Bestseller oder Krimi-Urgestein
Das ZDF schickt morgen Claus Theo Gärtner als „Matula“als Solist in die Ermittlungen, RTL hat einen Sebastian-Fitzek-Thriller verfilmt.
„Das Joshua-Profil“, RTL, Fr., 20.15 Uhr Der mäßig erfolgreiche Berliner Schriftsteller und Vater Max (Torben Liebrecht) bekommt eines Abends einen anonymen Anruf. Ihm wird gedroht, seine Tochter sei in extremer Gefahr, er müsse sofort in den Westhafen kommen. Dort explodiert vor seiner Nase ein Auto, er fährt nach Hause zurück und findet Tochter Jola (Lina Hüesker) traumatisiert in ihrem Bett. Die Ermittlungen der Polizei richten sich gegen Max, dabei ist er – das weiß der Zuschauer sofort – nicht Täter, sondern zufällig gewähltes Opfer einer skrupellosen Pseudofirma. Die versucht, ihren Kunden weiszumachen, dass sich das Handeln von Menschen mit digitaler Technik voraussagen lasse.
Max ist ihr Versuchskaninchen. Damit sich die Schlinge um ihn noch enger zuzieht, entführt die Verbrecherriege Jola und zwingt den Vater, den Kampf gegen alle und die Spur seiner Tochter aufzunehmen. Zum Glück hat er Verbündete in seinem rücksichtslosen Anwalt (stark: Armin Rohde) und in seinem mit ihm schicksalhaft verbundenen Bruder Cosmo (Max Hopp). Dann entdeckt Max noch die Tochter des gemeinen Chefgangsters, entführt sie, und schon kommt es zum Duell.
Mit seinem Roman „Das Joshua-Profil“landete Romanautor Sebastian Fitzek einen Publikumshit. RTL erwarb die Rechte daran und verfilmte den Stoff in gut 100 Minuten Länge. Ob Fitzek-Fans die filmische Adaption seines Stoffes begeistern wird? Man darf zumindest skeptisch sein. Dem Thriller hätte mehr Tiefe, mehr Präzision, mehr Erklärung und deutlich weniger Schweinsgalopp gutgetan.
Der richtige Weg wäre vermutlich eine präzise erzählte Miniserie in vier oder sechs Teilen gewesen. Doch RTL beließ es beim grob gestrickten „Eventfilm“– unter anderem mit dem Verweis, „Duell der Brüder – Die Geschichte von Adidas und Puma“sei an Ostern 2017 mit fast fünf Millionen Zuschauern ja auch gut gelaufen. Der nächste Fitzek-Roman wird für RTL bereits ab April gedreht: Auch die Verfilmung von „Passagier 23“wird ein Einzelstück werden. Carsten Rave (dpa)
„Matula – Der Schatten des Berges“, ZDF, Fr., 21.15 Uhr „Das ist bloß ein harmloser alter Mann ohne Beschäftigung – der tut nichts“, sagt ein Einheimischer eines Bergdorfs. Weit gefehlt – Josef Matula, einst Privatdetektiv im ZDF-Dauerbrenner „Ein Fall für Zwei“, ermittelt bereits zum zweiten Mal solo. In „Matula – Der Schatten des Berges“erweist sich der von Claus Theo Gärtner verkörperte Schnüfflerrentner für ein Dorf ohne Touristen und ohne Schnee als Heimsuchung.
Der Frankfurter strandet wegen einer Autopanne in dem einstigen Wintersportparadies Tiefenbach. Dort entdeckt er schon beim ersten Spaziergang durch die schroffe Bergwelt einen Toten im Bach. Abgestürzt? Ein Unfall, konstatiert die örtliche Polizei zunächst, doch Matula weist nach, dass das nicht stimmen kann. Polizist Janosch Grebe (Harald Windisch), der den Detektiv als harmlos eingeschätzt hat, muss sein Urteil revidieren und präsentiert ihm eine neue Lösung des Falls. Angeblich habe der verschuldete und getrennt lebende Martin Wiesner sich umgebracht, was Grebe aus Mitleid mit der Schwester des Toten, Nora (Marlene Morreis), vertuschen wollte – damit die Versicherung zahlt.
Mitsamt Hund „Dr. Renz“(in Anlehnung an den ersten Partner in „Ein Fall für Zwei“) gräbt Matula tiefer und tiefer und zieht damit den Zorn der ganzen Dorfgemeinschaft auf sich. Selbst der Pfarrer (Hans-Michael Rehberg, der Bischof aus „Pfarrer Braun“, in seiner letzten Fernsehrolle) kann oder will nicht helfen. Also muss Matula allein gegen die Dorf-Mafia kämpfen und landet schließlich auf der Flucht vor seinen Verfolgern angeschossen auf einer Sommerrodelbahn.
Die Actionszenen machen ihm immer noch Spaß, sagt Gärtner – auch mit fast 75. Matula dagegen tut sich im Film bereits etwas schwerer mit Hechtrollen durchs Fenster. Gärtner hatte 2013 nach mehr als 30 Jahren als Detektiv in „Ein Fall für Zwei“aufgehört und kam 2017 mit dem Solo-Krimi „Matula“zurück. Ein dritter Fall sei in Planung, sagt er. Es soll dann aber der letzte Auftritt des Privatdetektivs sein. Martina Scheffler (dpa)