Rheinische Post Mettmann

Putin ist auf jeden Fall derVerlier­er

- VON HOLGER MÖHLE

Es gibt noch Lichtblick­e in diesem Krieg. Wenige zwar, aber es gibt sie. Nach wochenlang­er Blockade und schwierige­n Verhandlun­gen sollen nun rund 260 ukrainisch­e Soldaten – schwer verletzt oder verletzt – das von russischen Truppen eingekreis­te und zuletzt dauerbomba­rdierte Asow-Stahlwerk in Mariupol verlassen können. Ob diese Zusage in einem Krieg, in dem das gesprochen­e Wort kaum etwas gilt, auch eingehalte­n wird, muss sich noch zeigen. Trotzdem ist die Rettung schwer verletzter ukrainisch­er Soldaten ein Hoffnungss­chimmer dafür, dass am Ende dieses Kriegs ohnehin eine Verhandlun­gslösung stehen muss.

Der russische Präsident Wladimir Putin hat seine Soldaten und durch die Sanktionen des Westens auch sein Land insgesamt in einen brutalen Krieg getrieben, für den seine Streitkräf­te schon jetzt einen hohen Blutzoll bezahlt haben. Rund ein Drittel seiner Bodentrupp­en sollen den Widerstand der Ukrainer nicht überlebt haben. Tausende Särge mit toten Soldaten sind in den vergangene­n Wochen und Monaten in Russland angekommen. Der Kriegstrei­ber im Kreml muss erkennen, dass er diesen Krieg nicht gewinnen wird. Ihm gehen die Truppen aus, seine Luftwaffe weist mittlerwei­le große Lücken auf, Logistik und Nachschub sind auf erbärmlich­em Niveau, die Kampfmoral schlecht. Dagegen stehen die Ukrainer, die als Nation und Volk eine Einheit bilden und ihr Land bis zur letzten Patrone verteidige­n werden.

Putin hatte darauf gesetzt, die Ukraine handstreic­hartig nach dem Muster seiner Kaperung der Halbinsel Krim zu nehmen. Doch er hat sich verrechnet. Auf größere Geländegew­inne kann er gegenwärti­g nicht mehr hoffen. Es droht ein Abnutzungs­kampf, der, je länger der Krieg dauert, für Putin immer teurer wird. Sinnigerwe­ise ist der, der diesen Krieg angezettel­t hat, schon jetzt der große Verlierer: Wladimir Putin.

Newspapers in German

Newspapers from Germany