Elfen-Coach kritisiert Nominierung
Michael Biegler plädiert für eine Olympia-Teilnahme von Viola Leuchter. Warum sie im Kader für die U20-WM steht, ist dem Trainer der TSV-Handballerinnen ein Rätsel.
Kurzfristig aus der Konzentration auf die nächste Partie der Elfen gegen den Nachbarn HSV Solingen-Gräfrath am Sonntag (16 Uhr, Ostermann-Arena) gebracht fühlte sich Michael Biegler. Denn als der Trainer der Bundesliga-Handballerinnen des TSV Bayer prüfte, welches erweiterte Aufgebot der DHB für die U20-WM im Juni in Nordmazedonien gemeldet hatte, sorgte die Liste bei ihm in zwei Fällen für Freude, in einem aber für erhebliches Kopfschütteln.
Ihm gefiel, dass neben Keeperin NeleVogel auch Pia Terfloth berücksichtigt wurde, deren Absage eines Lehrgangs aufgrund einer Prüfung im Rahmen der dualen Ausbildung für etwas Unruhe gesorgt hatte. Aber Viola Leuchter als dritte junge Leverkusenerin? „Das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen“, ärgert sich Biegler und warf die Frage auf, ob U20-Trainer Christopher Nordmeyer und Bundestrainer Markus Gaugisch miteinander sprechen oder nicht.
Leuchter im erweiterten Kader der U20 ergibt für ihn keinen Sinn. Denn während das Turnier der Juniorinnen läuft, bereiten sich Frauen auf ihre Olympia-Teilnahme vor. Beides parallel wird nicht funktionieren. Und wenn Leuchter nach ihrer schweren Verletzung und langen Pause wieder weit genug für eine Turnierteilnahme ist – und daran will ihr Vereinstrainer alles setzen – dann solle dies unbedingt das olympische Turnier mit den deutschen Frauen sein.
Mit denen bestritt sie schließlich bereits dieWM imWinter, bei der sie gleich so groß auftrumpfte, dass sie vomWeltverband zur besten jungen Spielerin des Turniers gekürt wurde, sich aber andererseits auch ärgerlicherweise die folgenschwere Blessur zuzog. Eine seiner Hauptaufgaben nach dem bereits länger feststehenden Klassenerhalt und der stetigen Entwicklung seines Kaders sieht Biegler aktuell darin, das just in den Spielbetrieb zurückgekehrte Rückraum-Ausnahmetalent, Schritt für Schritt zurück zur Wettkampfreife zu führen.
„Dabei nehmen wir nicht die Überholspur, sondern steigern nach und nach die Belastung. In Blomberg haben wir ihr wieder etwas mehr Spielzeit gegeben und mit einem Seitenwechsel etwas Neues ausprobiert“, sagt Biegler. Drei Partien und die dazugehörigen Trainingswochen – da legt sich der frühere Bundestrainer fest – dann ist Leuchter bereit für die Vorbereitung und hätte sich dies sowie die spätere Nominierung für den schmaleren Turnierkader aus Sicht des Vereinstrainers auch verdient. Er legt sich fest: „Sie war schließlich bis zu ihrer Verletzung auf klarem Kurs Richtung Olympia und passt auch perfekt in den deutschen Kader.“
Das Tagesgeschäft in der Liga vernachlässigen die Leverkusenerinnen derweil nicht. Mit dem Nachbarn aus der Klingenstadt empfangen sie den stark abstiegsgefährdeten Drittletzten – bei in diesem Jahr drei Absteigern. Das bedeutet: Wie schon im Hinspiel liegt der Druck beim Gegner. „Der HSV muss eigentlich gewinnen.Wir können befreit aufspielen und wollen uns etwas besser präsentieren als phasenweise in Blomberg“, sagt der Trainer. Verzichten muss Biegler weiter auf Nationalspielerin Mareike Thomaier, Keeperin Lieke van der Linden, Talent Hannah Wirth und vermutlich auch auf Jennifer Souza. Größer ist die Hoffnung bei Kreisläuferin Annika Ingenpaß.
Ab kommende Saison dabei sein wird Rozemarijn Alderden. Die niederländische Junioren-Nationalspielerin kommt von VOC Amsterdam und kann im linken Rückraum sowie auf der Spielmacherposition aufgeboten werden. Die 20-Jährige erhält einen Vertrag bis 2026 bei den Elfen.