Anleger sollten ihr Vermögen auf eine breite Basis stellen
Vermögende Anleger haben vor allem ein Ziel: ihr Vermögen zu erhalten und Risiken möglichst zu meiden. Doch in Zeiten anhaltender Niedrigzinsen fällt das nicht mehr so einfach. Privatbankiers setzen auf Diversifikation und die Erfahrung ihrer Berater.
Schon vergessen? Nur knapp sieben Jahre ist es her, als der deutsche Leitindex Dax unter den Folgen der Finanzkrise in die Knie ging. Gerade mal etwas über 4000 Punkte notierte er an einem dieser schlimmen Börsentage im Oktober 2008. Wer sich damals als Anleger gegen die schlechte Marktstimmung stemmte und langen Atem hatte, wurde belohnt: Noch im April 2015 kletterte der Index auf über 12.300 Punkte – um in diesem Sommer nach langer Zeit wieder unter die 10.000-Grenze zu rutschen.
Das Beispiel Dax zeigt, dass langfristig an den Börsen gutes Geld verdient werden kann, wenn die Anleger Nerven bewahren und die hohen Marktschwankungen aushalten. Die Berater in den Privatbankhäusern kennen das: Läuft die Börse gut, ist die Stimmung gut, geht es heftig rauf und runter, nimmt oft die Zahl der Gespräche mit den Kunden zu. Marktschwankungen müssen erklärt werden – nachvollziehbar sind sie nicht immer.
Beim RP-Finanzforum Privatbanken ging es auch darum, wie die Privatbanken die aktuelle Lage bewerten. „Es gibt keine dauerhaft hohe Volatilität“, erläutert Daniel Wendig (M.M.Warburg & CO). „Allerdings erfolgen die Korrekturen am Aktienmarkt seit den 90er Jahren in immer kürzeren Abständen.“
Die heftigen Marktschwankungen sind auch für erfahrene Berater eine Herausforderung, zumal die anhaltend niedrigen Zinsen und Risiken im Anleihenmarkt dazu führen, dass ohne ein gewisses Risiko kaum noch eine Rendite erzielt werden kann. Zuletzt sorgten auch GriechenlandKrise und die Kurseinbrüche in China für weitere Unsicherheiten. „Wir glauben, dass die Konjunktur in Asien schwächer kommen wird, aber das führt nicht in eine globale Rezession“, skizziert Friedrich W. Rogge von Sal. Oppenheim. Sein Haus hat eine klare Meinung zur Inflation: „Inflationsrisiken sehen wir erst dann, wenn das Vertrauen in die Notenbanken verloren geht. In Europa etwa wird die Notenbankpolitik weiter expansiv bleiben.“
Ulrich Endemann (Deutsche Bank) empfiehlt seinen Kunden, vorsichtig anzulegen. „Die Finanzmärkte sind einem ständigen Wandel unterworfen. Doch wer daraus den Schluss zieht, sich von den Börsen komplett fernzuhalten, macht sehr wahrscheinlich einen Fehler. Das eindeutige Gebot der Stunde ist Diversifizierung“, so Endemann. Der Branchenprimus erwartet, dass die amerikanische Noten- bank die Zinsen erhöhen wird und es in den nächsten sechs bis zwölf Monaten zu einer Euro-Dollar-Parität kommen wird.
Sein Vermögen möglichst breit und sicher aufzustellen, darin sind sich die Forumsteilnehmer einig, ist für reiche Anleger unumgänglich. „Aktien, Alternative Investments wie etwa Investitionen in Landund Forstwirtschaft sind dabei ebenso interessant wie solide Sachwerte“, betont Tilo Croonenberg (Privatbank Berenberg). In der Asset Allokation gehen die Häuser indessen unterschiedliche Wege – auch, weil sich jeder Kunde individuelle Lösungen wünscht.
Dr. Kirsten Teegen von der National-Bank setzt unter anderem auf einen „strukturierten Prozess der Themenfindung“, um die Wünsche und den Bedarf des Anlegers präzise zu ermitteln. „Das niedrige Zinsumfeld wird auch die nächsten Jahre weiter anhalten. Deshalb benötigen wir Multi-Asset-Strategien, bei denen die Volatilitäten angemessen sind – und das funktioniert nur mit einem kühlen Kopf.“„Die Märkte werden weiter volatil bleiben“, ist auch Hans Staudinger (Walser Privatbank) überzeugt: „Die Anleger sind gut beraten, auf Qualität und Substanz bei der Wahl ihrer Anlagen zu achten und weiter auf Sicht zu fahren.“