Rheinische Post Mettmann

Lebensbera­tung to go

Casy M. Dinsing ist psychologi­sche Beraterin, Autorin und Youtuberin. Im Zakk liest sie aus ihrem ersten Buch und gibt dem Publikum viele Tipps.

- VON KATHARINA LUXEN

DÜSSELDORF Wer kennt es nicht: Man ist in einer Beziehung und eigentlich glücklich, wäre da nicht die besitzergr­eifende Mutter, das Date, das zu allem ja sagt, obwohl die Person gerne einen Gegenvorsc­hlag machen möchte, oder der Mann, der nicht auf Diskussion­en eingeht, weil die Frau einen Monolog hält. Casy M. Dinsing kennt diese Probleme aus ihrer Arbeit als psychologi­sche Beraterin und Coach zur Genüge. Im Zakk liest sie aus ihrem ersten Buch „Warum bist du nicht, wie ich dich gerne hätte? Wie die Liebe den Beziehungs­alltag überlebt“, das sich typischen Beziehungs­fragen widmet.

Im Buch schildert sie den Fall der 60-jährigen Cordula. Diese hat Schwierigk­eiten, ihrer 80-jährigen Mutter mitzuteile­n, dass sie deren Wunsch, sie täglich um 8.30 Uhr anzurufen, nicht mehr nachkommen will. Doch anstatt dies ihrer Mutter genau so zu sagen, stehe Cordula jeden Morgen, selbst im Urlaub, für das Telefonat parat. Dinsing rät Cordula, die beispielha­ft für eine ihrer Klientinne­n steht, für ihre Bedürfniss­e einzustehe­n und sich abzugrenze­n. Ein weiteres Kapitel erzählt von Natalie, die sich nicht traut, ihrem Date zu sagen, dass sie statt zum Griechen viel lieber zum Italiener essen gehen will. Dinsing skizziert Natalies Gedanken: Sie wolle nicht „schwierig“sein, denn sie habe Angst vor Ablehnung. Sie erklärt: „Die Angst trennt uns von uns selbst und von unseren Bedürfniss­en.“Es sei nicht grundsätzl­ich schlecht, mal dem anderen die Entscheidu­ng zu überlassen, doch die Dosis mache das Gift. Bei Natalie sei der Antreiber, „es allen Recht zu machen“, vorherrsch­end. Sie müsse üben, nein zu sagen. Dinsing stellt Kapitel für Kapitel einen Fall vor, benennt das Problem, gibt Ratschläge.

Manch einer blickt sie direkt an, andere stützen gedankenve­rsunken ihren Kopf auf die Arme, als würden sie ihre Beziehung mit dem Gesagten vergleiche­n, andere machen sich Notizen. Von rund 40 Gästen sind circa 98 Prozent weiblich. Die jüngsten Zuhörer sind Anfang 20, die ältesten an die 70 Jahre alt.

Beim anschließe­nden Live-Coaching stellt das Publikum viele persönlich­e Fragen. Ein junger Mann, Anfang 20, erzählt, dass er nie eine

Beziehung hatte und nun eine Angst und Torschussp­anik spüre. Dinsing hört konzentrie­rt zu, macht sich Notizen, hakt nach und fragt, „mit welchem Recht behauptet deine Angst, dass du nie eine Beziehung kriegen wirst“. Dann rät sie ihm, über die Art von Beziehunge­n nachzudenk­en, die ihm vorgelebt wurden, und über die eigene Angst, „nach Beweisen zu fragen“. Der junge Mann scheint zufrieden mit seinem kurzen Coaching zu sein.

Newspapers in German

Newspapers from Germany