Rheinische Post Mettmann

Rückschlag für deutsche Handballer

Trotz einer starken Aufholjagd muss sich die Mannschaft dem großen Rivalen Frankreich knapp geschlagen geben. Nach der zweiten Niederlage wächst der Druck. STATISTIK

- VON ERIC DOBIAS

TOKIO (dpa) Hendrik Pekeler sprach von einem Kopfproble­m, Philipp Weber fand es einfach nur „zum Kotzen“. Nach einem erneuten Thriller ohne Happy End im Kracherdue­ll gegen Rekord-Weltmeiste­r Frankreich verließen die deutschen Handballer tief enttäuscht das Yoyogi National Stadium in Tokio. „Es ist ärgerlich und frustriere­nd“, sagte Bundestrai­ner Alfred Gislason nach dem dramatisch­en 29:30 (13:16) im Duell mit dem Olympiasie­ger von 2008 und 2012.

Nach der zweiten Vorrunden-Niederlage weist die DHB-Auswahl als Tabellenvi­erter in der Gruppe A nun 2:4 Punkte auf und steht im Kampf um den Einzug ins Olympia-Viertelfin­ale enorm unter Druck. In den ausstehend­en Spielen gegen Norwegen und Brasilien muss etwas Zählbares her, um den Traum von einer Medaille am Leben zu halten. „Wir werden alles daran setzen, dass dies gelingt“, sagte Gislason.

Seine Schützling­e waren nach dem neuerliche­n Handball-Drama sichtlich bedient. „Es zieht sich schon seit längerer Zeit wie ein roter Faden bei uns durch, dass wir die Topspiele nicht gewinnen können. Auch heute hatten wir die Möglichkei­t, aber welche Mannschaft macht schon zwei so leichte technische Fehler zum Schluss“, kritisiert­e Kreisläufe­r Pekeler. „Das macht den Unterschie­d.“

Dabei hatte die DHB-Auswahl in der zweiten Halbzeit sogar einen zwischenze­itlichen Sieben-Tore-Rückstand aufgeholt. „Wir können darauf stolz sein, uns letztlich aber nichts dafür kaufen“, sagte Regisseur Weber. Am Ende stand die deutsche Mannschaft wie so oft gegen einen Großen des Welt-Handballs mit leeren Händen da. „Wir sind einfach nicht cool genug, solche Spiele zu gewinnen“, haderte Pekeler.

Bester deutscher Werfer war Timo Kastening mit sieben Toren. „Wir hatten eine Hand am Sieg. Mit

Frankreich - Deutschlan­d

Gerard 1, Genty - Mem 6, Descat 5/2, Guigou 4/1, Mahé 3, N´Guessan 3, L. Karabatic 2, N. Karabatic 2, Abalo 1, Fabregas 1, Porte 1, Tournat 1, Remili

Bitter (HSV Hamburg), Wolff (KS Vive Kielce) - Kastening (MT Melsungen) 7, Weinhold (THW Kiel) 6, Gensheimer (Rhein-Neckar Löwen) 3/3, Golla (SG Flensburg-Handewitt) 3, Pekeler (THW Kiel) 3, Ph. Weber (SC Magdeburg) 3, Drux (Füchse Berlin) 2, Kühn (MT Melsungen) 2, K. Häfner (MT Melsungen), Knorr (Rhein-Neckar Löwen), F. Lemke (MT Melsungen), Schiller (Frisch Auf Göppingen)

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- / - ein bisschen mehr Cleverness wäre es möglich gewesen. Wieder eine Ein-Tor-Niederlage. Wir müssen irgendwas finden, damit wir diese Stotter-Starts abstellen. Das zieht sich durch die ganze Mannschaft. Da muss man eine Menge arbeiten, es kostet viel Kraft“, sagte der Rechtsauße­n im ZDF.

Nach einem Krimi wie bei den knappen Niederlage­n im Olympia-Halbfinale 2016 und dem kleinen Finale bei der WM 2019 sah es diesmal zunächst nicht aus. Wie schon beim Pflichtsie­g gegen Argentinie­n

fand die DHB-Auswahl nur schwerfäll­ig in die Partie und kam erst spät auf Betriebste­mperatur. Die Abwehr fand keine Einstellun­g gegen das variable und schnelle Angriffssp­iel der Franzosen und beim Abschluss wurde einmal mehr gesündigt. „Leider haben wir einen Fehlstart hingelegt. Wir haben erst nach einer Viertelstu­nde angefangen, unseren Handball zu spielen“, sagte Gislason.

Schon nach gut zehn Minuten nahm der Bundestrai­ner beim Stand von 2:7 die erste Auszeit. Doch auch danach bissen sich seine Schützling­e an der französisc­hen Deckung immer wieder die Zähne aus und schenkten zu viele leichte Bälle her. Und das sonstige Prunkstück – die Abwehr – war in dieser Phase auch nicht auf der Höhe. Beim 7:14 (24.) drohte ein Debakel.

Erst gegen Ende der ersten Halbzeit konnte die deutsche Mannschaft den Rückstand auf drei Tore verkürzen. Zwei schnelle Treffer nach dem Wechsel schürten neue Hoffnungen. Endlich war das DHBTeam hellwach. Die Defensive um den kurz vor der Pause für Johannes Bitter zwischen die Pfosten gerückten Torwart Andreas Wolff stand nun stabiler und vorne wurden die Chancen besser verwertet. Lohn war die erste Führung im Spiel beim 19:18 nach 38 Minuten.

Jetzt war es ein Duell auf Augenhöhe, in dem die Gislason-Truppe auch einen erneuten Drei-ToreRückst­and wegsteckte und vor allem durch ihren Kampfgeist überzeugte. Beim 27:27 (54.) war wieder alles offen, doch am Ende fehlte wie schon bei der knappen Auftakt-Niederlage gegen Europameis­ter Spanien das letzte Quäntchen zum Glück.

„Ich kann den Jungs keinen Vorwurf machen, sie haben in der zweiten Halbzeit sehr, sehr gut gespielt“, sagte Gislason. „Am Ende fehlten Kleinigkei­ten.“

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FOTO: SWEN PFÖRTNER/DPA Deutschlan­ds Kapitän Uwe Gensheimer ärgert sich im Spiel gegen Frankreich. Am Ende führten zu viele leichte technische Fehler zur nächsten knappen Niederlage bei Olympia.

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