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ball-Arbeitnehmer Reus 826 Fehltage wegen Krankheit. In neun Jahren fiel er 2,26 Jahre aus. Ob das ein Rekord ist, hat bis jetzt niemand berechnet.
Sicher aber ist, dass Reus rekordverdächtig oft wieder aufgestanden ist, wenn ihn andere am Boden wähnten.„Ich bin von Haus aus niemand, der sich lange mit Dingen befasst, die er nicht ändern kann“, hat er im Gespräch mit unserer Redaktion mal gesagt. Auch deshalb sind bei ihm Comebacks Routine. Andere mit seiner Krankenakte hät- ten vielleicht irgendwann gesagt: „Es reicht“, und sie hätten sich einen anderen Job ausgesucht.
Das steht für den Dortmunder Stürmer nicht zur Debatte. In Russland erlebt er deswegen mit 29 Jahren seine erste Weltmeisterschaft. Inzwischen trägt er die Nummer 11, und nach der vor allen Dingen in der ersten Hälfte bestürzenden Vorstellung der Mannschaft beim 0:1 gegen Mexiko ist der schnelle Mann vom BVB der Hoffnungsträger für den taumelnden Weltmeister. Bereits nach seiner Einwechslung im Auftaktspiel brachte er so etwas wie Bewegung in die Begegnung.
Und nun soll er mit seinen Läufen aus der vielzitierten Tiefe des Raumes die schwedische Abwehr durcheinanderbringen. Ganz Fußball-Deutschland setzt auf Reus. Das habe er natürlich mitbekommen, sagt er in Sotschi. Er sagt es leise, wie er überhaupt kein Mann für die großen öffentlichen Worte ist. An diesem Tag sitzt er ausgerechnet neben Thomas Müller, der natürlich ein Mann für die großen öffentlichen Worte ist. Und da fällt es
sen, aber bereits im Trainingslager in Südtirol hat er Reus bedeutet, er werde in der ersten Partie noch „für die wichtigen Spiele geschont“. In der Begegnungszone des Luschniki-Stadions von Moskau plauderte Reus das aus. In Sotschi sieht jeder, dass er darüber nicht noch einmal reden will. Er räumt jedoch ein, „dass man natürlich über die Ziele spricht. Schließlich war ich lange verletzt und gerade erst wieder in den Rhythmus gekommen. Und: Der Bundestrainer stellt auf“.
Das wird er auch am Samstag gegen die Schweden tun. Diesmal wäre es allerdings eine dicke Überraschung, wenn er auf die Dienste des Dortmunders, den seine Kollegen „Rakete“nennen, verzichten würde. Das weiß Reus ebenfalls. Aber er sagt die ganz artigen Nationalspieler-Sätze: „Die Aufstellung ist noch nicht festgelegt. Jeder hat den Ehrgeiz zu spielen. Der Trainer kennt mich schon länger und meine Fähigkeiten. Es liegt nicht in meiner Hand. Das oberste Prinzip muss sein, der Mannschaft zu helfen. Wo, ist mir egal.“
Als Verteidiger wird er wohl nicht auflaufen. Die Frage ist allein, ob er in der zentralen Position im offensiven Mittelfeld spielen wird oder auf einem der Flügel. Mit dieser Frage beschäftigt sich nicht nur Fußball-Deutschland, sondern bestimmt auch der Bundestrainer. Seine Antwort gibt er am Samstag.