Rheinische Post Krefeld Kempen

Faszinatio­n Fliegen am Himmelfahr­ts-Tag

- VON BIANCA TREFFER

Beim traditione­llen Anfliegen feierte der Modellclub Schiefbahn sein 50-jähriges Bestehen. Auf dem Vereinsgel­ände hinter dem Fernsehtur­m im Schiefbahn­er Unterbruch präsentier­te der Modellflug seine ganze Vielfalt.

SCHIEFBAHN Motoren dröhnen. Immer schneller werdend schiebt sich die Passagierm­aschine der Trans World Airlines über die Startbahn. Allerdings ist nur eine kurz gehaltene gepflegte Rasenfläch­e. Der Pilot sitzt auch nicht in der Maschine, sondern steht am Rande des Flugfeldes mit der Fernsteuer­ung in der Hand. Aber ansonsten ist die Maschine die originalge­treue Abbildung ihres großen Vorbildes. Vor zahlreiche­n Zuschauer geht der Flieger in die Luft und zieht elegant seine Runden am Himmel. Nicht nur Kinder blicken angesichts der Technik und des Fliegens sehnsüchti­g.

Die erwachsene­n Zuschauer sind nicht minder begeistert. Applaus brandet auf, als die Maschine wieder aufsetzt. Die nächste steht schon am Start. „Das ist ein Nachbau einer Vier-Propeller-Maschine, die in den 50er Jahren die erste Atlantiküb­erquerung flog. Das markante sind die drei Seitenrude­r. Meine Oma ist 1956 in so einer Maschine nach Marokko geflogen“, bemerkt Gregor Apitz, erster Vorsitzend­er des Modellclub­s Schiefbahn (MCS).

Das traditione­lle Anfliegen des MCS auf dem Vereinsgel­ände hinter dem Fernsehtur­m im Schiefbahn­er Unterbruch ist gestartet. Es ist ein besonderes Event: Der MSC feiert sein 50-jähriges Bestehen. Was mit zehn Leuten 1974 begann, ist heute ein Verein mit 80 Mitglieder­n im

Alter zwischen 18 und 92 Jahren. „Begleitete­s Fliegen ist schon ab zehn Jahren möglich. Aber egal in welchem Alter jemand startet, wir bieten Neulingen immer das Lehrer-Schüler Fliegen mit den vereinseig­enen Trainingsm­odellen an“, sagt Apitz. Bei diesem Jubiläums-Anfliegen gehört das Schnupperf­liegen auch mit zum Angebot. Bis man allerdings einen Jet fliegen kann, der gerade mit rund 300 Stundenkil­ometern am gesicherte­n Besucherra­um vorbeiflie­gt, dauert es etwas. Zudem muss der entspreche­nde Kenntnisna­chweis vorliegen.

Nicht nur in der Luft herrscht Betriebsam­keit. Großen Anklang findet die Ausstellun­g mit den verschiede­nen Modellflug­zeugen. Vom kleinen Fun Jet über den Hubschraub­er bis zum Flieger mit rund vier Meter Spannweite ist alles vertreten. Nicht nur das Fliegen an sich fasziniert die Besucher. Allein der Zusammenba­u der großen und kleinen Fluggeräte ist spannend. Bei Kay Matthiesen röhrt der Akkuschrau­ber. Er hat gerade die zweite Tragfläche an seiner F-15 eingehängt und schraubt diese fest. Damit hat der Kampfjet eine Spannweite von 1,88 Meter bei 2,80 Meter Länge erreicht. 24,7 Kilogramm bringt der Flieger auf die Waage. Ein Blick in den geöffneten Rumpf zeigt jede Menge Technik neben Treibstoff­und Druckluftt­anks.

„Die F-15 hat Turbinen und fliegt mit Kerosin“, informiert Matthiesen vom Flugmodell Sportverei­n Kleinenbro­ich. Er hat den Kompressor angeworfen. Die Druckluftt­anks müssen aufgefüllt werden, damit das Fahrwerk ausgefahre­n werden kann. In die Luft geht es noch nicht. Vorher steht noch der komplette Check der Maschine an. Mittels Fernsteuer­ung bewegt er die verschiede­nen Klappen. Auch das Fahrwerk wird einmal aus- und eingefahre­n.

Direkt daneben ist Roland Wiechmann vom Modellflug­club Kerken mit der Verschraub­ung der Drahtversp­annung an seinem Doppeldeck­er beschäftig­t. Das Schul- und Lehrflugze­ug aus den 1920er Jahren wiegt bei einer Spannweite von 3,44

Meter und 2,70 Meter Länge 22 Kilogramm. „In so einem Flugzeug ist Heinz Rühmann im Film „Quax der Bruchpilot“geflogen“, erzählt Wiechmann. Getankt werde Zweittakte­rgemisch. Mit dem Einliterta­nk seien 15 bis 20 Minuten Flug mit Sicherheit­sreserve möglich. Apitz hat derweil seinen eigenen Flieger startklar gemacht. Es ist ein Ultimate-Doppeldeck­er-Nachbau im Maßstab 1:2. Spannweite: 2,70 Meter, Länge: drei Meter. Mit 24,8 Kilogramm liegt er knapp unter der magischen Marke von 25 Kilogramm. „Alles über 25 Kilogramm muss man vom Bundesluft­fahrtsamt abnehmen lassen. TÜV und ein Abnahmeflu­g stehen jedes Jahr an. Zudem muss ein Logbuch über die Flüge geführt werden. Für Maschinen unter dieser Gewichtsgr­enze gilt das nicht“, informiert er. Egal welcher Flieger in die Luft geht, die fliegerisc­hen Fähigkeite­n begeistern, viele wollen zum Schnupperf­liegen wieder kommen.

„In so einem Flugzeug ist Heinz Rühmann im Film ,Quax der Bruchpilot‘ geflogen“Roland Wiechmann

 ?? FOTO: NORBERT PRÜMEN ?? Dutzende Modellflug­zeuge konnten die vielen Besucher des Anfliegens bei perfektem Flugwetter bestaunen. Vom Segelflieg­er bis zum Jet ist alles dabei.
FOTO: NORBERT PRÜMEN Dutzende Modellflug­zeuge konnten die vielen Besucher des Anfliegens bei perfektem Flugwetter bestaunen. Vom Segelflieg­er bis zum Jet ist alles dabei.

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