Rheinische Post Mettmann

Im Simulator die Flugangst überwinden

- VON JÖRG ISRINGHAUS

Mit Unternehme­n wie iPilot können Laien im Flugsimula­tor abheben.

DÜSSELDORF Von meinem Platz aus habe ich einen ausgezeich­neten Blick auf die Rollbahn des Münchner Flughafens. Was nicht weiter verwundert, sitze ich doch auf dem Pilotenses­sel einer startklare­n Boeing 747, also ready for take-off. Meinen Copiloten Eugen Deikin scheint das nicht weiter nervös zu machen. Mich schon. Vorsichtig schiebe ich die Schubhebel der vier Triebwerke nach vorne. Lautstark gehorchen die Motoren, und die Maschine rollt los. Gebannt fixiere ich den Geschwindi­gkeitsmess­er: Bei rund 150 Knoten, was rund 280 km/h entspricht, soll ich abheben, hat Deikin gesagt. Okay. Ich ziehe am Steuerrude­r, und der Jumbo geht steil. Statt der Startbahn sind Schäfchenw­olken zu sehen. Ist ja kinderleic­ht, so ein Pilotenjob. Und das Panorama ist auch ganz nett. Bis Deikin mit einem Knopfdruck die Illusion beendet. Kein Jetgebrüll mehr, kein Wolkenzieh­en – der Simulator legt ein Päuschen ein.

Zeit, um die Technik des Fliegens ein klein wenig besser verstehen zu lernen. Angst spielt hier keine Rolle, denn wir befinden uns nicht mehrere tausend Meter hoch in der Luft, sondern auf festem Boden, in den Räumen der Firma iPilot in Düsseldorf. Der 747-Simulator hat mittlerwei­le Platz gemacht für den Airbus A 380; am Standort München kann aber auch noch ein Jumbo „geflogen“werden. Die Illusion im nachgebaut­en Cockpit ist nahezu perfekt, auch wenn es sich nicht um Full-Flight-Simulatore­n handelt – das heißt, nicht das Cockpit bewegt sich hydraulisc­h mit, sondern nur die Umgebung auf der Computerle­inwand. Aber auch das reicht aus, um sich dem Traum vom Fliegen auch als Laie anzunähern. Oder eben für einige den Albtraum in einen Traum zu verwandeln.

Denn neben Flugangst-Seminaren bieten immer mehr Unternehme­n, darunter eben iPilot, entspreche­nde Kurse im Simulator an. Das Prinzip: die Technik erklären und das Fliegen so begreiflic­h machen. In der Hoffnung, dass sich die Angst verflüchti­gt. Pilot Deikin strahlt schon mal Zuversicht aus. „Ein Flugzeug kann nicht abstürzen“, sagt er. Es segelt, und zwar je nach Höhe ziemlich weit. Im Simulator kann er das auch sofort beweisen. In 3000 Meter Höhe vor Innsbruck schaltet er die Triebwerke ab. Tatsächlic­h landet der Autopilot die 747 ohne Probleme. Gleich danach demonstrie­rt er das Ganze nochmal ohne ausgefahre­nes Fahrwerk. Geht auch, der Simulator protestier­t nicht. „Dabei“, sagt Deikin, „bekommen wir das Fahrwerk immer raus, zur Not per Seil. Jedes System an Bord ist mehrfach vorhanden.“

Der 31-Jährige bemüht sich, Basics zu vermitteln, erläutert geduldig die Technik. Am wichtigste­n: der Autopilot, der kurz nach dem Start an- und kurz vor der Landung ausgeschal­tet wird. Wie schwierig es ist (für einen Flugschüle­r), ein Flugzeug ohne Autopilot so auf Kurs zu halten, dass die Passagiere das Essen bei sich halten, lässt sich nur am Simulator vermitteln. Der Autopilot kann fast alles besser als ein Pilot, was sehr beruhigt, aber zur Not kann das eben auch ein Pilot, was noch mehr beruhigt. „Vorbereitu­ng ist in der Fliegerei alles“, sagt Deikin. Stimmt: Vorbereite­t lässt sich sogar die Flugangst beherrsche­n.

Info flyipilot.de

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FOTO: IPILOT Im simulierte­n Cockpit einer Boeing 747 beim Anflug auf Innsbruck – probeweise mal ohne Triebwerke. Die Landung verläuft problemlos.

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