Promi-Fotografin stellt in Langenfeld aus
LANGENFELD Martina Pallasch malt mit Nadel und Faden. Einzelne Stiche setzt sie nebeneinander, die nicht größer sind als ein Stecknadelkopf. Nach zahllosen Stichen kommt ein Meisterwerk zum Vorschein, zum Beispiel „Meer mit rotem Himmel“nach Emil Nolde (Foto: Privat). Bis zum 30. September zeigt die Langenfelderin eine Auswahl ihrer Werke in der Stadtbibliothek. „Viele wollen zunächst gar nicht glauben, dass es nicht gemalt ist“, freut sich Pallasch über den Zuspruch zu ihrer Kunst. In der Bü- LANGENFELD Wer durch die Ausstellungsräume des Langenfelder Stadtmuseums wandert, begegnet hier derzeit durchaus bekannten Persönlichkeiten, nämlich Porträts von Günter Grass, Sarah Kirsch oder Woody Allen. Diese Schwarz-WeißFotografien sind jedoch nicht bloße Abbildungen, sondern sie verstehen es, die Persönlichkeit, den Charakter des einzelnen einzufangen und ein stückweit sichtbar zu machen.
„Mein Blick“heißt die Fotoausstellung, die knapp 60 Werke der Foto-Künstlerin Herlinde Koelbl zeigt. Es sind Bilder, die in Zeiten der Kurzlebigkeit und Oberflächlichkeit von einer ungewohnten, aber umso beeindruckenderen Tiefe sind.
Fotografien, die Geschichten zu erzählen verstehen, Geschichten, die sich dem Betrachter aber nur dann erschließen, wenn er sich die nötige Zeit zum Betrachten nimmt. Denn Zeit spielt auch bei der Entstehung der Fotografien eine große Rolle, arbeitet Herlinde Koelbl doch in ihren Serien überwiegend über einen langen Zeitraum.
„Mein kürzestes Projekt dauerte zwei Jahre, mein längstes Projekt hat fünfzehn Jahre gedauert“, verrät die in München lebende Fotografin. Ihre Bilder „müssen mehr Inhalt, müssen eine Aussage haben“, wie sie betont. So lässt sie sich nicht nur Zeit bei der Arbeit, um über die Jahre ihr Werk immer mehr zu verdichten, sondern liest auch sehr viel über das Thema, dem sie sich gerade widmet. Als sie sich den menschlichen Haaren zuwandte, las sie
Jetzt also die Schau in der Stadtbibliothek, ihre inzwischen zweite dort. Ausgestellt sind 24 Werke mit insgesamt 1.304.508 Stichen. Vor allem bekannte, farbenprächtige Meister haben es ihr angetan: „Ich versuche mich immer wieder an etwas Neuem, aber letztlich lande ich immer wieder bei den Seerosen von Monet“, sagt die Künstlerin schmunzelnd.
Begonnen hat alles mit der Verschönerung ihrer Märchen, aber auch biblische Texte. „So bekommt man ein Gespür dafür, was Haare in den verschiedenen Kulturen für eine Bedeutung haben“, sagt sie. Darüber hinaus wurde das Haar auch immer eingesetzt, um sich abzugrenzen, wie beispielsweise die Punker, oder um auszu-
Martina Pallasch
Die Ausstellung von Herlinde Koelbl ist von heute bis zum 5. November im Stadtmuseum zu sehen,
grenzen, wie die Kurzhaarschnitte bei Gefängnisinsassen. Haare sind oft ein politisches Statement, wie bei den Skinheads. Das alles findet auch in Koelbls Bildern einen Widerhall.
„Herlinde Koelbl rückt den Menschen in den Fokus“, sagte Bürger- meister Frank Schneider bei der Vernissage. „Es ist mehr als ein Blick unter die Hülle. Es ist ein Stück Offenbarung.“Herlinde Koelbl zeigt die filigrane Eleganz und verletzliche Zartheit schwergewichtiger Frauen, zeigt die Kontraste verschiedener Schlafzimmer aus aller