Düsseldorf soll mehr Langstrecke bieten
Die IHK NRW und die Politik wollen mehr Angebote speziell für Geschäftsreisende. Der Flughafen Weeze beklagt dagegen den Abzug von Billigstrecken - am Niederrhein stehen nur noch drei Jets.
DÜSSELDORF Die Industrie- und Handelskammern in Nordrhein-Westfalen (IHK NRW ), die Landesregierung und die fünf kleineren Flughäfen in NRW hinter Düsseldorf drängen auf eine stärkere Arbeitsteilung zwischen den Airports im Land. Düsseldorf als größter Betrieb solle mehr Langstreckenflüge anbieten, fordert insbesondere Andreas Schmitz, Vizepräsident der IHK NRW und Präsident der IHK in Düsseldorf. Das Wachstum bei Billigflügen wie nach Mallorca sei weniger bedeutsam oder – je nach Standpunkt – sogar verzichtbar. Das ergänzten NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) sowie die Leiter der kleineren Airports Weeze, Münster-Osnabrück oder Dortmund bei einer Diskussion der IHK NRW zur Luftfahrtpolitik.
Thomas Schnalke, Leiter des Flughafens Düsseldorf, gab sich offen für Zusammenarbeit – insbesondere, um für mehr Kapazitäten und gegen die in der Branche unbeliebte Luftverkehrssteuer einzutreten. Er verwies jedoch darauf, er habe keinen Einfluss darauf, welche Airline Flugrechte habe, weil der bundesweite Slotkoordinator sie zuteile. Es sei bereits ein Erfolg, dass Düsseldorf die 2017 weggefallene Langstreckenflotte von Air Berlin in diesem Herbst ersetzt habe, indem die Eurowings-Überseeflotte von Köln nach Düsseldorf gelockt worden sei. Außerdem gebe es weitere Überseeverbindungen wie nach Atlanta, Singapur, Dubai oder Tokio.
Die Schwäche des Düsseldorf-Angebotes: Es ist zwar gelungen, mit Eurowings die Air-Berlin-Routen nach New York und Miami wieder aufzunehmen, doch ansonsten dominieren Ferienziele in die Karibik und Südasien. Die Air-Berlin-Ziele Boston, San Francisco oder Las Vegas wurden nicht ersetzt, Routen nach Südamerika und Afrika fehlen. Es gibt also bei den Fernstrecken „Luft nach oben“, so IHKMann Schmitz. Ähnlich interpretiert dies der Luftfahrtexperte Gerald Wissel: „Eurowings will wachsen, auch bei der Langstrecke ab Düsseldorf. Doch wirkliche Konkurrenz zu den Geschäftsreisenden-Angeboten des Mutterkonzerns Lufthansa ab Frankfurt und München wagen sie nicht.“
Während Düsseldorf also weiter Lücken bei der Langstrecke hat, boomen günstige Europatickets. Minister Wüst sieht dies skeptisch: „Es kann nicht das Ziel des Standortes sein, für 29 Euro nach Mallorca zu fliegen. Es müssen mehr Flüge für Geschäftsreisende herauskommen.“
Den Trend hin zu Düsseldorf gerade bei Discountflügen beklagt speziell Ludger van Bebber, Chef des Flughafens Weeze: Nachdem Europas größter Billigflieger Ryanair in der Landeshauptstadt viele neue Startrechte durch den Kauf des Ferienfliegers Laudamotion bekommen habe, sei die Flotte am Niederrhein von sechs Maschinen auf nur noch drei geschrumpft worden. „Ryannair fliegt in Düsseldorf zu Kamikaze-Konditionen. Da ist doch klar, dass kein Kunde mehr nach Weeze fährt.“
Auch Johan Vanneste, neuer Leiter des Kölner Flughafens, gibt sich wenig begeistert von den Marktentwicklung. Er zeigte zwar Verständnis dafür, dass Eurowings die Langstrecke nach Düsseldorf verlagert habe. Aber er meinte, als Ergebnis werde Köln-Bonn 2019 rund eine Million Passagiere weniger zählen. Umso wichtiger sei jetzt, dass der zweitgrößte Airport von NRW seine Nachtflugerlaubnis langfristig behalte, um wenigstens sein Frachtgeschäft ausbauen zu können.
Zwei Themen werden über die Zukunft des Luftverkehrs in NRW entscheiden: Das NRW-Verkehrsministerium muss entscheiden ob Düsseldorf die Kapazitäten zu Spitzenzeiten wie beantragt deutlich erhöhen darf. Flughafenchef Schnalke meinte gegenüber unserer Redaktion, dann könne er insbesondere für Geschäftsreisende mehr Angebote machen - so starte Easyjet ab Februar ab Düsseldorf eine Verbindung nach London-Gatwick.
Zweitens muss die Politik prüfen, wie sie die sechs NRW-Airports besser miteinander verknüpft und wie sie auch die kleineren Flughäfen im Land an das Eisenbahnnetz anschließt. Zum Hintergrund: Alle sechs Linien des künftigen RRX-Express werden am Airport Düsseldorf halten, immerhin eine in KölnBonn. Die vier anderen Flughäfen Dortmund, Weeze, Münster-Osnabrück und Padorborn-Lippstadt haben dagegen keine Haltestelle. Auch darum ist absehbar, wo das entscheidende Wachstum bei den Abflügen ab NRW sein wird – egal, was die Politik ansonsten als ihr Ziel verkündet.