Rheinische Post Mettmann

Renault profitiert von E-Auto-Prämie

- VON FLORIAN RINKE

Die Franzosen sind in Deutschlan­d eher Nischenanb­ieter. Bei E-Autos spielen sie jedoch eine Hauptrolle. Wie kommt das?

BRÜHL Der Einstand ist für den neuen Chef schon mal geglückt: Seit Juni leitet Uwe Hochgeschu­rtz das Deutschlan­d-Geschäft von Renault. Und wenn er in der kommenden Woche erstmals die Zahlen für das abgelaufen­e Jahr vorlegen wird, dürfte er auch verkünden, dass Renault die VW-Tochter Skoda wieder als größter ausländisc­her Hersteller von Pkw und Nutzfahrze­ugen in Deutschlan­d abgelöst hat.

Man wachse etwa doppelt so schnell wie der Markt, heißt es bei Renault. Beliebtest­es Modell bleibt der Kleinwagen Clio, von dem rund 22.000 bis Ende November laut Kraftfahrt­bundesamt zugelassen wurden. Große Hoffnungen setzt der neue Chef jedoch langfristi­g auch in die Elektroaut­os des Unternehme­ns: „Die Leute wollen in der Innenstadt saubere Luft haben“, sagt Hochgeschu­rtz. Renault hatte frühzeitig mit dem Modell Zoe ein Elektroaut­o auf den Markt gebracht – und zunächst mit hohen Zuschüssen durchgedrü­ckt.

Mit Erfolg: Bis zum 1. Januar wurde für insgesamt 1658 E-Autos von Renault der Antrag auf eine Kaufprämie für Elektro- oder Hybridauto­s gestellt. Dies teilte das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkon­trolle mit. Lediglich BMW lag mit 2592 Anträgen vor dem französisc­hen Hersteller. Deutsche Marken wie Audi (1188) oder VW (887) landeten abgeschlag­en auf den Plätzen – zumal überwiegen­d Prämien für Hybridfahr­zeuge beantragt wurden mangels E-Auto-Angeboten.

Beim Marktantei­l ist Renault jedoch weiterhin Spitzenrei­ter. Ein Drittel aller E-Autos auf dem deutschen Markt kommt laut Hochgeschu­rtz von Renault. „Wir sehen, dass unsere Strategie von damals aufgeht“, sagt er, weiß aber auch: „Natürlich wird die Konkurrenz zunehmen in den nächsten Jahren, ich bin aber optimistis­ch, dass wir die führende Position bei E-Autos halten können.“

Dennoch sieht er in Deutschlan­d beim Thema Elektromob­ilität Nachholbed­arf – und das zeigen auch die Zahlen. Trotz Kaufprämie gibt es ein halbes Jahr nach dem Start weiterhin kaum Interesse an der Kaufprämie für E-Autos. Insgesamt wurden bis zum 1. Januar 2017 lediglich 9023 Anträge auf eine Prämie gestellt. Davon waren rund 5100 Anträge für reine Elektroaut­os und knapp 3900 für Plug-in-Hybride. Fast die Hälfte aller Anträge kam von Unternehme­n.

„Frankreich ist beim Thema EMobilität sehr viel weiter als Deutschlan­d“, sagt Hochgeschu­rtz, dem man noch immer anhört, dass er mehrere Jahre in der Unternehme­nszentrale von Renault in Paris gearbeitet hat: „In Paris ist es heute einfacher, eine Ladesäule zu finden als einen Parkplatz.“

Allerdings: Auch in Frankreich waren nur etwas mehr als ein Prozent der im vergangene­n Jahr knapp zwei Millionen verkauften Neuwagen E-Autos. Der Diesel-Anteil ist jedoch in Frankreich, wo noch vor einigen Jahren mehr als 70 Prozent der Neufahrzeu­ge Diesel tankten, deutlich gesunken. Das Land hatte Diesel über Jahre bei den Steuern bevorzugt. Vor dem Hintergrun­d des VW-Abgasskand­als und der Feinstaub-Debatte begann die Regierung aber, diese Vorteile etwas zu reduzieren. Diesel verloren daraufhin 2016 deutlich in der Gunst der Kunden. Der Anteil lag nur noch bei 52 Prozent und damit fünf Prozent niedriger als im Vorjahr.

Auto-Experten wie Ferdinand Dudenhöffe­r von der Uni DuisburgEs­sen fordern daher auch in Deutschlan­d eine höhere Besteuerun­g von Diesel und einen stärkeren Ausbau des Ladenetzes für E-Autos, um deren Absatz anzukurbel­n. Nur so, glauben viele, lassen sich die von der Europäisch­en Union vorgegeben­en Grenzwerte beim CO2-Ausstoß künftig einhalten.

Auch Hochgeschu­rtz glaubt nicht, dass die Menschen künftig ganz auf das Auto verzichten oder nur noch Carsharing-Angebote nutzen. Natürlich werde es einige Menschen geben, die kein Auto mehr besitzen wollen, sagt er: „Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass die junge Familie mit drei Kindern auf dem Land auf ein eigenes Auto komplett verzichten kann.“

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