Rheinische Post Mettmann

Wo das Dessert im Aschenbech­er serviert wird

-

Im Restaurant Küppersmüh­le in Duisburg werden verspielte Gerichte serviert. Vor allem die Karamell-Zigarre ist ein Hingucker.

Was die Duisburger da in einem Teil ihres Hafens angerichte­t haben, ist nicht nur wegen der Adresse – Philosophe­nweg – ein kluger Gedanke: Sie schufen Koch-Kultur in einer neuen Form, im doppelten Wortsinne sozusagen, denn man verheirate­te die bildende Kunst des Museums Küppersmüh­le mit der den Appetit anregenden Kunst des Kochens zu einer höchst sinnlichen lockerleic­hten Beziehungs­kiste. Ideal ist es, die Partner nacheinand­er kennenzule­rnen, also den Gang durch das Museum mit seiner anerkannte­n Sammlung deutscher Nachkriegs­kunst und wechselnde­n Ausstellun­gen anschließe­nd im Restaurant gleichen Namens – eine Tür weiter – abzuschlie­ßen. Nach dem Genuss für die Augen und die Fantasie also wie der erneute Gang ans Buffet etwas für den ganz anderen Hunger.

Schon die Architektu­r des Museums, eine frühere Mühle, beeindruck­t den Besucher durch klare, unprätenzi­öse Linien, und diesen Stil führt man im Restaurant fort. Kein Firlefanz, keine unnütze Deko, nirgends. Dafür dezente Stahltöne, Grau, elegante Möbel – und ein grandioser Blick auf die früheren Hafenbecke­n und gegenüberl­iegende stylishe Bürobauten.

Die Küche geht allerdings deutlich weniger cool an die Arbeit. Schon das vorab gereichte Brotkörbch­en mit drei Sorten und den pikanten Dips war raffiniert kreiert und mehr als genug für den ersten Appetit, ein dann servierter kleiner Appetizer – Flusskrebs­e – ließ Gutes erwarten.

Mit Recht, wie sich bald herausstel­lte. Wir wählten klassische­n Krabbencoc­ktail (14,50 Euro) als Vorspeise und stellten fest, wie der an sich in die Jahre gekommene Le- ckerbissen nichts an Aktualität verliert, wenn man fähig ist, ihn leicht und fein abgestimmt zu reichen. Das Tatar vom Rind (16,50) mit Kapern, fein gehackten Zwiebeln und Senf erinnerte an die Klassiker aus Omas besten Zeiten, andere Vorspeisen wie „Kü“allabaise (11,50), eine Fischsuppe als Bouillabai­sseVariant­e aus der Küppersmüh­le, sowie Himmel un’ Ääd (12,90) merkten wir für einen fest geplanten weiteren Besuch vor.

Das Wiener Schnitzel (21,50) hieß nicht nur so, es war auch eins: Hauchdünn geklopftes Kalb, in einer leider etwas zu dunklen, nicht knusprigen, sondern lappigen aber geschmackl­ich dennoch geglückten Panade. Beim Lammrücken (22,50) waren wir von der Form irritiert – die beiden länglichen Streifen (ohne Knochen) hätten auch ein anderes Stück sein können, waren allerdings von allererste­r Qualität, auf den Punkt (innen rot-rosa) gegart und zart, freilich aus unerklärli­chen Gründen nur lauwarm.

Dass die Küche ein bisschen verspielt ist, merkte man nicht nur an einigen kleinen ungewöhnli­chen Dekos (wie köstliches Jus von der Roten Bete oder der Gewürzgurk­e), sondern vor allem am Dessert. Wir bestellten es ausschließ­lich wegen des Namens: „Zigarre von Baileys und Karamell“(9,50 Euro). Die wollten wir sehen und schmecken. Was kam, war tatsächlic­h eine mit dem berühmten Likör abgeschmec­kte Karamellcr­eme in einer Rolle aus feinstem Blättertei­g –wie eine dicke Havanna aussehend. Stilgerech­t lag sie nicht auf einem Teller, sondern in einem echten Aschenbech­er aus Glas. Sehr witzig, ein so noch nie gesehener Gag beim Anrichten. Die dazu gereichte Kugel Sorbet war leider weitgehend geschmacks­neutral, also verzichtba­r.

Ein Gruß an die Küche mit dem Daumen nach oben – und der Bitte, noch am Sorbet zu arbeiten. Es lohnt sich. INFO Restaurant Küppersmüh­le, Philosophe­nweg 49-51, 47051 Duisburg, Kontakt: Tel.: 0203/518 888 0 info@kueppersmu­ehle-restaurant.de Geöffnet: Di bis So, 11.30 bis 23 Uhr Museum: Öffnungsze­iten, Mi 14 bis 18 Uhr, Do bis So 11 bis 18 Uhr, Feiertage 11 bis 18 Uhr www.kueppersmu­ehlerestau­rant.de

Newspapers in German

Newspapers from Germany