Doro Pesch auf Heimatbesuch
Wenn Doro Pesch nach Düsseldorf kommt, dann flirrt für sie die Luft, auch ohne die tropischen Temperaturen am Dienstag. Glücklich ist sie in der Heimat, „happy“, ihre Mutter Barbara zu sehen, die in Knittkuhl lebt und die Doro drei Mal am Tag anruft – morgens, abends und auch einmal zwischendurch. Das macht Doro auch, wenn sie auf Tour ist, egal, wo, und das ist sie oft. Die meiste Zeit ihres Lebens sitzt sie im Flieger oder im Tourbus mit ihrer Band. Den wenigen Rest ihrer Zeit verbringt der Heavy Metal Star in Floria. Dorthin ist sie irgendwann gezogen, weil ihr HNO-Arzt ihr wegen der Stimme und des milden Klimas dazu riet. „Und meine Wohnung in New York wurde von den Hurrikans Irene und Sandy vollkommen verwüstet, ich habe alles verloren. Da dachte ich, es ist eine gute Zeit für einen Ortswechsel“, erzählte die 55-Jährige nach einem Auftritt in der ZDF-Morgensendung „Volle Kanne“. Mindestens fünf Mal trat sie bereits dort auf, „mit Moderator Ingo Nommsen habe ich auch schon mal gesungen, das war einfach total witzig“.
Im Gepäck hat das Energiebündel Doro Pesch einige spannende Pläne und Lebensweisheiten. Nach Kreta geht es jetzt,
dann kommende Woche als Opener zum 30-jährigen Bestehen des Wacken-Festivals (faster, harder, louder!). Derweil stürmt ihre Doppel-CD, die im Sommer 2018 herauskam, diverse Charts. Am 26. Oktober ist sie dann wieder in ihrer Heimatstadt – als Spezialgast bei Saxon. Die Band ist eines der großen Flaggschiffe der neuen Welle des britischen Heavy Metal, und die zelebriert ihr 40-jähriges Bandbestehen in der Mitsubishi Electric Halle. Doros Schulfreundin Angie wird dann im Publikum sein, „darauf freue ich mich so sehr, Angie ist immer in Düsseldorf bei meinen Konzerten“. Als die beiden zehn waren und noch zur Schule gingen, da schlossen sie Blutsbrüderschaft. Doro lacht, als sie stolz die Narbe auf der Innenseite ihres Unterarmes zeigt und erzählt: „Wir haben mit einer Rasierklinge in die Haut geritzt und dann unser Blut getauscht, das verbindet.“Danach ging es ab in die Gerresheimer Klinik.
Nicht weit weg von ihrer Heimat lebt der Komiker und Musiker Helge Schneider, der bekanntermaßen viel mehr drauf hat als nur die „singende Herrentorte“zu sein. Der spielt auf ihrem Doppelalbum Saxofon. „Auf einmal stand Helge bei einem meiner Mannheim-Konzerte backstage, und wir waren sofort auf einer Wellenlänge.“Mit Sport hält sie sich fit, wobei das effektivste Workout in ihren Augen immer noch die Auftritte auf der Bühne sind. Sonst macht sie Thaiboxen, Wing Tsun, Eskrima – alles asiatische Kampfkunstarten. Und sie erinnert sich: „Papa hat uns früher sogar nachts geweckt, wenn Boxkämpfe im Fernsehen kamen.“Vegan lebt Doro jetzt seit zwei Jahren, vorher vegetarisch. „Das ist gar nicht so einfach, schon gar nicht auf Tour.“Das macht sie, weil sie nicht will, dass Tiere für sie leiden. Überhaupt sind Glaube und Spiritualität gewichtige Themen in ihrem Leben. „Ich habe schon mehrere Rückführungen gemacht und dabei sogar schon meinen Vater getroffen und erfahren, welche verschiedenen Leben ich früher mal hatte.“Was bleibt, ist für sie die Erkenntnis, „dass sich alles wie ein Puzzle zusammensetzt, ich habe viel über die Seele gelernt, und dass man es gut machen muss im Leben, denn die Seele hat keinen Anfang und kein Ende“. Sie hätte keine Angst mehr, und dass sie betet zu Gott oder einer höheren Kraft, das hätten auch schon Freunde spitz bekommen. „Sie rufen mich an, und ich muss für sie mitbeten“, erzählt sie lachend. Daher: Wenn es ihre Zeit erlaubt, dann fährt sie auch mal zur Ruine nach Kaiserswerth, „ein Ort mit einer magischen Energie“.
Brigitte Pavetic