Rheinische Post Mettmann

Anleger sollten ihr Vermögen auf eine breite Basis stellen

- VON JOSÉ MACIAS

Vermögende Anleger haben vor allem ein Ziel: ihr Vermögen zu erhalten und Risiken möglichst zu meiden. Doch in Zeiten anhaltende­r Niedrigzin­sen fällt das nicht mehr so einfach. Privatbank­iers setzen auf Diversifik­ation und die Erfahrung ihrer Berater.

Schon vergessen? Nur knapp sieben Jahre ist es her, als der deutsche Leitindex Dax unter den Folgen der Finanzkris­e in die Knie ging. Gerade mal etwas über 4000 Punkte notierte er an einem dieser schlimmen Börsentage im Oktober 2008. Wer sich damals als Anleger gegen die schlechte Marktstimm­ung stemmte und langen Atem hatte, wurde belohnt: Noch im April 2015 kletterte der Index auf über 12.300 Punkte – um in diesem Sommer nach langer Zeit wieder unter die 10.000-Grenze zu rutschen.

Das Beispiel Dax zeigt, dass langfristi­g an den Börsen gutes Geld verdient werden kann, wenn die Anleger Nerven bewahren und die hohen Marktschwa­nkungen aushalten. Die Berater in den Privatbank­häusern kennen das: Läuft die Börse gut, ist die Stimmung gut, geht es heftig rauf und runter, nimmt oft die Zahl der Gespräche mit den Kunden zu. Marktschwa­nkungen müssen erklärt werden – nachvollzi­ehbar sind sie nicht immer.

Beim RP-Finanzforu­m Privatbank­en ging es auch darum, wie die Privatbank­en die aktuelle Lage bewerten. „Es gibt keine dauerhaft hohe Volatilitä­t“, erläutert Daniel Wendig (M.M.Warburg & CO). „Allerdings erfolgen die Korrekture­n am Aktienmark­t seit den 90er Jahren in immer kürzeren Abständen.“

Die heftigen Marktschwa­nkungen sind auch für erfahrene Berater eine Herausford­erung, zumal die anhaltend niedrigen Zinsen und Risiken im Anleihenma­rkt dazu führen, dass ohne ein gewisses Risiko kaum noch eine Rendite erzielt werden kann. Zuletzt sorgten auch Griechenla­ndKrise und die Kurseinbrü­che in China für weitere Unsicherhe­iten. „Wir glauben, dass die Konjunktur in Asien schwächer kommen wird, aber das führt nicht in eine globale Rezession“, skizziert Friedrich W. Rogge von Sal. Oppenheim. Sein Haus hat eine klare Meinung zur Inflation: „Inflations­risiken sehen wir erst dann, wenn das Vertrauen in die Notenbanke­n verloren geht. In Europa etwa wird die Notenbankp­olitik weiter expansiv bleiben.“

Ulrich Endemann (Deutsche Bank) empfiehlt seinen Kunden, vorsichtig anzulegen. „Die Finanzmärk­te sind einem ständigen Wandel unterworfe­n. Doch wer daraus den Schluss zieht, sich von den Börsen komplett fernzuhalt­en, macht sehr wahrschein­lich einen Fehler. Das eindeutige Gebot der Stunde ist Diversifiz­ierung“, so Endemann. Der Branchenpr­imus erwartet, dass die amerikanis­che Noten- bank die Zinsen erhöhen wird und es in den nächsten sechs bis zwölf Monaten zu einer Euro-Dollar-Parität kommen wird.

Sein Vermögen möglichst breit und sicher aufzustell­en, darin sind sich die Forumsteil­nehmer einig, ist für reiche Anleger unumgängli­ch. „Aktien, Alternativ­e Investment­s wie etwa Investitio­nen in Landund Forstwirts­chaft sind dabei ebenso interessan­t wie solide Sachwerte“, betont Tilo Croonenber­g (Privatbank Berenberg). In der Asset Allokation gehen die Häuser indessen unterschie­dliche Wege – auch, weil sich jeder Kunde individuel­le Lösungen wünscht.

Dr. Kirsten Teegen von der National-Bank setzt unter anderem auf einen „strukturie­rten Prozess der Themenfind­ung“, um die Wünsche und den Bedarf des Anlegers präzise zu ermitteln. „Das niedrige Zinsumfeld wird auch die nächsten Jahre weiter anhalten. Deshalb benötigen wir Multi-Asset-Strategien, bei denen die Volatilitä­ten angemessen sind – und das funktionie­rt nur mit einem kühlen Kopf.“„Die Märkte werden weiter volatil bleiben“, ist auch Hans Staudinger (Walser Privatbank) überzeugt: „Die Anleger sind gut beraten, auf Qualität und Substanz bei der Wahl ihrer Anlagen zu achten und weiter auf Sicht zu fahren.“

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Viele Branchen müssen heute Umbrüche bewältigen – auch die Privatbank­en. Wie das in der Praxis aussieht. stellten die Vertreter führender Häuser beim RP-Finanzforu­m „Privatbank­en“vor.

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