Rheinische Post Krefeld Kempen
Glitter zu Ehren des Maestros
Am Ufer des Baldeneysees schickte David Guetta satte Beats in den Himmel.
ESSEN Kaum ein Künstler am DJ-Pult hat die Formel des Erfolgs derart für sich beansprucht wie der französische Producer David Guetta. Seit drei Jahrzehnten gehört der gebürtige Pariser zu den erfolgreichsten DJs. Zum Ende dieses heißen Sommers konnte man ihn in Essen am Baldeneysee an den Turntables erleben. Begleitet von einem leichten Nieselregen pilgern am frühen Abend etwa 20.000 Menschen auf das idyllische, von Bäumen und Wasser umrahmte Areal. Die Stimmung der Besucher vermittelt Clubnacht auf Ibiza, während die Szenerie eher an ein zu volles Festivalgelände denken lässt: Mit Glitter im Gesicht und Konfetti in den Haaren drängen sich die Leute über sandigen Boden zu Bierbuden, Currywurstund Aperol-Spritz-Ständen.
In der Menge ist von dem See mit den kleinen Schiffen nicht mehr viel zu sehen. Im Mittelpunkt steht ohnehin die riesige Bühne, links vom Ufer. Um Punkt 21 Uhr setzen die Lichter gemeinsam mit dem Regen aus, und der Star-DJ betritt die Bühne. Es hätte gar nicht anders sein dürfen: Die anfänglichen Melodien des elektronischen „Titanium“-Gitarrenriffs klingen klar durch die Nachtluft. Reine Melancholie an die Zeit, in der die Kombination aus Pop und elektronischen Sounds das erste Mal für Ohrwürmer gesorgt hatte. Für Sängerin Sia war es der Durchbruch auf dem Weg zum Weltstar.
Beinahe jeder Mix des Franzosen wird von hochkarätigen Stimmen besungen: Die Black Eyed Peas, Madonna, Shakira, Rihanna und Kelly Rowland sind nur ein paar davon. Etliche in die Höhe gestreckte Smartphone-Bildschirme spiegeln sich im See wider; tausendfach in kleiner Ausführung ist die blitzende Lightshow zu sehen – mehr als Guetta selbst. Nach der Prämisse „Aus Alt mach Neu“tanzen blaue Lichter zu dem gemixten 1990erJahre-Hit „Blue (Da Ba Dee)“über die Bühne. Er bedankt sich für Jahrzehnte geprägt von Erfolg, und als die Musik kurz leiser wird, hört man die Menge singen „I’m good, yeah I’m feeling alright“.
Ein Hit folgt nach dem anderen; es ertönt der Mix von „I Just Wanna Make You Sweat“, und bei „Love Tonight“fühlen sich wohl auch die Letzten in das goldene Zeitalter der E-Musik zehn Jahre zurückversetzt. Skeptische Stimmen aus dem Publikum fragen, wie viele der minutiös abgestimmten Drops tatsächlich die Liveresultate der Arbeit an den Knöpfen und Reglern sind. Doch als die Musik langsam an- und abschwillt und ein verzerrtes „Satisfaction“ertönt, schickt das Euphoriegefühl jegliche Bedenken zusammen mit dem Knall eines glitzernden Feuerwerks in die vernebelte Nachtluft. Ein Großteil der Besucher wird die Karriere des DJs in der Jugendzeit miterlebt haben.
Genauso schnell wie es anfing, hörte es auch wieder auf. Zum Ende der etwa anderthalbstündigen Show halten sich einige zu „Without You“die Hände aufs Herz – „I would run / I would fly“wird laut mitgesungen. Auch mit „Memories“wird die Menge zum Schluss noch belohnt. Als David Guetta seinen Mix von Tiestos „The Business“anstimmt, trifft vor allem eine Zeile den Abend auf den Punkt: „We’ve had a million nights just like this“, und dafür kann man dem DJ mal mehr, mal weniger danken, der die elektronische Tanzmusik so groß machte, dass sie inzwischen millionenfach im Radio ertönt.