Warum auch Schwangere den Booster brauchen
Die Stiko zögerte zuletzt häufig mit Empfehlungen für werdende Mütter. Bei der Auffrischimpfung gibt es aber klare Richtlinien.
DÜSSELDORF (ha) Am Anfang waren Zweifel und Zaudern: Sollen sich Schwangere gegen Covid-19 impfen lassen oder eher nicht? Und wenn ja, in welcher Phase der Schwangerschaft? Was ist mit der Vorsorge bei infizierten Schwangeren? Die Liste offener Fragen ist für werdende Mütter (und Väter) besonders lang – sie tragen die Verantwortung für zwei Leben.
Die Ständige Impfkommission (Stiko) tat sich nicht zuletzt auch deshalb lange schwer, die Impfung gegen Covid-19 für diesen besonders sensiblen Personenkreis uneingeschränkt zu empfehlen. Zunächst galt ihr Rat zur Immunisierung lediglich für Risikoschwangere und Frauen mit Vorerkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck, chronischen Lungenkrankheiten oder Autoimmunerkrankungen. Das Argument der Kommission war die lange Zeit dürftige Datenlage für werdende Mütter. Erst als viele andere Länder längst alle Schwangeren
impften und auch die gynäkologischen und geburtskundlichen Fachgesellschaften in Deutschland die Immunisierung ausdrücklich befürworteten, bewegte sich auch die Stiko: Seit September empfiehlt sie nun allen Schwangeren generell die Impfung gegen Covid-19. Und zwar als Zweifachimpfung mit einem mRNA-Impfstoff. Dabei sollte die Verabreichung entweder vor Eintritt der Schwangerschaft erfolgen oder im zweiten Schwangerschaftsdrittel, also zwischen der 14. und 27. Schwangerschaftswoche.
Eine Schwangerschaft ist ein Risiko für einen schwereren Verlauf einer Corona-Erkrankung. Das ergaben Analysen aus zahlreichen Übersichtsstudien, die Daten von Schwangeren und Nicht-Schwangeren miteinander verglichen. Außerdem konnten die Ergebnisse belegen, dass die Impfung Schwangere ebenso gut vor einer Covid-Infektion schützt wie Nicht-Schwangere. Und auch unerwünschte Nebenwirkungen
wurden bei Schwangeren nicht vermehrt beobachtet.
Und was gilt nun für die Booster-Impfung? Auch hier waren die Fachärzte-Verbände der Stiko einen Schritt voraus: Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, die Deutsche Gesellschaft für Pränatal- und Geburtsmedizin, die Deutsche Gesellschaft für Perinatale Medizin sowie die Nationale
Stillkommission unterstützt durch den Berufsverband der Frauenärzte veröffentlichten hierzu Mitte November eine gemeinsame Stellungnahme. Darin befürworten sie ausdrücklich die Auffrischimpfung für schwangere Frauen: Demnach sehen die Fachgesellschaften „keinen Grund dafür, schwangere und stillende Frauen von einer BoosterImpfung auszugrenzen“.
Zur Begründung führen Experten die gleichen Argumente an, wie sie bei der Auffrischimpfung für den Rest der Bevölkerung zutreffen: ein sinkender Antikörperspiegel wenige Monate nach der zweiten Schutzimpfung, dazu steigende Infektionszahlen sowie vermehrte Impfdurchbrüche. Die Stiko veröffentlichte eine gleichlautende Empfehlung am 30. November auf den Seiten des Robert-Koch-Instituts. Darin ist allen Personen ab 18 Jahren eine Auffrischimpfung empfohlen, „diese Empfehlung gilt auch für Schwangere ab dem zweiten Trimenon (Schwangerschaftsdrittel, Anm. d. Redaktion), für Stillende und allgemein für Frauen im gebärfähigen Alter“. Die Auffrischimpfung sollte ursprünglich in einem Abstand von sechs Monaten zur jüngsten Impfstoffdosis der Grundimmunisierung erfolgen. Am Dienstag verkürzte die Stiko den empfohlenen Impfabstand für Erwachsene auf drei Monate.