Kalenderblatt 10. Februar 1996
Niemals könnte ein Computer so gut Schach spielen wie ein Mensch. Der Maschine würde die Fähigkeit fehlen, freiwillige Opfer zu bringen oder Fallen zu erkennen – diese Auffassung vertraten noch in den 1990er Jahren viele Experten der Schachwelt. Und dann das: Am 10. Februar 1996 spielte der amtierende Schachweltmeister Garri Kasparow gegen den IBM-Computer Deep Blue. Die Partie war Teil eines Freundschaftsmatches, das in sechs Spielen ausgetragen werden sollte. Als Kasparow die erste Partie verlor, war die Welt entsetzt. Die Maschine hatte über den Menschen triumphiert, kalte Berechnung hatte den Sieg über Intuition davongetragen. Die Menschheit konnte kurz darauf wieder aufatmen, denn es blieb bei einer einzigen Niederlage, Kasparow besiegte Deep Blue nach der Eröffnungspartie dreimal und holte zwei Remis, damit gewann er das Match. Ein Jahr darauf, Deep Blue war von IBM noch einmal aufgerüstet worden, sah die Sache anders aus: Kasparow verlor den RevancheWettbewerb mit 3,5 zu 2,5 und musste eine der schnellsten Niederlagen seiner Karriere verkraften – in 19 Zügen. Der Schachweltmeister warf dem Team um Deep Blue Betrug vor, konnte dies aber nie beweisen. Eine Revanche wurde ihm daraufhin verweigert. Deep Blue wurde zerlegt und ins Museum verbannt – wo er noch heute als erste Maschine, die einen Menschen bezwang, präsentiert wird.