Hausmannskost wie in Korea
Im Lokal Kim’s’Core kommen traditionelle Gerichte auf den Tisch. Der Verzicht auf Glutamat ist obligatorisch, irritiert aber manche Gäste.
in Braun gestrichene Wände machen ein angenehm schnörkelloses Flair aus. Für ein wenig optische Unruhe sorgt die Beleuchtungsinstallation an der Raumdecke. Meterlange Kabel, mit farbigen Textilien umhüllt, verbinden die schlichten Fassungen mit den Glühbirnen, was in der Summe ein wenig unfertig aussieht, aber für ein dezentes Licht sorgt.
Auf den ersten Blick ähnelt die Speisekarte im Kim’s’Core anderer koreanischer Restaurants. Ehemalige Stammgäste vom Papa Yong werden sich freuen. „Wir kochen alles ohne Glutamat“, sagt Wen Kim, der Ehemann von Inhaberin Yunkyung Kim. Eine gute Sache, denn der Geschmacksverstärker hat einen schlechten Ruf. Zwar genießen viele Esser (oft, ohne sich dessen bewusst zu sein) die mit Glutamat versetzten Speisen wegen des herzhaft würzigen Geschmacks, müssen sich später aber mit heftigem Magengrummeln abmühen. Auch schwindet der Sinn für natürlich gewürzte Speisen – und das ist bei authentischer Küche wirklich hinderlich.
Unser Testessen beginnt im Kim’s’Core mit einer Suppe. Für gute 4,90 Euro gibt es eine Yuk Gae Jan, die mit knackigem Gemüse und würzigem Rindfleisch mundet. Etwas schade: Die Kimchi Guk gibt es nicht als vegetarische Variante, obwohl sie mit Tofu angemacht ist. „Aber in Rinderkraftbrühe“, sagt der flotte Kellner und empfiehlt den Veggie-Salat Lanzjou. Für 6,90 Euro kommt die Portion Glasnudeln, Chinakohl, Möhren, Sojasprossen und allerhand anderem Gemüseklein auf den Tisch – wirklich sehr ordentlich. Auch die anderen Speisen sehen gut aus: Ramen-Nudeln (9,50 Euro) und Reis in Seetanghülle und Rindfleisch aus Argentinien (4,90 Euro) kommen gut an. Am Nachbartisch lobt ein Paar das Barbecue Bulgogi für zwei Personen (je 15,90 Euro) – ein Gericht, das sich die Gäste größtenteils selbst zusammenstellen.
Spezialität des Hauses ist die Ente. „Geflügel bekommen wir aus deutscher Herkunft statt aus Korea“, sagt Wen Kim. Knusprig gebraten und mit Beilagen wie Brokkoli, Zucchini, Spinat und Chinakohl ist das Gericht (14,80 Euro) optisch wie geschmacklich fast perfekt – nur einen Hauch zu ölig. Einige Orangenscheiben geben dem Fleisch noch eine gute Fruchtnote. Im „Hot Stone Pot“kommt das Bibimbab (11,90 Euro) auf den Tisch – übrigens ohne lange Wartezeit. In der Masse ist auch dieses Gericht mit Reis, Gemüse, Tofu und einem Spiegelei sehr üppig – allerdings: Einen gewissen Pfiff beim Geschmack vermissen wir doch.
Diese leichte Kritik kennt Wen Kim. „Manche Gäste fragen irritiert, ob ein Gewürz fehlt“, sagt er. Aber es sei nur oft neu, Speisen frei von Glutamat zu schmecken, erklärt er. Eine Frage der Gewohnheit, fügt er hinzu. Denn wer dauerhaft ohne Glutamat esse, würde schnell die koreanische Geschmackskultur in ihrer ganzen Pracht genießen.