Rheinische Post Krefeld Kempen

Was Hofmann wichtig macht

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Adi Hütter, der Hofmann aber weitaus zentraler sieht: als Achter-Zehner. Was der Trainer sehr schätzt, ist, dass Hofmann immer wieder Tiefe ins Spiel bringt mit seinen Läufen und Pässen.

Als Hofmann im Winter 2015/16 vom BVB nach Gladbach kam, fragten viele: Was will Borussia mit ihm? Und lange wurde er dann auch an Toren gemessen, die es zu selten gab. Doch längst ist klar: Hofmann ist ein Spieler, der das Spiel versteht und lenken und beeinfluss­en kann. Darum ist er so wertvoll für Borussia, ist inzwischen Nationalsp­ieler und war auch im Fokus der Bayern.

Sie haben sich dann für die etwas jüngere Version dieses Spielertyp­en entschiede­n: Marcel Sabitzer.

Flexibilit­ät An Fabian Johnson reicht Jonas Hofmann nicht ganz heran. Der hat in seiner Zeit bei Borussia zwar auch acht verschiede­ne Positionen bekleidet, zwischen linkem Verteidige­r und Mittelstür­mer war das Spektrum allerdings noch breiter, weshalb Johnson in Sachen Flexibilit­ät einen Punktsieg erringt. Für den US-Amerikaner war sie oft auch ein Fluch, das würde Hofmann so nicht behaupten, schließlic­h hat sie ihm nun sogar in der Nationalma­nnschaft

eine neue Perspektiv­e eröffnet als Rechtsvert­eidiger, neuerdings auch „Schienensp­ieler“genannt. In Gladbach sieht Hütter ihn als Außenverte­idiger eher nicht, genießt aber ebenfalls die Vorzüge der Hofmann'schen Flexibilit­ät. Gegen Dortmund wurde noch einmal deutlich, dass der Trainer ihn wieder mehr ins Zentrum verschiebe­n will. Wenn schon Flügelspie­ler, dann richtig, das hat Hütter in Frankfurt mit Filip Kostic gezeigt, so einen hat Gladbach nicht im Kader. Hofmann war am Samstag Zehner, Achter und mitunter sogar Sechser in einem pendelnden Mittelfeld – und für die Dortmunder buchstäbli­ch kaum greifbar.

Standards Im Presseraum des Borussia-Parks hängt ein imposantes Bild, das Hofmann bei der Ausführung einer Ecke zeigt. In dieser Disziplin ist er Borussias Nummer eins. So ist es auch bei den ruhenden Bällen von der Seite: Hofmanns Schnibbel-Bälle haben Speed und Präzision. Vergangene Saison führten wettbewerb­sübergreif­end sechs seiner Ecken und ein seitlicher Freistoß direkt zu Toren. Als Elfmetersc­hütze ist Hofmann zudem einige Male eingesprun­gen für Lars Stindl,

viermal hat er verwandelt, einmal vergeben. Gegen den BVB trat er am Samstag nun auch zum direkten Freistoß an, doch der Ball blieb in der Mauer hängen. Wer Standards schießt, übernimmt zugleich auch Verantwort­ung im Team, das passt zu Hofmanns Gesamteind­ruck.

Der Verbindung­smann Es liegt vermutlich an seinem überaus freundlich­en Wesen und der dauerhaft guten Laune, dass Hofmann trotz seiner inzwischen 29 Jahre selten als Routinier betitelt wird. Er verbindet Erfahrung mit einer jugendlich-frischen Spielweise. Während er unter André Schubert noch einen schweren Stand hatte und seine Perspektiv­en in Gladbach beinahe totgesagt waren, steht Hofmann bei Borussia seit der Ära Hecking, der ihn als Achter im 4-3-3 bereits fast zum Nationalsp­ieler machte, für das Beste aus zum Teil gegensätzl­ichen Welten.

Das Feine und das Unangenehm­e sind die Pole des Gladbacher Spiels: Vom ersten gibt es oft zu viel, vom zweiten zu wenig. Hofmann verkörpert mit am zuverlässi­gsten beides – und lebt auch davon, dass seine für den Gegner unangenehm­e Seite (siehe oben) oftmals unter dem Radar fliegt. Erst seit diesem Jahr taucht auch sein Name mal regelmäßig­er in der Gerüchtekü­che auf. Er hat es sich verdient.

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FOTO: DIRK PÄFFGEN Jonas Hofmann

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