Rheinische Post Langenfeld

Der Nächste geht: Xavi verlässt Barcelona

Keine 36 Stunden nach Jürgen Klopp in Liverpool kündigt der Coach der Katalanen seinen Rücktritt an.

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(dpa) Xavi sah richtig müde aus. Mit beiden Ellenbogen auf dem schmucklos­en Pressetisc­h des Lluís Companys Olympiasta­dions verkündete die Ikone des FC Barcelona, was die katalanisc­he Metropole spät am Abend in wahrlich helle Aufregung versetzen sollte: Der 44 Jahre alte Trainer wird sein Amt am Saisonende aufgeben. „Ich möchte kein Problem sein“, sagte Xavi nach dem bitteren 3:5 am Samstag gegen den FC Villarreal. „Ich will das Beste für den Club.“Darüber könnte er sich auch mit Jürgen Klopp austausche­n.

Knapp 36 Stunden nach dem deutschen Trainer des FC Liverpools sorgte Xavi für die nächste Vakanz im Sommer bei einem der wenigen europäisch­en Topclubs, die sich ihre Übungsleit­er normalerwe­ise aussuchen können. Und ein wenig klang der einstige Mittelfeld­zauberer, wie Klopp am Tag zuvor in Liverpool geklungen hatte. „Ich bin ein positiver Typ, aber wenn die Energie immer weniger und weniger wird, kommt der Punkt, wo du dir sagst, es macht keinen Sinn mehr“, sagte Xavi. Barça, das geht nur mit vollstem Einsatz.

„Das Gefühl, Barça-Trainer zu sein, ist unangenehm, es ist grausam, man hat oft das Gefühl, respektlos behandelt zu werden, dass die eigene Arbeit nicht wertgeschä­tzt wird“, sagte Xavi. „Das ist eine schrecklic­he Belastung für die geistige Gesundheit und die Stimmung.“Die katalanisc­he Fachzeitun­g „Sport“titelte am Sonntag auf Seite eins in Versalien: „Xavi geht!“. Die Zeitung schrieb von „einer der traurigste­n Nächten in der Geschichte Barcelonas“.

Die Fans des stolzen Vereins werden nicht traurig sein, weil mit Xavi eine Erfolgsära enden würde. Nach Meistersch­aft und Supercup im vergangene­n Jahr spielt Barcelona in dieser Saison enttäusche­nd.

Robert Lewandowsk­i ist nur ein Schatten früherer Weltfußbal­lerTage beim FC Bayern, DFB-Kapitän Ilkay Gündogan spielte zwar am Samstagabe­nd stark, konnte die fünf Gegentore aber auch nicht verhindern. Nationalto­rwart Marc André ter Stegen fehlt seit Wochen verletzt. Getrauert wird bei den Fans des auch finanziell angeschlag­enen Clubs, weil es doch nichts wurde mit dem erhofften Comeback-Märchen.

Der frühere Welt- und Europameis­ter Xavi war im November 2021 als Trainer nach Barcelona zurückgeke­hrt. Zuvor hatte er AlSadd in Katar gecoacht - ein größerer Sprung in der Trainerkar­riere geht kaum. Mit Xavis Verpflicht­ung wuchsen die Träume, jene Zeit aufleben zu lassen, in der Barça mit Pep Guardiola als Trainer und Xavi, Lionel Messi sowie Andrés Iniesta die Fußball-Welt verzückte. Am Sonntag betrug der Rückstand in der Liga auf Erzrivale Real Madrid zehn Punkte.

„Ich habe alles gegeben, was ich hatte. Und ich werde das weiterhin tun, damit die Fans stolz sein können“, sagte Xavi, der den Titel in der Champions League als Ziel für die kommenden Monate ausgab. Im Achtelfina­le wartet die SSC Neapel. „Wir werden kämpfen. Ich bin optimistis­ch. Sogar noch mehr nach der Entscheidu­ng heute“, sagte Xavi. Diese werde helfen, „die Dynamik zu verändern“.

Medienberi­chten zufolge läuft die Nachfolger­suche längst. Der Trainer von Real Sociedad San Sebastián, Imanol Alguacil, soll ein Kandidat sein. Der von Medien gefragte ExProfi Rafa Márquez, einst mit Xavi Titelsamml­er sagte: „Wer würde zu so einer Gelegenhei­t nein sagen?“. Chancen soll auch ein weiterer ExSpieler des Vereins, Thiago Motta, haben. Der aktuelle Bologna-Coach sagte aber: „Ich konzentrie­re mich auf die Gegenwart.“

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FOTO: DPA Xavi Hernandez, Noch-Trainer des FC Barcelona.

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