Rheinische Post Mettmann

Bayern erwarten einen „heißen Tanz“in Madrid

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MADRID (sid) Vor dem Höllenritt in der Höhle der „schwarzen Bestie“kratzte Thomas Tuchel für den großen Wembley-Traum den letzten Rest an „Mia san mia“zusammen. Das furchteinf­lößende Estadio Santiago Bernabeu von Real Madrid, sagte der Trainer des FC Bayern vor dem „Clasico de Campeones“, sei „der schwierigs­te Ort“für das kleine Wunder, das die Münchner zum Finale zurück in die Kathedrale des englischen Fußballs bringen soll. Aber: „Wir werden bereit sein, den Kampf anzunehmen.“Und zwar „mit allem Selbstvert­rauen“.

Nichts soll die Delegation, die sich am Dienstagna­chmittag im Charterfli­eger nach Spanien aufmachte, mehr aufhalten. Nicht die endlose Suche nach Tuchels Nachfolger mit dem nächsten geplatzten Wunschtrau­m Pep Guardiola. Nicht die Sorge vor der ersten Saison ohne Titel seit 2012, und erst recht keine Angst vor dem Europapoka­l-Monster Real. „Wir haben die große Chance, eine Saison, die sehr kritisch gesehen wird, zu veredeln“, sagte Sportvorst­and Max Eberl vor dem HalbfinalR­ückspiel in der Champions League am Mittwoch (21 Uhr/Dazn) und betonte kämpferisc­h: „Das wollen wir mit aller Macht tun!“

Doch nicht nur Thomas Müller weiß: Die Königliche­n mit Maestro Toni Kroos und Hinspiel-Doppelpack­er Vinicius Junior sind „brandgefäh­rlich“. Dennoch: Nach dem 2:2 von München, meinte Joshua Kimmich, sei „alles offen“und klar: „Der Gewinner kriegt den Kuchen.“

Zuletzt 2020 und 2013 in London setzten die Bayern sogar noch die Kirsche oben drauf. Kapitän Manuel Neuer berichtete mit leuchtende­n Augen, Müller und er selbst könnten sich „noch gut erinnern“an den

Endspiel-Triumph über den BVB vor elf Jahren. Vor der möglichen Rückkehr nach Wembley warte allerdings „ein heißer Tanz“in „Wahnsinns-Atmosphäre“, warnte Müller. Aber Angst? „Das ist leistungsa­nstachelnd. Es wird geil!“

Beim letzten Gastspiel 2018 holten die Bayern im Halbfinale ein 2:2 – das war jedoch nach einem 1:2 zu Hause zu wenig. 2017 hieß es im Viertelfin­ale 2:4 n.V., und auch 2014 verließ der Rekordmeis­ter das Bernabeu als Verlierer (0:1, Halbfinal-Hinspiel). Seit sieben Spielen und dem 3:1 i.E. im Halbfinal-Rückspiel

2012 wartet er auf einen Erfolg in der „Mutter“aller Europacup-Duelle. Tuchel aber gewann 2022 mit Chelsea als bislang letzter Trainer in der Champions League bei Real (3:2 n.V.). „Es ist nicht wichtig, dass ich weiß, wie es geht“, meinte er, „sondern, dass wir daran glauben.“Das strahlte er aus – zumal er auf zuletzt angeschlag­ene Stars wie Jamal Musiala, Leroy Sané oder Matthijs de Ligt zählen kann.

Der Respekt vor Rekordsieg­er Real, der schon die Träume von Titelverte­idiger Manchester City zerstört hat, ist groß. „Sie können dir in jeder Sekunde wehtun“, warnte Harry Kane. Nur ein Moment der Unachtsamk­eit, ein einziger Fehler – und alle Hoffnung kann dahin sein. Womöglich ist Tuchel deshalb gut beraten, seine Elf eher abwartend agieren zu lassen. Das führte häufiger zum Erfolg, zuletzt im Viertelfin­ale gegen Arsenal. Für Müller aber gilt: „Es gibt kein Taktieren!“Kane, der sich den ganz persönlich­en Traum vom Heimfinale erfüllen möchte, sekundiert­e: „Wir fahren ins Bernabeu, um zu gewinnen!“Doch die Königliche­n sind dort seit April 2023 ungeschlag­en.

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