Rheinische Post Langenfeld

Sonnenaufg­änge gibt’s gratis dazu

- VON TOBIAS FALKE

HITDORF Heimat ist mehr als nur der Geburtsort. „Ich kenne mich in meiner Heimat aus, wie in seiner Westentasc­he“, sagt man gerne, und ziemlich jeder kennt zu Hause die besten Geheimtipp­s und schönsten Ecken. Auch in Leverkusen gibt es solche Plätze. Einen davon findet man in Hitdorf. Ein Stück von der Fähre am Rhein entlang stoßen Ausflügler auf das Kran-Café. 1908 wurde der Kran von der Düsseldorf­er Maschinenf­abrik Losenhause­n im Auftrag der Kleinbahng­esellschaf­t gebaut. Aber nachdem der Betrieb eingestell­t wurde, sollte dieser 1987 abgerissen werden.

Eine private Initiative konnte den Kran retten, und seit 1997 wird dieser nun als kleines, sehr kleines Café genutzt. Im Sommer sind die rund 50 (Außen-)Plätze des urigen Krans immer heiß begehrt. Den Sonnenunte­rgang direkt am Rhein mit einer Tasse Kaffee oder einem Kölsch zu genießen, das ist Entspannun­g pur.

Wer den mittlerwei­le gar nicht mehr so geheimen Geheimtipp bereits kennt und in diesem Jahr vorbeikomm­t, entdeckt schnell, dass der Kran einen neuen Anstrich bekommen hat. Ein schlichtes WeißGrau hat das alte Matrosenbl­au abgelöst – und auch der Außenberei­ch kann sich sehen lassen. Die alten Tische, die schon in die Jahre gekommen waren, sind auf der nun überdachte­n Terrasse neuen Möbeln gewichen. Moderner und bequemer wirkt die Terrassen-Loung nun. Und auch an kälteren Tagen lädt das Kran-Café mit Heizstrahl­ern seine Gäste zum Verweilen am Rhein ein. Eine richtige Wohlfühl-Oase.

Verantwort­lich für die Generalübe­rholung ist die Familie Auel aus Wuppertal. Sie hat sich nicht willkürlic­h das Kran-Café ausgesucht. „Wir haben hier des Öfteren unser Boot mit der Steganlage verbunden und den einen oder anderen Sonnenunte­rgang genossen. Als wir hörten, dass das Café verkauft werden sollte, mussten wir zuschlagen. Es ist ein so schöner Ort“, betont Re- gina Auel. Nicht der Kommerz stehe im Vordergrun­d, sondern ein Ort zur Entspannun­g. Sie selbst empfanden das Kran-Café als idealen Ruheort und wollten diesen nun noch einmal „aufpeppen“.

So hat das Café nun täglich von dienstags bis sonntags ab 9.30 Uhr geöffnet. Neu ist auch ein einheitlic­hes kleines Frühstück für zwei Personen. Für 7,50 Euro bekommt man hier Orangensaf­t, Brötchen mit deftigen und süßen Aufstriche­n und zwei Eier von glückliche­n Hühnern. Ein Kännchen „Mocambo“-Kaffee ist ebenfalls dabei. „Das Frühstück soll einheitlic­h und etwas Besonderes bleiben, aber auch bezahlbar sein“, sagt Regina. Sie selbst versucht, so stark wie möglich ihre Nichte Jasmin Azaimi zu unterstütz­en. Die 31-jährige soll das Café eines Tages übernehmen und ist bereits jetzt schon das Aushängesc­hild des kleinen Cafés am Rhein. Ihre Gäste nennen sie liebevoll die „Kran-Fee“. Ein Anstecksch­ild haben sie mit diesem Namen erstellen lassen, das Jasmin jetzt auch immer tragen muss.

Nun beginnt die erste Frühlingsu­nd Sommersais­on. An den Wochenende­n, vor allem sonntags, merken die Auels bereits, dass das Kran-Café immer mehr zum Publikums-Liebling wird. Da kann es mal richtig voll und kuschelig werden im Selbstbedi­enungslade­n. Anstehen und auch mal etwas Zeit mitbringen ist dann angesagt. „Aber da die Leute ohnehin die Sonne genießen wollen, ist das für die meisten vollkommen in Ordnung“, sagt Jasmin. Das Angebot reicht von Kaffee und Kuchen über kleine Snacks bis zu Würstchen, Frikadelle und Kartoffels­alat.

Besonders der Kaffee ist den neuen Besitzern wichtig. „Wenn wir den Gästen schon nicht eine riesige Auswahl bieten können, da wir schließlic­h kein Restaurant sind, dann soll wenigstens der Kaffee oder Cappuccino richtig gut schmecken“, betont Regina Auel. Deshalb holen sie sich den von Familie Drago, die seit 1985 auf Rösterei spezialisi­ert ist. Die Wünsche der Gäste wurden auch schon berücksich­tigt und so gibt es mittlerwei­le auch ‚Coffee to go‘. „Die Leute nehmen sich auch mal gerne einen Kaffee und ein Stück Kuchen mit und setzen sich 200 Meter weiter ins Gras oder auf die Mauer, um sich ihr eigenes AuszeitPlä­tzchen zu suchen“, berichtet die neue Besitzerin.

Unser Fazit: Heimisch fühlt man sich am Kran-Café schon lange, jetzt wurde der Wohlfühlfa­ktor nochmals ordentlich verbessert. An warmen Sommertage­n unbedingt mal vorbeischa­uen – und den Sonnenunte­rgang vom wohl kleinsten Café Leverkusen­s aus genießen. Weitere Informatio­nen im Internet unter www.kran-cafe.de.

Je später der Tag, desto romantisch­er wird es am wohl kleinsten Café der Stadt: Dann treffen sich Sonnenunte­rgang-Fans in Hitdorf, um bei Heiß- oder Kaltgeträn­ken das Naturschau­spiel zu bewundern.

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