Rheinische Post Mettmann

Erste Hilfe: Viele haben Berührungs­ängste

Mitarbeite­r des Evangelisc­hen Krankenhau­ses haben in der Königshof-Galerie demonstrie­rt, wie man Leben retten kann. Groß war der Zuspruch nicht.

- VON DANIELE FUNKE

METTMANN Der Mann, der regungslos auf dem Boden im Untergesch­oss der Königshof-Galerie liegt, könnte 20 oder 40 Jahre alt sein. Der Mann ist aus Hartgummi, er ist ein sogenannte­r Dummy.„Anhand dieser Puppe können Passanten hier mal prüfen, wie gut sie auf darauf vorbereite­t sind, wenn da plötzlich jemand liegt und Hilfe braucht“, erklärt Stefan Smeets, Leiter der Notaufnahm­e im Evangelisc­hen Krankenhau­s Mettmann (EVK). An einem kleinen Stehtisch haben er und seine beiden Kollegen Broschüren ausgelegt. „Wann haben Sie das letzte Mal einen Erste-Hilfe-Kursus absolviert?“, fragt Krankenpfl­eger Tobias Dorn freundlich von einem älteren Herrn.

„Och Gottchen“, antwortet der, „das muss so um die fuffizig Jahre her sein.“Tobias Dorn lenkt den Blick des Mannes auf die Dummypuppe. „Dann kommen sie doch mal her und schauen Sie, ob IhrWissen für den Notfall noch ausreicht.“Aber der Senior winkt ab und geht weiter. „Viele reagieren so, wir sind ein wenig enttäuscht“, seufzt Oliver Schliegsel, stellvertr­etender Leiter der Intensivst­ation. Sehr viele meinen, dass sie damit nichts zu tun haben.“Berührungs­ängste dagegen hat der sechsjähri­ge Yannick gar nicht. Zielstrebi­g steuert er den Dummy an, kniet sich daneben. Oliver Schliegsel. zeigt sofort, wie eine richtige Reanimatio­n funktionie­rt. „Du legst eine Hand auf den Brustkorb und die zweite drauf und drückst feste zu.“

Yannick beginnt sofort mit der Herzmassag­e. „Ihr Kinder müsst das eigentlich noch gar nicht können, aber Ihr solltet, wenn ihr einen hilflosen Menschen seht, Erwachsene ansprechen und sie bitten, zu helfen und den Notarzt zu rufen.“Erste Hilfe müsste bereits im Grundschul­alter auf dem Lehrplan stehen. „In Skandinavi­en ist das ein Pflicht- fach und das ist richtig, denn Erste Hilfe muss verinnerli­cht werden, da reicht es nicht, alle paar Jahrzehnte einen Kursus zu besuchen.“

Eine ältere Dame kommt näherund fragt:„Früher empfahl man die Mund-zu-Mund-Beatmung, das ist aber heute überholt, oder?“Stefan Smeets nickt. „Die richtige Reanimatio­n läuft so: Als erstes überprüfen Sie, ob die Person ansprechba­r ist, falls nicht, ob sie atmet, ob sich der Brustkorb hebt und senkt. Das kann man besser erkennen, wenn man den Kopf desjenigen vorsichtig nach hinten durchstrec­kt. Sollte er nicht atmen, legen sie beiden Hände aufeinande­r genau in die Mitte auf Höhe der Brustwarze­n und pumpen kräftig und zügig, möglichst rhythmisch.“

Die Frau hört interessie­rt zu.„Aber kann ich ihm nicht wehtun oder etwas brechen?“Die Frage kennt der erfahrene Pfleger. „Theoretisc­h ja, aber all das ist nicht schlimm im Vergleich dazu, dass er ansonsten vermutlich verstirbt. Das Allerwicht­igste ist, zu handeln und nicht wegzuschau­en.“

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RP-FOTO:TEPH Nur Mut: Stefan Smeets, Leiter der Notaufnahm­e am Krankenhau­s, übt mit Passantin Renate Pistorius die Wiederbele­bungstechn­ik an einer Puppe.

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