„Ich bin halt der Trainer von Almelo“
Frank Wormuth leitete bis vor Kurzem die DFB-Fußballlehrerausbildung und trainierte die U20-Nationalmannschaft. Seit Juli ist er in den Niederlanden bei Heracles Almelo unter Vertrag.
lische und australische Klubs waren interessiert. Doch dann kam der Anruf aus Almelo. „Nach meinem ersten Besuch wusste ich, das ist es. Klein, familiär, bescheiden. Der Verein kann nur das ausgeben, was er hat.“Freunde rieten ihm von dem Schritt ab. „Sie sagten: ,Spinnst du, beim DFB kannst du in Ruhe arbeiten.’ Ich habe ihnen gesagt, dass ich ja gar nicht in Ruhe arbeiten will.“
Als nur noch die Unterschrift fehlte, meldete sich der DFB. Sie boten Wormuth an, die Frauen-Fußballnationalmannschaft zu übernehmen. Doch es war zu spät. „Wenn ich zu dieser Zeit Almelo abgesagt hätte, wäre ich unglaubwürdig geworden. Mein Wort war mir wichtiger als Prestige und Geld.“
Mit 57 Jahren noch einmal als Trainer zu starten, ist nicht leicht. Fans und Verantwortliche lechzen nach Tempofußball, nach schnellen Erfolgen. In Ruhe arbeiten können nur die wenigsten Trainer. Und obwohlWormuth beteuert, das auch nicht zu wollen, nimmt er die Besonnenheit seines neuen Vereins dankend an. „Ich kann hier durch die Stadt laufen, und mich erkennt niemand. Die Leute grüßen freundlich, weil das ihre Art ist. Aber ich bin hier nicht wichtig. Ich bin halt der Trainer von Almelo. Das ist sehr angenehm. Und wenn man schon aus dieser Komfortzone DFB heraus- und in dieses Haifischbecken Fußballtrainer wieder hineinwill, dann vielleicht besser erst einmal auf die sanfte Art“, sagt Wormuth und lacht. „Aber wenn ich zehnmal hintereinander verliere, bin ich natürlich auch weg.“
Wormuth wurde in Berlin geboren und wuchs in Mittelbaden auf. Sein Akzent ist deutlich. Unweigerlich denkt man an einen anderen erfahrenen Fußballtrainer, dessen badischer Tonfall zu seinem Markenzeichen geworden ist: Joachim Löw. Wormuth und Löw kennen sich seit ihrer Jugend. 1982 wechselte Wormuth als Spieler ins Profilager des SC Freiburg, der damals in der Zweiten Bundesliga spielte. In seiner Debütsaison lief er gemeinsam mit Löw für den SC auf. 1998 saßen beide bei Fenerbahçe Istanbul auf der Trainerbank.
Wie ist diese Zeit in Erinnerung geblieben? „Es war schwierig für mich“, sagtWormuth und grinst. „Es sind zwei Alphatiere aufeinandergetroffen. Wir haben uns zwar immer gut ergänzt, aber nach einem Jahr haben wir gesagt, unsere Freundschaft soll lange halten, wir sind dann unsere eigenen Wege gegangen.“Bei der Frage nach Gemeinsamkeiten winkt Wormuth ab: „Ich bin überhaupt nicht wie Jogi. Während er der sanfte Diplomat ist, gehe ich eher wie der Elefant im Porzellanladen rein. Das war anfangs auch beim DFB so.“Löw schlugWormuth für die Hennes-Weisweiler-Akademie vor. „Jogi hat mir die Tür aufge- macht, aber hindurchgehen musste ich selbst“, sagt Wormuth.
Er blieb zehn Jahre lang. Etliche Fußballtalente gingen bei ihm in die Trainerlehre. Zu seinen Schülern zählten beispielsweise Julian Nagelsmann (TSG Hoffenheim), Domenico Tedesco (FC Schalke 04) und André Breitenreiter (Hannover 96). Auch Mehmet Scholl und Stefan Effenberg absolvierten die Ausbildung. „Die Art der beiden, ein Spiel zu lesen, war schon vom Feinsten – vor allem Stefan Effenbergs Talent war überragend“, sagt Wormuth, fügt aber rasch hinzu:„Es ist allerdings etwas anderes, wenn du dann auf dem Platz bist und deiner Mannschaft die Spielweise einer Viererkette beibringen sollst.“
Wormuth selbst beschreibt sich als detailversessen. Im Training unterbricht er viele Übungen. „Ich bin kein Pep Guardiola, aber ich bin penetrant. Unter Druck müssen Automatismen laufen.“Im ersten Saisonspiel geht es am 11. August zum Rekordmeister Ajax Amsterdam. Vielleicht gelingt die Überraschung, vielleicht schlägt der Knirps den Riesen. Dann würden sie Frank Wormuth sicher auch auf der Straße erkennen.
Als Trainer von Almelo.