Belgien beschließt Aus für Doel und Tihange
BRÜSSEL (rtr) Die Mehrparteien-Koalition in Belgien hat sich laut Medienberichten auf ein Aus für die bestehenden Atommeiler im Land bis 2025 verständigt. Dies meldeten die Sender RTBF und VRT am Donnerstag. Das kontrovers diskutierte Thema hatte die sieben Parteien im Regierungsbündnis über Wochen auf Trab gehalten.
Belgien verfügt derzeit noch über zwei Atomkraftwerke mit Standorten im flämischen Doel und im wallonischen Tihange. In der deutschen Grenzregion um Aachen hatte vor allem die Atomanlage in Tihange immer wieder Proteste ausgelöst, da sie als störanfällig gilt. Das Kraftwerk liegt 57 Kilometer südwestlich vom Aachener Stadtgebiet entfernt. Die insgesamt sieben Reaktoren in Belgien werden vom französischen Versorger Engie betrieben.
Der Beschluss der Regierung in Brüssel sieht laut den Medienberichten
allerdings kein generelles Aus für die Atomkraft vor, da Belgien 100 Millionen Euro in die Erforschung neuer Technologien stecken will. Das Land will sich dabei vor allem auf ein neues Reaktorkonzept konzentrieren, das im Fachjargon als Small Modular Reactors (SMR) bekannt ist.
Gegenüber Atomkraftwerken mit großer Leistung könnten SMR laut dem deutschen Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung sicherheitstechnische Vorteile erzielen, da sie ein geringeres radioaktives Inventar pro Reaktor aufweisen.
Mit dem Aus für die alte Reaktorgeneration in Belgien bleibt zugleich die Frage offen, wie daraus resultierende Energieengpässe vermieden werden können. Gaskraftwerke gelten als eine Option. Eine Entscheidung darüber dürfte bis März 2022 getroffen werden.