Rheinische Post Langenfeld

Zwei Jecken vom Allerfeins­ten

Wenn es um Karneval und Brauchtum geht, macht Kurt Neyers und Thorsten Schunk so schnell niemand was vor. Zwei Jecken mit Leidenscha­ft und Engagement.

- VON GABI KNOPS-FEILER

In der Stadt gibt es viele Menschen, die regelrecht verrückt nach Karneval sind. Aber zwei Menschen unter ihnen stellen (fast) alle anderen in den Schatten. Der eine heißt Kurt Neyers, ist 72 Jahre und erblickte in Köln-Dünnwald das Licht der Welt. In seinem zweiten Lebensjahr wechselten die Eltern denWohnort. Seither lebt der Mann, der das närrische Treiben liebt wie kaum ein anderer, in Leverkusen.

Sein Herz schlägt im Takt der rheinische­n Musik, sobald die fünfte Jahreszeit Einzug hält. „Meine Session dauert im Grunde vom 1. Januar bis 31. Dezember“, beteuert Neyers lachend. Er ist nicht einfach nur dabei, wenn die Sitzungen beginnen, sondern mittendrin. Auf nahezu jeder Veranstalt­ung ist sein fröhliches Gesicht mit der Karnevalsm­ütze und der Aufschrift „Ich bin Fasteloven­d“zu sehen.

Für ihn gab es sogar eine Zeit, da stand er selbst auf der Bühne. Zwischen 2006 und 2012 trieb Neyers zusammen mit Werner Scheulen seine Späße als Teil des Duos „Zwei Verdötscht­e“. Die Männer waren im gesamten Rheinland unterwegs. Bis Neyers, der für sein Leben gerne Witze erzählt, aus gesundheit­lichen Gründen aussteigen musste.

Seinen Humor hat er sich dennoch bewahrt. Das zeigt schon alleine die Tatsache, dass er zwar vor zwei Jahren im Klinikum operiert werden musste. Weil der Termin aber in die Karnevalsz­eit fiel, ließ er sich „mit einer roten Pappnase in den OP fahren“, erzählt Neyers. Zuvor habe er mit der Ärztin im Anästhesie-Raum das Lied von Willi Millowitsc­h „Ich

ben e‘ne Kölsche Jung, wat willste maache“gesungen, beschreibt der Oberjeck.

Der Fasteloven­d sei für ihn mithin nicht nur Brauchtum und Tradition, sondern auch ein unverzicht­barer Teil seines Lebens. „Mit fröhlichem Beisammens­ein und ganz viel Gefühl“, fügt der zweifache Vater und vierfache Großvater hinzu, der vor seinem Ruhestand 41 Jahre bei Dystar beschäftig­t war, einem ehemaligen Gemeinscha­ftsunterne­hmen der Bayer und der Hoechst AG. Gerade in der heutigen Zeit, geprägt von Hektik und Stress, sei die fünfte Jahreszeit eine Quelle von Wärme und Gemeinscha­ft, so der Wiesdorfer Obernarr. „Haltet zesamme“, rät er den Menschen. „Dot bütze, laache, singe un schunkele. Am beste dat janze Johr. Dat wör jut för all Lück.“

Nicht minder verrückt auf Karneval ist Thorsten Schunk. Der 48-jährige Leverkusen­er war noch ein Kind, als er im Elferrat der Roten Funken zum ersten Mal Karnevalsl­uft schnuppert­e. Mehr als zwei Jahrzehnte später reihte er sich in den Wiesdorfer Karnevalsz­ug bei den „Jecke Jungs“von Fidelio Manfort ein. Die „Jungs“wurden zu „Jecke Fründe“mit Schunk als Kopf. Speziell wegen des sozialen Engagement­s, das die Gruppe an den Tag legt, erhielt Schunk im Vorjahr den Verdiensto­rden vom Festaussch­uss Leverkusen­er Karneval (FLK). Zuvor hatten sie Pins zugunsten der Kinderpall­iativstati­on im Klinikum verkauft und 10.000 Euro überreicht. Schunk, der bei Lanxess tätig ist und sich nicht gerne in denVorderg­rund stellt, betont: „Es gibt so viele tolle Menschen, die im Hintergrun­d viel Gutes für den Karneval tun. Mir selber war immer wichtig, das Brauchtum in Leverkusen aufrecht zu erhalten und unsere Pänz zu fördern.“

„Meine Session dauert im Grunde vom 1. Januar bis 31. Dezember“Kurt Neyers

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RIUS FOTOS: MISE- Thorsten Schunk steht nicht gern im Vordergrun­d, bewegt aber als Karnevalis­t auch im Sozialen eine Menge.
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Ganz in seinem närrischen Element: Kurt Neyers mit den Mariechen der Altstadt-Funken Monheim 1928.

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