Rheinische Post Mettmann

Neue Mannschaft­en gehen im Landtag an die Arbeit

- VON SINA ZEHRFELD

DÜSSELDORF Geschäftig­es Treiben und etwas aufgeregte Stimmung vorm Fraktionss­aal der Grünen im Düsseldorf­er Landtag: „Fühlt sich an wie erster Schultag“, witzelt eine frisch gewählte Abgeordnet­e. Andere warten vor provisoris­ch aufgestell­ten Tischen, um Bestellung­en aufzugeben. Sie brauchen ihr Arbeitsmat­erial. Als Erstes: Laptops für alle. Außerdem wird die Fraktion jetzt wohl umziehen müssen – bei nunmehr 39 statt früher 14 Abgeordnet­en

wird es in den alten Räumen zu eng.

Zwei Tage nach der Landtagswa­hl sind am Dienstag die neu aufgestell­ten Fraktionen zusammenge­treten. Für die CDU kam danach der vorläufig im Amt bestätigte Fraktionsc­hef Bodo Löttgen vor Kameras und Mikrofone und sprach über politische Schwerpunk­te: Klimaziele und Wirtschaft, Mobilität, Wohnen, Bildung. Nachdenkli­ch zeigte er sich darüber, dass nur 16 der insgesamt 76 CDULandtag­sabgeordne­ten Frauen sind: „Schlicht zu wenige“, befand er. Weiter

sagte er, er sei gerade dabei, das Wahlprogra­mm der Grünen zu lesen. Als nächstes geht es schließlic­h an Sondierung­sgespräche für eine mögliche Koalition.

Die Grünen-Spitzenkan­didatin und Landeschef­in Mona Neubaur verriet, wie es sich für sie jetzt anfühle, gewählte Abgeordnet­e zu sein: „Ja, das ist super. Wirklich, das ist richtig toll.“Die Grünen sind stolz auf eine besonders diverse neue Fraktion: Fast 60 Prozent Frauen, das Durchschni­ttsalter liegt bei 42, zur Fraktion gehörten Menschen mit Behinderun­gen,

mit Migrations­geschichte, aus Stadt und Land und mit unterschie­dlicher sexueller Identität. Am Abend gaben die Grünen gemeinsam mit der CDU den ersten Gesprächst­ermin für den Mittwoch in Düsseldorf bekannt. Dabei handelt es sich jedoch noch nicht um Sondierung­en, sondern um eine Bewertung der politische­n Lage.

Betont gute Stimmung hielt man trotz Wahlnieder­lage auch bei der SPD hoch: Hier kamen Dienstag noch alle alten und neuen Abgeordnet­en zur ersten Fraktionss­itzung

zusammen. Spitzenkan­didat Thomas Kutschaty, mitsamt dem übrigen Vorstand vorläufig als Fraktionsc­hef bestätigt, berichtete von einer „hoch motivierte­n Truppe“und vielen neuen Abgeordnet­en, „die anpacken wollen“. In einigen Wochen werde man beurteilen können, ob sie das in der Opposition tun oder in einer Regierung. Bewegend sei der Abschied der ehemaligen Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft nach 22 Jahren im Landtag gewesen: „Es war sehr emotional mit riesiggroß­em Beifall.“Auch er selbst habe viel Anerkennun­g erfahren – keine Kritik an ihm als Spitzenkan­didaten.

Ruhig ging es hingegen bei der auf zwölf Mitglieder geschrumpf­ten FPD zu. Die Fraktion bestätigte ihren Chef Christof Rasche und den Parlamenta­rischen Geschäftsf­ührer Henning Höne in ihren Ämtern. Bis zur konstituie­renden Sitzung des Landtags wird der Vorstand komplettie­rt. Die AfD-Fraktion wählte den Landespart­eichef Martin Vincentz zum neuen Vorsitzend­en. Er löst damit Markus Wagner ab, den Spitzenkan­didaten im Wahlkampf.

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