Polizei fasst mutmaßlichen Erpresser
Der 49-Jährige soll 13 Familien angedroht haben, ihre Kinder zu töten.
AACHEN/ESCHWEILER Der Erpresserbrief kam mit der Post in die Firma. Es war gegen Mittag, als eine Mitarbeiterin bei Thomas R. im Büro anrief, sie klang verstört. Ob er kurz Zeit habe, fragte die Mitarbeiterin, es sei ein Brief gekommen, der möglicherweise problematisch sei. Thomas R. stand auf, ging zu seiner Mitarbeiterin, und als er den Brief gelesen hatte, wusste er nicht, was er von den Zeilen halten sollte. Jemand forderte 20.000 Euro von ihm, damit seine Kinder am Leben bleiben. Thomas R. sagt: „Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte.“Es war der 19. Januar, ein Donnerstag.
Der Mann, der Familie R. aus Stolberg und zwölf weitere Familien aus der Region Aachen, Düren und Heinsberg zwischen Mai 2016 und Januar 2017 bedroht und erpresst haben soll, ist noch am Mittwoch festgenommen worden. Er bestreitet nicht, der Mann auf den Fahndungsfotos zu sein, die die Polizei kurz zuvor veröffentlicht hatte, doch er bestreitet, irgendwen erpresst zu haben. Das Amtsgericht Aachen ordnete gestern wegen dringenden Tatverdachts und Fluchtgefahr Untersuchungshaft gegen den Mann an, teilte die Staatsanwaltschaft mit.
Die Polizei hatte am Mittwoch Fahndungsfotos veröffentlicht, die den mutmaßlichen Erpresser an der Stelle zeigen, an der die 20.000 Euro hinterlegt werden sollten, wasserdicht verpackt. So stand es im Erpresserbrief. Die Fotos, die eine dort von der Polizei installierte Kamera am 23. Januar machte, sind verhältnismäßig scharf.
Deswegen dauerte es nur wenige Minuten, bis am Mittwoch die ers- ten Hinweise bei der Polizei eingingen, noch vor Mittag wussten die Beamten, wer auf den Fotos zu sehen ist: ein 49 Jahre alter Mann aus Eschweiler, polizeilich bis dahin unbekannt, keine Vorstrafen.
Die Beamten fuhren zur Arbeitsstelle des 49-Jährigen und nahmen ihn fest, wenig später durchsuchten sie seine Wohnung und stellten unter anderem den Computer und das Handy des Mannes sicher. Das Papier, auf dem die Briefe ausgedruckt wurden, wird mit dem Papier verglichen, das in der Wohnung des 49Jährigen gefunden wurde.
Thomas R. sagt, dass seine Frau und seine Kinder, 15 und 21 Jahre, den Erpresserbrief ernster genommen haben als er selbst. Doch alle hätten gemeinsam entschieden, das geforderte Geld auf keinen Fall zu zahlen. „Wir waren uns schnell einig“, sagt Thomas R. Noch am selben Abend ging er zur Polizei. Sollte sich der Verdacht gegen den 49-Jährigen erhärten und sollte es zum Prozess kommen, wird Thomas R. als Nebenkläger auftreten.
Nach der Veröffentlichung des Fotos dauerte es nur wenige Minuten, bis die ersten Hinweise
eingingen