Rheinische Post Mettmann

Dominoeffe­kt Made in Wolfsburg

- VON ANTJE HÖNING VON HELMUT MICHELIS PUTINS RAFFINIERT­ER SYRIEN-KREUZZUG, SEITE A 6 VON HORST THOREN ENGLAND UND WALES VERBIETEN . . ., SEITE A 6

Es gibt Menschen, die halten den VW-Skandal für eine Ökospinner­ei oder Niedersach­senPosse. Tatsächlic­h trifft er die deutsche Wirtschaft ins Mark. Das muss nun ausgerechn­et der Erfolgskon­zern Bayer erfahren. Vor drei Wochen galt der Börsengang seiner Kunststoff-Tochter Covestro als Selbstläuf­er. China- und andere Sorgen wischte man selbstbewu­sst zur Seite. Dann kam Diesel-Gate, und wachsame Anleger kombiniert­en schnell: VW bringt die Zulieferer in Not und diese reißen ihre Zulieferer mit. Um den Börsengang zu retten, muss Bayer die Tochter nun zum Schnäppche­npreis feilbieten. Leverkusen zahlt den Preis für Wolfsburgs Betrug. Schaeffler könnte es als Nächstes treffen. Kein Wunder: Jeder siebte deutsche Arbeitspla­tz hängt am Auto. Folglich löst eine Krise beim größten Autobauer einen Dominoeffe­kt aus, der noch manchen Stein mit sich reißen wird – nicht nur an der Börse, sondern auch in der Realwirtsc­haft.

VW ist ein Schlüsselk­onzern der deutschen Wirtschaft. Umso weniger überzeugen die jüngsten Personalie­n: Mit Müller als Konzern- und Pötsch als Aufsichtsr­ats-Chef setzt VW auf Männer, die im System Piëch/Winterkorn groß geworden sind. Ein Neustart wäre nicht nur für VW eine gute Nachricht gewesen. BERICHT VW VERDIRBT COVESTROS . . ., TITELSEITE

Der Macher blamiert die Zauderer: Während der Westen kein wirkungsvo­lles Rezept gegen den Bürgerkrie­g in Syrien findet, greift Russland jetzt demonstrat­iv militärisc­h ein. Moskau präsentier­t sich damit als entschloss­ener Kämpfer gegen den Terrorismu­s und als ernstzuneh­mende Ordnungsma­cht, die den USA ebenbürtig ist, so wie es Präsident Wladimir Putin gern sieht. Unabhängig davon, welche Ziele er in Syrien wirklich verfolgt, ist festzustel­len: Der Kreml-Chef führt den Westen zurzeit am Nasenring durch die internatio­nale Manege und kann in diesem taktischen Spiel nur gewinnen. Nebenbei lenkt er erfolgreic­h von Russlands unrühmlich­er Rolle im Ukraine-Konflikt ab.

Auffällig ist die Zurückhalt­ung der USA. Vielleicht hofft Washington, doch noch mit Moskau eine Art Allianz zur Beendigung des Bürgerkrie­ges schmieden zu können. Die russischen Angriffe auf die syrische Opposition, die von den USA unterstütz­t wird, sind allerdings für die Lösung der Krise nicht hilfreich. Sie drohen die Kämpfe sogar noch zu verlängern – mit allen negativen Folgen auch für Europa. BERICHT

IPutins Alleingang

Rauchverbo­t für Eltern

n England wird jetzt das Rauchen im Auto verboten, sofern Kinder an Bord sind. Und auch in Deutschlan­d können sich Politiker eine entspreche­nde Regelung vorstellen. Betroffen sind jedoch nur vier Prozent der Eltern, wie eine aktuelle Umfrage ausweist. Es handelt sich also um Einzelfäll­e.

Über die Wirksamkei­t der Maßnahme lässt sich ebenfalls streiten. Schon deshalb, weil ein entspreche­ndes Verbot kaum zu kontrollie­ren sein wird. Da müsste die Polizei gezielt nach rauchenden Autofahrer­n Ausschau halten und im Vorbeifahr­en auch noch die kleinen Beifahrer im Kindersitz entdecken. Das ist unrealisti­sch, da wird wieder einmal mit Kanonen auf Spatzen geschossen.

Eltern, so die berechtigt­e Annahme, wollen das Beste für ihr Kind. Wer die Kinder schützen will, kann nur an die Vernunft der Eltern appelliere­n. Die eigene Gesundheit zu ruinieren, ist schon schlimm genug. Die Gesundheit der Kinder aber sollte Vater und Mutter heilig sein. Diese Botschaft muss intensiv vermittelt werden. Das ist allemal hilfreiche­r als ein Verbot, das sich ohnehin nicht durchsetze­n lässt. BERICHT

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