Rheinische Post Krefeld Kempen
In der Disco „Melody“wird wieder getanzt
Die Stadt hat das Gebäude an der Kreuzstraße gekauft und will es auf Vordermann bringen. Angestrebt wird eine Mehrfachnutzung. Das alte Ambiente der Disco soll erhalten werden. Noch unklar ist, was aus dem Kinosaal wird.
WILLICH „Wir haben in Willich wenig Angebote für das jüngere Publikum und an zentrumsnahen Kulturangeboten“– so begründet Willy Kerbusch, Geschäftsführer der Grundstücksgesellschaft Stadt Willich (GSG), ein neues Projekt: Die GSG hat das Gebäude an der Kreuzstraße 28 in Willich gekauft – Generationen von Willichern besser bekannt als „Tanzbistro Melody“. Die GSG bringt es schrittweise „auf Vordermann“– sowohl im Erdgeschoss (Disco-Bereich) als auch im ersten Obergeschoss.
Angestrebt wird eine Mehrfachnutzung des Hauses für verschiedene Zwecke. Die Disco „Melody“soll als ein Angebot in der GastroInfrastruktur für die Zukunft fit gemacht werden, „denn es ist das einzige Angebot in der Stadt, das noch nach 1 Uhr nachts offen ist“, sagt Kerbusch. So werden unter anderem Schallschutz, Brandschutz und die Lüftungsanlage im Rahmen der Renovierung verbessert. Das Ambiente der 1970er- und 1980er-Jahre Disco wird vollständig erhalten bleiben, mit der Struktur der langen Theke vorne, Tanzfläche und drumherum „Kuschelnischen“.
Im vorderen Teilbereich ist die Wand gegenüber der Theke mit großformatigen Schwarzweißfotos aus der Geschichte Willichs geschmückt, ein neues Farb- und Lichtkonzept gibt dem Raum ein besonderes Ambiente. „Hier verbinden wir den Charme der 60er- und 70er-Jahre mit hochmoderner Technik. Es wird schön“, sagt Kerbusch zuversichtlich.
Sicher ist, dass die langjährige Betreiberin des „Melody“, Sonja vom Scheidt als dienstälteste Gastronomin in Willich, weiter die Geschäfte führen wird. „Ich freue mich darauf, wieder aufzumachen. Ich brauche das: die Leute, den Spaß und die Musik“, meint die Wirtin. Wegen der Corona-Pandemie habe sie schließlich so plötzlich schließen müssen, dass sie sich nicht von den Gästen habe verabschieden können.
Geplant ist es, dass das „Melody“am 1. Oktober unter der Maßgabe der 2G-Regel wieder für Corona-geimpfte und -genesene Menschen öffnet. Neben der Verbesserung der Lüftungsanlage sorgen fünf Luftreinigungsgeräte für mehr Gesundheitsschutz.
Noch in der Planung und Abstimmung ist die künftige Nutzung des Obergeschosses, in dem vor 40 Jahren der Kino-Betrieb stattgefunden hat. Hier soll ein Saal für Kino und Kleinkunst entstehen – konkrete Einzelheiten kann Kerbusch derzeit noch nicht benennen: Der
Bauantrag ist gestellt, das Brandschutzgutachten ist in Arbeit und die Abstimmungen mit der Willicher Kulturverwaltung wird in Kürze erfolgen.
In einer Ecke stehen noch einige alte Sitzreihen aus der Zeit der Kino-Nutzung. Sie werden in das Ausstattungskonzept integriert, ebenso wird eine alte Filmvorführ-Maschine als Dekoration stehen bleiben. Eine Maßgabe gibt es schon – eine zeitgleiche Nutzung von Erd- und Obergeschoss ist aus Sicherheitsgründen
nicht möglich. Aktuell ist der Kino- und Kleinkunstbereich im ersten Obergeschoss noch leer. Eine frühere Wohnung dort soll als Sanitärbereich und Technikraum für Filmvorführung, Licht und Beschallung umgebaut werden. Die Arbeiten zur Gestaltung und Ausstattung sollen in Kürze beginnen. Die GSG strebt eine Fertigstellung im Sommer 2022 an.
Allerdings ist organisatorisch schon einiges klarer: Bekanntlich gibt es seit Mai 2018 eine KinoInitiative,
die erst in der früheren Stadtschmiede einmal monatlich DVD-Vorführungen angeboten hatte. Federführend war dabei Nicole Düser, die mit ihrer Firma mehrere Kitas/Großtagespflegen (GTP) betreibt. Als sie die GTP an der Kreuzstraße 30 entwickelt habe, sei sie auf das Gebäude Kreuzstraße 28 aufmerksam geworden und habe von der früheren Nutzung als Kino erfahren. Mit Nachbarn im Gaspelshof habe sie mittlerweile den Verein „Lichtspieltheater Willich“gegründet, sagte sie auf Anfrage der RP – wobei corona-bedingt derzeit alles pausiert. Es gebe aber bereits einen Business- und Wirtschaftsplan.
Ein anderer Aspekt sind natürlich die Finanzen. Die GSG hat den gesamten Umbau mit einem möglichst geringen Budget geplant. Die Idee zu dem Projekt sei schon beim alten City-Management vor einigen Jahren entstanden. „Es ist ein Element, um die Innenstadtkultur und die Belebung im Ortskern weiter voranzutreiben“, sagt Kerbusch.