Eine App kontrolliert den Schweinespeck
Beim Tag der offenen Tür der chemischen Industrie zeigte Bayer sich kinderlieb und unterhaltsam. Wir haben uns auch umgesehen.
MONHEIM Zecken und Flöhe – im Fell von Hund und Katze sieht man diese Tierchen nicht so gerne. Unterm Mikroskop bei Bayer duldet man den Anblick schon eher. Beim Tag der offenen Tür, den der Verband der Chemischen Industrie zuletzt vor vier Jahren veranstaltet hatte, nahmen die Besucher unter anderem die Gelegenheit wahr, Parasiten stark vergrößert zu sehen, die sonst per Zeckenzange ohne genaue Inspektion schnellstens in der Toilette landen.
Der Samstag auf dem weitläufigen Gelände des Bayer-Pflanzenschutzzentrums in Monheim am Rhein war vor allem Familien und Kindern vorbehalten. Die achtjährige Lisa ließ in einem Schnapsglas einen Vulkan ausbrechen. Dank Natron, Zitronensäure, ein bisschen Spüli und Wasser. „Sie ist auch in ihrer Grundschule in einer Experimentier-AG“, verrät ihre Mutter.
Im Umweltstudio für Kinder lassen sich Hausfliegen durchs Mikroskop betrachten. Am meisten aber interessiert eine Brille, die Menschen zeigt, wie Insekten die Welt mit ihren Facettenaugen sehen. „Mama tausendfach“, kräht Nils begeistert. „Am liebsten pflanzen die Kinder aber Blumen“, sagt die junge Laborleiterin Vanessa Ebrecht. Den Samen in Töpfchen zu drücken, die mit Pflegeanleitung nach Hause genommen werden dürfen, das macht Mädchen und Jungen Spaß. Es muss also nicht immer Hightech sein, um die Jugend zu begeistern.
Genauso abenteuerlich ist es, auf den gigantischen Trecker zu klettern, dessen Reifen allein einen Durchmesser von 1,80 Meter haben. Das Demonstrationsobjekt mit angeschlossener Feldspritze, die eine Ausladung von 36 Metern hat, soll aber vor allem zeigen, wie diverse Pflanzenschutzmittel-Konzentrate in den Sprühtank geraten, ohne mit der Haut des Menschen in Kontakt zu kommen. „Applikationstechnik“nennt man das System, das Bayer zusammen mit der Firma Easy Flow entwickelt hat. Beim Tag der offenen Tür wurde es eindrucksvoll präsentiert. Landwirt Walter Mayer erklärt Interessenten gerne verständlich die Anwendung des für Laien komplizierten Systems. „Die meisten Landwirte haben heute studiert und machen alle drei Jahre eine Fortbildung. Die Anwendersicherheit steht bei uns an erster Stelle“, sagt er, während die kleinen Besucher sich begeistert in das Führerhaus des Treckers hoch über der Erde heben lassen.
Diesmal waren auch einige Hunde auf dem Bayer-Gelände zu sehen. Sie wurden auf Wunsch von einem jungen Tierarzt des Bayer Unternehmens auf den Allgemeinzustand geprüft. Flop, der Mischling der Familie Weseler, sah das eher skeptisch. Und dann schaute man ihm auch noch aufs Gebiss und riet zu mehr Trockenfutter gegen Zahnstein. Knurr!
Nebenan gab es eine von Bayer entwickelte kostenlose App in Aktion zu sehen, mit der Landwirte den Mastzustand von Schwein oder Kuh überprüfen können. Einfach per Tablet den Allerwertesten der Sau scannen und dann anhand von Linien und Kurven erkennen, ob das Tier abspecken oder zunehmen muss. Kleine Druckkontrollen am Schweine-Schenkel selbst geben zusätzlichen Aufschluss über die Muskulatur. Aber kann der Bauer so etwas nicht einfach aus Erfahrung nach Augenmaß erledigen? „Natürlich“, sagt die nette junge Beraterin, „diese App ist auch mehr für Farmconsultants (Hof-Berater) oder Tierärzte gedacht.“