In NRW fehlen 1100 Grundschullehrer
Etwa jede dritte Stelle ist nicht besetzt. Opposition und Lehrerverbände fordern höhere Besoldung.
DÜSSELDORF In NRW ist noch immer jede dritte Lehrerstelle an Grundschulen nicht besetzt. Von 3445 Stellen seien per Jahresende 2018 rund 1100 offen, sagte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) unserer Redaktion. Das entspreche einer Besetzungsquote von knapp 68 Prozent der ausgeschriebenen Grundschullehrerstellen – nach gut 50 Prozent Mitte 2018. „Die Zahl zum Jahresende ist zwar etwas besser, aber ich bin damit bei Weitem nicht zufrieden“, sagte Gebauer und fügte hinzu:„Deshalb werden wir auch im neuen Jahr überlegen, welche weiteren Maßnahmen wir noch ergreifen müssen“.
Die Grundschulen sind vom Lehrermangel besonders stark betroffen. Während es für das Oberstufen-Lehramt, also für Gymnasien und Gesamtschulen, in den kommenden zehn Jahren voraussichtlich 16.000 Absolventen zu viel gibt, fehlen an Grundschulen, in der Sekundarstufe I, an Berufskollegs und Förderschulen rund 15.000 Lehrer.
Die Schulministerin versucht gegenzusteuern, indem sie Anwärter für Gymnasien an die Grundschulen lockt. Sie sollen im Gegenzug dafür nach zwei Jahren einen Anspruch auf eine Stelle am Gymnasium haben. Doch auch dieses Angebot, das sich bisher an 2400 Gymnasiallehrer richtete, zeigt noch nicht die gewünschteWirkung.„Wir stehen jetzt bei 193 Verträgen“, sagte Gebauer. Die Maßnahme habe dennoch Potenzial: „Wenn im nächsten Jahr nochmals rund 200 Verträge dazu kämen, hätten wir mit Blick auf die zweijährige Verweildauer an den Grundschulen dauerhaft 400 Lehrkräfte gewonnen.“Sie sei sicher, dass das Programm noch zu einem Selbstläufer werde. „Die Konkurrenzsituation unter den kommenden Absolventen der Oberstufenlehrämter wird sich verschärfen.“
Nach Auffassung von Opposition und Lehrerverbänden hingegen wird sich die Situation an den Grundschulen nur dann entscheidend verbessern, wenn die Primarlehrer genauso bezahlt werden wie Gymnasiallehrer. „Wir haben einen Haushaltsüberschuss. Wann, wenn nicht jetzt, sollen wir die Besoldung von Grundschullehrern anheben?“, sagte SPD-Schulexperte Jochen Ott. Er forderte, noch im laufenden parlamentarischen Verfahren nachzubessern.
Die Unterschiede zwischen Gymnasial- und Grundschullehrern beim Brutto-Einstiegsgehalt liegen zurzeit bei 400 bis 500 Euro monatlich – Grundschullehrer werden anfangs nach dem Besoldungstarif A12 und Gymnasiallehrer nach A13 entlohnt. Besonders gravierend ist der Lehrermangel nach den Worten der Landesvorsitzenden der Pädagogengewerkschaft GEW, Dorothea Schäfer, an Schulen in sozial benachteiligten Vierteln: „Da, wo es besonders notwendig wäre, dass es genug Lehrer gäbe, konzentriert sich das Problem.“