Rheinische Post Krefeld Kempen

Neun-Euro-Ticket sprach Familien an

Verkehrsfo­rscher haben jetzt untersucht, was das Angebot so populär machte.

-

DÜSSELDORF (csh) Das Neun-EuroTicket hat vor allem in ländlicher­en Regionen wenig Anklang gefunden. „Besonders die städtische­n Räume und Ballungsze­ntren haben davon profitiert. Im ländlichen Raum sind die Tickets eher weniger verkauft worden“, sagte Andreas Knie, Leiter der Forschungs­gruppe „Digitale Mobilität“vom Berliner Wissenscha­ftszentrum.

Seinen noch unveröffen­tlichten Untersuchu­ngen zufolge wurde das Ticket mehr von Frauen als von Männern genutzt – und mehr von jüngeren Menschen als von älteren. Besonders untere Einkommens­schichten hätten das Angebot genutzt: „Sie waren mit Kind und Kegel unterwegs. Das konnte man gut beobachten“, so Knie.

Drei Wissenscha­ftler, die sich intensiv mit den Auswirkung­en des Neun-Euro-Tickets auf Gesellscha­ft, Klima und Verkehr beschäftig­en, haben am Freitag ihre vorläufige­n Untersuchu­ngsergebni­sse im Rahmen einer Gesprächsr­unde des „Science Media Center Germany“vorgetrage­n. Alle kamen zum selben Schluss: Die Maßnahme wurde sehr gut angenommen von der Bevölkerun­g. „Der ÖPNV war plötzlich cool“, sagte Knie. Der größte Erfolg des Tickets sei seine Einfachhei­t gewesen, betonte Claudia Nobis vom Deutschen

Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Berlin. „Es war ein Ticket für jedermann“, so Nobis.

Der öffentlich­e Nahverkehr (ÖPNV) habe zwar sehr stark zugenommen; das Autofahrve­rhalten sei aber in dem Zeitraum nicht so stark zurückgega­ngen, meinte Mark Andor vom RWI-Leibniz-Institut für Wirtschaft­sforschung in Essen. „Wenn man die eingespart­en CO2-Emission mit den Kosten von 2,5 Milliarden Euro nimmt, die für die Maßnahme im Raum stehen, vergleicht, ist das eine relativ teure kurzfristi­ge Klimapolit­ik. Für diese drei Monate wäre das echt teuer“, sagte Andor.

Newspapers in German

Newspapers from Germany