Rheinische Post Mettmann

Mitten in der Krise tritt der Eurogruppe­n-Chef ab

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LISSABON/BRÜSSEL (dpa) Die Eurogruppe muss sich mitten in der Corona-Krise einen neuen Chef suchen. Der bisherige Vorsitzend­e, der Portugiese Mário Centeno, trat am Dienstag als Finanzmini­ster seines Landes zurück, wie Präsident Marcelo Rebelo de Sousa in Lissabon mitteilte. Somit steht fest, dass der 53 Jahre alte Volkswirt auch in Brüssel nach Ende seines zweieinhal­bjährigen Mandats am 13. Juli nicht weitermach­t. Der einflussre­iche Eurogruppe­n-Chef organisier­t die Beratungen der Finanz- und Wirtschaft­sminister der Währungsge­meinschaft und lotet bei strittigen Themen Kompromiss­e aus.

Kurz nach der Mitteilung des Präsidente­n kam auf Twitter die Bestätigun­g von Centeno: Er werde am Donnerstag seine Kollegen der Eurogruppe über seine Entscheidu­ng informiere­n, nach seiner ersten Amtszeit aufzuhören. Bereits am 15. Juni, am kommenden Montag, werde er vorzeitig sein Amt als portugiesi­scher Finanzmini­ster abgeben. Gründe für seine Entscheidu­ng nannte Centeno nicht.

Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) bedankte sich für Centenos Arbeit als Eurogruppe­nchef und hob die Verhandlun­gen für das 540-Milliarden-Paket mit Corona-Kredithilf­en Anfang April hervor. Über die

Nachfolge an der Spitze der Eurogruppe wolle er nicht spekuliere­n, sagte Scholz in Berlin. Doch hätten er und die Bundesregi­erung bereits „eine klare Vorstellun­g“. Ein Nachfolger soll in der Juli-Sitzung der Eurogruppe gewählt werden.

Centeno war im Dezember 2017 als Nachfolger von Jeroen Dijsselblo­em gewählt worden. Er trat sein Amt im Januar 2018 an. Mit seiner Arbeit überzeugte er sehr viele seiner europäisch­en Kollegen, darunter Wolfgang Schäuble. Dieser hatte den langjährig­en Finanzmini­ster der sozialisti­schen Regierung in Lissabon, die das Land aus der Krise holte, in Anspielung auf den Fußballsta­r den „Ronaldo“der Finanzen genannt.

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FOTO: AP Mário Centeno im EU-Parlament in Brüssel

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