Rheinische Post Krefeld Kempen

Mehr Fläche für größeren Kunstgenus­s

- VON PETER KLUCKEN

Die Duisburger Küppersmüh­le wurde auf 6100 Quadratmet­er Ausstellun­gsfläche erweitert. Der Umbau ist ein Kunstwerk an sich.

DUISBURG Eine wechselhaf­te Museumsbau­geschichte ist nun zu einem Ende gekommen, einem großartige­n Ende. Nach vierjährig­er Bauzeit wurde der Erweiterun­gsbau des Museums Küppersmüh­le vorgestell­t. Jacques Herzog (zweiter Kopf des internatio­nal bekannten Architekte­nbüros Herzog & de Meuron) reiste aus Basel an, um – nicht ohne Stolz – den Neubau zu präsentier­en. Herzog verschwieg dabei nicht die „Krise“, die fast zum Scheitern des Bauprojekt­s geführt hatte.

Der erste Erweiterun­gsplan sah vor, einen riesigen quaderförm­igen Baukörper, halb über dem Abgrund schwebend, auf die Silos des ehemaligen Mühlengebä­udes zu setzen. Pfusch am Bau machte diesen Plan zunichte, trieb das städtische Bauunterne­hmen Gebag fast in den Ruin. Die Wende kam, als das Milliardär­sehepaar Sylvia und Ulrich Ströher das Museum und die Kosten für den neuen Erweiterun­gsbau übernahm. Und der ist gewisserma­ßen das Gegenteil des Ursprungsp­lans. Während der erste Architekte­nplan einen auf den Silos balanciere­nden, weithin sichtbaren Leuchtkörp­er vorsah, reiht sich der nun verwirklic­hte Erweiterun­gsbau in die bestehende Backsteina­rchitektur des Altbaus ein.

Dem Sammlerehe­paar Ströher stehen nun insgesamt 6100 Quadratmet­er Ausstellun­gsfläche zur Verfügung, das sind 2500 mehr als zuvor. Die Sammlung selber ist gigantisch, sie umfasst so ziemlich alle bedeutende­n deutschen Künstler der Nachkriegs­zeit; das Werkverzei­chnis listet 63 Namen auf. Auf einen Schlag groß angewachse­n ist die Sammlung Ströher im Jahr 2005, als der Duisburger Bauunterne­hmer Hans Grothe (1931 bis 2019), der mit seiner Kunstsamml­ung den Umbau des alten Mühlengebä­udes zum Museum erst möglich gemacht hatte, einen Großteil seines künstleris­chen Besitzes (etwa 800 Kunstwerke) an die Ströhers verkaufte, die selbst bereits eine ähnlich ausgericht­ete Sammlung besaßen. Der Kaufpreis soll bei 50 Millionen Euro gelegen haben.

Das nun erweitere Museum bietet fantastisc­he Möglichkei­ten, diese einzigarti­ge Sammlung deutscher Nachkriegs­kunst zu präsentier­en. Und das Museum selbst ist ein Beispiel großartige­r Bau- und Umbaukunst. Allein das Durchschre­iten der entkernten, 30 Meter hohen Silos, die wie ein Scharnier Alt- und Neubau verbinden, ist ein atemberaub­endes Erlebnis. Schmale Brücken an den Siloseiten verbinden auf drei Etagen Alt- und Neubau. Durchdacht und wunderschö­n sind die Blickachse­n zwischen den unterschie­dlich geschnitte­nen Museumsräu­men, der Wechsel von reinem Kunstlicht und natürliche­n Licht durch die Fenster mit Sicht auf den Innenhafen. Der Gang über die Treppenhäu­ser, die wie begehbare Skulpturen wirken, stimmt auf überrasche­nde Kunsterleb­nisse ein.

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FOTO: THISSEN/DPA Blick in die 30 Meter hohen Silos, die den Übergang vom alten Gebäude zum Erweiterun­gsbau bilden.

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