich, sondern auch für die Fortuna.“