Bau-Boom treibt Kosten für den Schulbau
Wegen der guten Auftragslage bewerben sich nur wenige Firmen – dadurch klettern die Kosten für Projekte. Die Politik musste am Dienstag fast zehn Millionen Euro zusätzlich freigeben.
Die Auftragsbücher der Bauunternehmen sind voll. Das spürt auch die Stadt Düsseldorf, wie am Dienstag im Bauauschuss deutlich wurde: Einige Schulbauprojekte werden deutlich teurer. Fast zehn Millionen Euro zusätzlich müssen nachträglich freigegeben werden. Das entspricht einer Kostensteigerung – je nach Projekt – von zehn bis 36,7 Prozent.
Wie es in der Beschlussvorlage heißt, sei ein Grund für den Anstieg, dass bei europaweiten öffentlichen Ausschreibungen die Teilnahmebereitschaft der Unternehmen auf einem Tiefstand liege. Dadurch falle der gewollte Preiswettbewerb weitgehend aus. Außerdem führten deutlich gestiegene Materialkosten und die deutliche Tariflohnerhöhung des vergangenen Jahres zu weiteren Preisanstiegen.
Stadtkämmerin Dorothee Schneider wurde beauftragt, für die Mehrkosten bei der Finanzierung der Schulprojekte zusätzliches Geld zur Verfügung zu stellen – verteilt auf das laufende sowie auf die beiden Folgejahre. Für das Jahr 2019 sind dies überplanmäßig 2,7 Millionen Euro, im Haushaltsjahr 2020 zusätzliche 5,1 Millionen Euro und 2021 1,8 Millionen Euro.
„Wenn wir früher drei Prozent Preissteigerung pro Jahr für solche Projekte kalkuliert haben, liegen wir heute bei rund zehn Prozent“, sagt Schuldezernent Burkhard Hintzsche. Deshalb ist ihm die möglichst rasche Umsetzung der bereits beschlossenen Maßnahmen wichtig. „Eines unserer Projekte verzögerte sich um etwa ein Jahr, weil es Nachbarschaftsklagen gab – das schlägt sofort auf den Preis durch“, sagt er.
Einen Preisschub für sämtliche noch ausstehenden Schulbauten befürchtet Hintzsche aber nicht. Bei den jüngeren Schulbaubeschlüssen sei der jährliche Preisanstieg bereits berücksichtigt. Das sei bei den Vorhaben, für die nun zusätzliche Mittel bereit gestellt werden, anders gewesen. „Wir haben seinerzeit die Kosten nicht bis in alle Einzelheiten durchkalkuliert, weil wir die Bauprojekte möglichst rasch auf den Weg bringen wollten“, sagt Hintzsche. Sorgen, die übervollen Auftragsbücher der Bau-Unternehmer könnten die Umsetzung der Schulbauprojekte (eine Milliarde Euro investiert die Stadt bis 2025) unerwartet stark verzögern, hat er noch nicht. „Noch finden wir für jeden Auftrag auch ein Unternehmen.“
Dass die Baubranche gegenwärtig stark ausgelastet ist, belegen auch die Zahlen der Handwerkskammer (HWK) und des Verbandes der Bauindustrie NRW. Das Umsatzklima hatte im Kammerbezirk mit 119 Punkten in diesem Frühjahr den höchsten jemals gemessenen Wert erreicht. Das Auftragsklima kam mit 123 Punkten auf den zweithöchsten Wert aller Zeiten.
Die sogenannte Auftragsreichweite, also die Zeit, wie lange der aktuelle Auftragsbestand in die Zukunft reicht, hatte sich zuletzt im Bauhauptgewerbe um 3,5 Wochen erhöht und beträgt nun durchschnittlich vier Monate. Wer also heute als Kunde einen Auftrag erteilt, bekommt frühestens im Januar 2020 einen Termin mit dem Handwerker. Die letzten Zahlen des Verbandes der Bauindustrie aus dem Mai dieses Jahres zeigen einen Auftragsanstieg um fast 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Und die Lage für die Kunden dürfte angespannt bleiben. Denn Auftragslage und -erwartungen liegen weit über dem langfristigen Durchschnitt.
Besonders schwer haben es Kunden, die Spezialisten für ausgefallene Arbeiten suchen. Das hat zuletzt auch die Düsseldorfer Oper spüren müssen: Auf die Ausschreibung für die Erneuerung der Bühnentechnik meldete sich kein einziger geeigneter Interessent. Die Arbeiten mussten verschoben werden. Kommentar