Rheinische Post Krefeld Kempen
Mehr Fläche für größeren Kunstgenuss
Die Duisburger Küppersmühle wurde auf 6100 Quadratmeter Ausstellungsfläche erweitert. Der Umbau ist ein Kunstwerk an sich.
DUISBURG Eine wechselhafte Museumsbaugeschichte ist nun zu einem Ende gekommen, einem großartigen Ende. Nach vierjähriger Bauzeit wurde der Erweiterungsbau des Museums Küppersmühle vorgestellt. Jacques Herzog (zweiter Kopf des international bekannten Architektenbüros Herzog & de Meuron) reiste aus Basel an, um – nicht ohne Stolz – den Neubau zu präsentieren. Herzog verschwieg dabei nicht die „Krise“, die fast zum Scheitern des Bauprojekts geführt hatte.
Der erste Erweiterungsplan sah vor, einen riesigen quaderförmigen Baukörper, halb über dem Abgrund schwebend, auf die Silos des ehemaligen Mühlengebäudes zu setzen. Pfusch am Bau machte diesen Plan zunichte, trieb das städtische Bauunternehmen Gebag fast in den Ruin. Die Wende kam, als das Milliardärsehepaar Sylvia und Ulrich Ströher das Museum und die Kosten für den neuen Erweiterungsbau übernahm. Und der ist gewissermaßen das Gegenteil des Ursprungsplans. Während der erste Architektenplan einen auf den Silos balancierenden, weithin sichtbaren Leuchtkörper vorsah, reiht sich der nun verwirklichte Erweiterungsbau in die bestehende Backsteinarchitektur des Altbaus ein.
Dem Sammlerehepaar Ströher stehen nun insgesamt 6100 Quadratmeter Ausstellungsfläche zur Verfügung, das sind 2500 mehr als zuvor. Die Sammlung selber ist gigantisch, sie umfasst so ziemlich alle bedeutenden deutschen Künstler der Nachkriegszeit; das Werkverzeichnis listet 63 Namen auf. Auf einen Schlag groß angewachsen ist die Sammlung Ströher im Jahr 2005, als der Duisburger Bauunternehmer Hans Grothe (1931 bis 2019), der mit seiner Kunstsammlung den Umbau des alten Mühlengebäudes zum Museum erst möglich gemacht hatte, einen Großteil seines künstlerischen Besitzes (etwa 800 Kunstwerke) an die Ströhers verkaufte, die selbst bereits eine ähnlich ausgerichtete Sammlung besaßen. Der Kaufpreis soll bei 50 Millionen Euro gelegen haben.
Das nun erweitere Museum bietet fantastische Möglichkeiten, diese einzigartige Sammlung deutscher Nachkriegskunst zu präsentieren. Und das Museum selbst ist ein Beispiel großartiger Bau- und Umbaukunst. Allein das Durchschreiten der entkernten, 30 Meter hohen Silos, die wie ein Scharnier Alt- und Neubau verbinden, ist ein atemberaubendes Erlebnis. Schmale Brücken an den Siloseiten verbinden auf drei Etagen Alt- und Neubau. Durchdacht und wunderschön sind die Blickachsen zwischen den unterschiedlich geschnittenen Museumsräumen, der Wechsel von reinem Kunstlicht und natürlichen Licht durch die Fenster mit Sicht auf den Innenhafen. Der Gang über die Treppenhäuser, die wie begehbare Skulpturen wirken, stimmt auf überraschende Kunsterlebnisse ein.