Rheinische Post Krefeld Kempen

Mercedes sucht den Weg aus dem Formel-1-Tief

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ZANDVOORT (dpa) Durch die Instagram-Wunschwelt rast Lewis Hamilton weltmeiste­rlich wie kein anderer Formel-1-Fahrer. Die Erkundung der eigenen Wurzeln in Afrika oder Fotoshooti­ngs für Hochglanzm­agazine inszeniert der Rekordcham­pion wie eine digitale Erlebnisre­ise. Fern dieser Bilderwelt ist dieses Jahr aber für Hamilton und Mercedes ein brutaler PS-Realitätst­est.

„In der Formel 1 sagt man, dass man nicht verliert, sondern lernt. Das ist aber sehr schwer“, räumte Mercedes-Teamchef Toto Wolff vor der 15. Lektion in diesem Jahr für die früheren Alles-Gewinner beim Grand Prix der Niederland­e in Zandvoort ein. All die „netten InstagramP­osts“der vergangene­n Jahre und der tatsächlic­he Umgang mit Rückschläg­en seien doch was anderes.

Seit der Einführung der Turbo-Hybridmoto­ren zur Saison 2014 hatte Mercedes mit einem vollendete­n Paket aus Maschine und Mensch die Motorsport-Königsklas­se mit Regent Hamilton dominiert und alle WM-Titel abgeräumt – bis auf die vergangene Saison. Da wurde der Engländer in einem umstritten­en Finale von Max Verstappen im Red Bull erst auf den letzten Metern gestürzt.

Es war der Aufbruch in eine neue Generation. Der Rennstall des österreich­ischen Energydrin­k-Milliardär­s Dietrich Mateschitz gibt sich im ersten Jahr der Aerodynami­k-Revolution die größte Mühe, die Konkurrenz wie einst Mercedes förmlich zu ersticken. Und ab 2026 könnte Porsche als Partner für neue Power sorgen.

Verstappen gewann neun von 14 Saisonrenn­en. Der Niederländ­er führt vor seinem Heimspiel in den Dünen am Sonntag (15 Uhr/ bei Sky und RTL) die WM-Wertung mit 93 Punkten vor seinem RedBull-Teamkolleg­en Sergio Perez an. Die Frage nach dem Spitzenrei­ter der Konstrukte­urswertung erübrigt sich damit.

Mercedes weiß indes nicht mal genau, wo die Tücken in ihrem Rennwagen genau stecken. Reifen? Aerodynami­k? Mechanik? Das Gesamtpake­t passt einfach nicht mehr. WM-Rang sechs für Hamilton, WMRang fünf für Teamkolleg­e George Russell sind silberne Realität.

Mercedes muss sicherstel­len, dass der Nachfolger des aktuellen W13 wieder ein Erfolg wird. Ein Wagen, so wie er Red Bull in diesem Jahr gelungen ist. Der W13 jedenfalls werde schon mal keinen exponierte­n Platz im Mercedes-Benz-Museum bekommen, kündigte Wolff an. Man werde ihn „eher ein bisschen in den Höhlen“zu platzieren versuchen.

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