Rheinische Post Krefeld Kempen
Vierbeinige Helfer im Krankenhaus
Die Hunde Tonga, Monty, Elsie und Murphy helfen jetzt im St.-Irmgardis-Krankenhaus in Süchteln Geriatrie-Patienten bei der Reha. Eine Pflegefachkraft berichtet: „Wir haben über unsere Hunde einen Durchbruch in der Betreuung geschafft.“
SÜCHTELN Beim Reha-Training für seine Geriatrie-Patienten ist das St.-Irmgardis-Krankenhaus in Süchteln jetzt auf den Hund gekommen. Oder genauer: auf die Hunde. Vierbeiner unterstützen bei der Therapie. Das Besondere in Süchteln: Es sind die eigenen Hunde von Mitarbeiterinnen des Krankenhauses, die mit den Patienten arbeiten.
Zum Beispiel Tonga. Der zehn Jahre alte Labrador trainiert mit einer 87-jährigen Schlaganfall-Patientin die Beweglichkeit von Hand und Arm. Aber neben dem Training, das die Frau im Rahmen ihrer geriatrischen Versorgung im St. Irmgardis-Krankenhaus zuteilwird, genießt die Patientin auch den Umgang mit dem souveränen Vierbeiner. Mit ihm spielerisch zu üben und ihn mit Leckerchen zu belohnen, das macht ihr erkennbar Freude.
„Wir kennen unsere Patienten, sind im Umgang mit ihnen geschult, und wir kennen unsere Hunde. So können wir als Team exzellent zusammenarbeiten“, sagt Barbara Timmerbeul, Oberärztin in der Klinik für Geriatrie. Denn jeder Hund sei individuell und habe seine Stärken.„Mit einem strukturierten Konzept wurde die Geschäftsführung überzeugt“, berichtet Thomas Becker, kaufmännischer Direktor des St.-Irmgardis-Krankenhauses.
Mitstreiter für die Idee seien schnell gefunden worden. Barbara Timmerbeul gelang das gemeinsam mit Krankenschwester Renate Dieken.
Zunächst wurden die Hunde der Mitarbeiterinnen, die sich für diese Aktion gemeldet hatten, in einer Hundeschule umfassend ausgebildet. Sie mussten nicht nur die Grundkommandos wie „Sitz“, „Platz“, „Bleib“und „Aus“beherrschen, sondern auch lernen, vor Rollatoren, Rollstühlen und anderen geriatrischen Hilfsmitteln nicht zurückzuschrecken. Zum Abschluss galt es, eine Verhaltensprüfung zu bestehen.
Aktuell sind vier Vierbeiner als „Patientenfreunde“im St.-Irmgardis-Krankenhaus im Einsatz: Neben Renate Diekens Tonga gibt es Elsie. Sie ist eine fünf Jahre alte Malteser-Mix-Hündin und gehört zusammen mit Murphy, einem dreijährigen Collie-Schäferhund-Mischling, zu Christine Köhler-Maas, einer Pflegefachkraft. Monty, ebenfalls ein sechsjähriger Malteser-Mix, hört auf Britta Steinwegs, ebenfalls Pflegefachkraft. Zusammen bilden sie das Quartett der „Patientenfreunde“, wie die Hunde genannt werden und an speziellen Halstüchern erkennbar sind.
Die Idee mit den vierbeinigen Patientenfreunden ist nicht ganz neu. Gestartet wurde bereits im Herbst 2019. Aber dann kam der erste Lockdown und stoppte die vierbeinige Truppe in ihren Betreuungs-Unterstützungen. Nachdem die Inzidenz-Zahlen sich nun deutlich besserten, beginnt für die Gruppe der Einsatz wieder. Geplant ist, dass alle
14 Tage ein Hund „Dienst“an einem Samstag hat. „Wir haben mehr Patienten, die sich für das Training eignen, als ausgebildete Hunde“, erklärt Timmerbeul. Daher freue man sich im Krankenhaus sehr auf weitere vierbeinige Unterstützung.
Geübt wird in einer 15-minütigen Einheit alleine oder mit zwei Patienten gleichzeitig. Dabei ist es Aufgabe der Patientenfreunde, den Kontakt zu den Menschen aufzunehmen, die zum Teil verwirrt oder in ihrer Wahrnehmung, im Erinnern oder Denken gestört sind Oder unter Mobilitätsproblemen, beispielsweise nach Schlaganfällen, leiden. Auch bei schwer depressiven Patienten schaffen es die vierbeinigen Therapeuten mit ihrem Charme, neue Lebensfreude und Spaß zu erzeugen.
„Wir haben oft über unsere Hunde einen Durchbruch in der Betreuung geschafft“, erzählt Christine Köhler-Maas. Dabei seien besonders die beiden Kleinen, Elsie und Monty, erfolgreich. „Elsie mag es sehr, gestreichelt zu werden, und das ist für manche Patienten eine Art Türöffner“, berichtet Renate Dieken. Auch Monty hat seine eigenen Fans unter den Patienten, da er ein äußerst gelehriger, aber auch niedlicher Hund ist. „Wenn er aus seinem Rucksack schaut, gewinnt er sofort alle Herzen“, sagt Steinwegs.
Die Veränderungen im Verhalten der geriatrischen Patienten seien dank der Patientenfreunde offensichtlich. Renate Dieken hat ein eigenes Formular entwickelt, in dem die Fortschritte festgehalten werden. „Daraus soll irgendwann einmal eine Dokumentation entstehen“, erklärt Timmerbeul und sagt: „Es ist einfach eine Freude, zu sehen, wie leicht es unseren vierbeinigen Kollegen gelingt, Kontakt zu den Patienten zu bekommen. Ihrem Charme kann man halt nicht widerstehen.“