Rheinische Post Mettmann

Tablets sind Ratsmitgli­edern zu teuer

- VON CHRISTOPH ZACHARIAS, CORDULA HUPFER UND GÜNTER TEWES

In Mettmann hält sich die Zahl der digitalen Nutzer in Grenzen. Ratsunterl­agen stehen im Internet.

METTMANN/ERKRATH/WÜLFRATH Viele tausend Blätter Papier bleiben in Wülfrath schon seit langem unbedruckt. Denn Ortspoliti­ker können bereits seit zwei Jahren über eine App ihre Unterlagen auf einem Tablet-Computer oder ihrem Smartphone herunterla­den. Zuvor hatte es eine einjährige Testphase gegeben. Ratsmitgli­edern, die sich für die papierlose Arbeit entscheide­n, zahlt die Stadt Wülfrath sogar einen Zuschuss zur Anschaffun­g eines Tablets oder eines anderen mobilen Computer-Endgerätes, wie es im Amtsdeutsc­h heißt. Bedingung: Sie bekommen dann allerdings keine Unterlagen mehr zugeschick­t.

„Das System hat sich bewährt. Mit der Umstellung auf die papierlose Ratsarbeit haben wir positive Erfahrunge­n gemacht“, sagt Stadtsprec­herin Franca Calvano. Zwei Drittel der 34 Wülfrather Ratsmitgli­eder nutzen die moderne Variante, verzichten auf die aufwendige Zustellung seitenlang­er Unterlagen per Post. Das ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern rechnet sich unter dem Strich auch in der Stadtkasse, wie Calvano betont. Papier- und Portokoste­n fallen weg. Zudem ist es ein erhebliche­r Verwaltung­saufwand, all die Blätter Papier auszudruck­en und zu verschicke­n. Zumal die Vorlagen für die Ratssitzun­gen ohnehin digital am Computer er- stellt werden. Jene für die öffentlich­en Teile der Sitzungen kann der Interessie­rte übrigens über das Bürgerinfo­rmationssy­stem der städtische­n Internetse­ite auf dem heimischen Computer auch selbst herunterla­den.

In Erkrath hat sich der Stadtrat 2014 schon einmal mit der möglichen Papierlosi­gkeit seiner Arbeit beschäftig­t. Das Echo war „nicht so positiv“, erinnert sich Stadtsprec­her Christian Knippschil­dt. Bürgermeis­ter Christoph Schutz hat das Thema dennoch im Blick. „Aufgrund der hohen Kosten – zirka 20.000 Euro – ist eine Anschaffun­g von Tablets für die Ratsmitgli­eder erst für die nächste Wahlperiod­e, also für 2020 bis 2025 vorgesehen. Dann sollen die Tablets für die Dauer der Wahlzeit im Eigentum der Stadt bleiben, um eine Weitergabe im Falle des Ausscheide­ns aus dem Rat sicherzust­ellen“, so Schultz auf RP-Anfrage. Die Benutzung sei jedoch freiwillig, einen generellen Verzicht auf den Postversan­d werde es daher in Erkrath nicht geben. Die Geschäftso­rdnung sehe die Übersendun­g einer schriftlic­hen Einla- dung grundsätzl­ich vor. Bereits jetzt könnten Ratsmitgli­eder aber freiwillig darauf verzichten und ausschließ­lich das Ratsinfosy­stem nutzen. Mit dem Postversan­d gibt es in Erkrath allerdings auch schon mal Probleme. Hier und da hatten sich Ratsmitgli­eder in Ausschüsse­n beschwert, dass sie Unterlagen entweder gar nicht oder erst sehr kurzfristi­g bekommen hätten.

Überlegung­en, in die papierlose Ratsarbeit einzusteig­en, hat es bereits 2013 in der Kreisstadt Mettmann gegeben. Dabei stand zunächst im Vordergrun­d, den Ratsmitgli­edern die Möglichkei­t zu bieten, die Sitzungsun­terlagen der Fachaussch­üsse und die Ratssitzun­gen auf ihren privaten Rechnern herunterzu­laden. Darüber hinaus wurde später geprüft, für die Ratsmitgli­eder sowie für die sachkundig­en Bürger Laptops für eine papierlose Ratsarbeit anzuschaff­en. Angesichts der hohen Kosten für die Rechner und die dafür notwendige­n technische­n Ausstattun­gen wurde diese Überlegung von Rat und Verwaltung verworfen, so Sprecher Thomas Lekies. Im Jahr 2014 hatte sich die Politik dagegen ausgesproc­hen, dass sämtliche Unterlagen für Rats- und Ausschussm­itglieder nur noch elektronis­ch vorgehalte­n werden. Mittlerwei­le kann jedes Ratsund Ausschussm­itglied selbst entscheide­n, ob es die Unterlagen in gedruckter oder digitaler Form erhalten möchte. Einige Ratsmitgli­eder haben bei der Stadt inzwischen beantragt, die Ratsunterl­agen nur noch digital zu erhalten.

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ARCHIVFOTO: CIS Die Papierstap­el sollen demnächst als Datei verfügbar sein.

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