Smartphone wird zum Portemonnaie
Knapp fünf Wochen nach Google sind die Sparkassen mit ihrem kontaktlosen Smartphone-Bezahlsystem in Deutschland gestartet. Vorläufig funktioniert das mobile Bezahlen aber nur mit Android-Geräten.
DÜSSELDORF Himmlische Vorstellung, oder? Man steht nicht mehr in der Schlange an der Supermarkt-Kasse, weil ein Bargeldzahler in seiner Geldbörse nach den passenden Münzen kramt oder ein Kartenzahler die PIN nicht mehr im Kopf hat. Stattdessen zahlt man im Vorbeigehen – mit der Girocard kontaktlos. Karte ans Lesegerät, einmal piepen lassen, Zahlung erledigt.
So ist die Idealvorstellung, und so soll es bei vorerst 300 der 385 Sparkassen im Lande gehen. Was man dafür braucht: ein NFC-fähiges Smartphone, eine Girocard/Mastercard und eine passende App – eine sogenannte Wallet-App, in der die Kontodaten gespeichert sind. Das Mobilgerät muss allerdings ein Android-Gerät mit derVersion 5.0 oder jünger sein. Kunden, die ein iPhone haben, sind vorerst raus, weil Apple die Funktion noch nicht freige- geben hat. Einwandfrei funktioniert hat das moderne Bezahlsystem zumindest am Montagvormittag noch nicht. Bei Tests mussten Kunden beispielsweise feststellen, dass ihre Sparkasse zu den 20 Prozent im öffentlich-rechtlichen Bereich gehört, die noch nicht umgestellt haben, auch einzelne Kundenberater waren offensichtlich noch nicht auf dem neuesten Stand.
Aber auch die Kinderkrankheiten ändern nichts daran, dass kontaktloses Bezahlen große Zukunft haben soll. Und die Sparkassen wollen einer der Vorreiter sein. Fünf Wochen nach dem Start von Google Pay sind auch sie am Markt, noch vor Apple Pay, dessen Einstieg schon mehrfach vorausgesagt worden ist, auch vor den Volksbanken, die Mitte August beginnen und bei denen das System im nächsten Jahr flächendeckend angeboten werden soll. Das wollen die Sparkassen schon bis Ende 2018 gewährleisten. Etwa 45 Millionen Karten sollen schon jetzt fürs kontaktlose Zahlen genutzt werden können, und zwar an der Hälfte der mehr als 800.000 Lesegeräte im deutschen Einzelhandel. Die Mastercard macht den Einsatz auch im Ausland möglich.
Wie erkennt der Verbraucher, ob seine Karte NFC-fähig ist? Am Wellenzeichen auf der Karte. Das ähnelt dem W-Lan-Symbol, das jeder von seinem Laptop oder Tablet kennt. Das gleiche Zeichen müssen auch die Lesegeräte in den Ladenlokalen haben. So kann jeder Kunde mit NFC-Chip-Karte sofort erkennen, ob er kontaktlos zahlen kann. Bis zu 25 Euro bei einem Zahlungsvorgang, höchstens 100 Euro insgesamt, danach muss man erst einmal wieder die PIN einsetzen, ehe man wieder ohne Geheimzahl kontaktlos zahlen kann.
NFC steht für „Near Field Communication“, übersetzt: Nahfeldkommunikation. Gemeint ist ein Abstand von wenigen Zentimetern, der per Funkleitung überbrückt wird. Die Technik wird schon seit Jahren verwandt, aber der Durchbruch im Einzelhandel soll erst noch kommen. Nach Angaben des Kölner Handelsforschungsinstituts EHI aus dem Mai werden in Deutschland derzeit erst fünf Prozent aller Zahlungen, die mit der Girocard erfolgen, kontaktlos abgewickelt.
Für die Kunden, die sich beim kontaktlosen Zahlen Gedanken um den Datenschutz machen: Die Daten der Kunden blieben bei der Sparkasse und würden nicht an Dritte weitergegeben oder verkauft, versicherte der Sparkassen-Verband DSGV. Damit will der Verband auch Befürchtungen jener Verbraucher zerstreuen, die fürchten, dass Betrüger mit entsprechenden Geräten ihre Daten auslesen und missbrauchen könnten. Allerdings lässt sich die Prüfziffer auf der Rückseite der Karte so nicht feststellen.