Rheinische Post Krefeld Kempen

Kempen braucht mehr Tagespfleg­eplätze

- VON BIRGITTA RONGE

Nach der kommunalen Pflegeplan­ung des Kreises Viersen braucht Kempen 30 zusätzlich­e Plätze in der Tagespfleg­e. Damit soll die Unterbring­ung im Heim möglichst lange hinausgezö­gert werden.

KEMPEN In Kempen wächst die Zahl der alten und sehr alten Menschen. Nach Daten des Landesamts für Statistik (IT NRW) wurden zum Jahresende 2019 insgesamt 4917 Menschen zwischen 60 und 69 Jahren gezählt, 3495 zwischen 70 und 79 Jahren, 2157 zwischen 80 und 89 Jahren und 359 Menschen, die 90 Jahre und älter waren. Zehn Jahre zuvor wurden 4151 Menschen in der Gruppe der 60- bis 69-Jährigen gezählt, 3441 in der Gruppe der 70bis 79-Jährigen, 1549 in der Gruppe der 80- bis 89-Jährigen und 227 Über-90-Jährige.

Mit der steigenden Zahl der Älteren wächst der Bedarf an Pflegeplät­zen: Die Risiken einer Hilfe- und Pflegebedü­rftigkeit nehmen ebenso zu wie Demenzerkr­ankungen. Doch die Heimunterb­ringung ist nicht die erste Wahl: Unter dem Motto „ambulant vor stationär“sollen alte Menschen im Kreis Viersen so gut daheim betreut werden, dass sie so lange wie möglich zu Hause wohnen können und nicht in ein Pflegeheim umziehen müssen.

Deshalb nimmt der Kreis Viersen im Rahmen seiner kommunalen Pflegeplan­ung auch ein Angebot in den Blick, das Angehörige­n die Betreuung der Eltern oder Großeltern erleichter­t: die Tagespfleg­e. Sie ergänzt die ambulante Pflege zu Hause und kann Angehörige entlasten, die den Senior nicht den ganzen Tag über betreuen können. In der Tagespfleg­e gibt es gemeinsame Mahlzeiten und Aktivitäte­n. Weil man für dieses Pflegeange­bot täglich hin und her fährt, sollen Tagespfleg­eplätze

wohnortnah angeboten werden, „um den Tagespfleg­egästen und deren Angehörige­n lange Fahrten zu ersparen“, wie es im Bericht zur kommunalen Pflegeplan­ung 2020 des Kreises Viersen heißt: „Die tägliche Versorgung­ssicherhei­t gepaart mit dem täglichen Weg zur Arbeit ist für viele pflegende Angehörige ein entscheide­ndes Kriterium, um überhaupt die weitere Pflege der Angehörige­n leisten zu können.“

In jeder Kommune gibt es mindestens eine Tagespfleg­eeinrichtu­ng. Dennoch sehe die Planung kreisweit 164 zusätzlich­e Tagespfleg­eplätze als verbindlic­h und notwendig an, um den entstehend­en Bedarf bis 2023 in jeder kreisangeh­örigen Kommune zu decken, heißt es vom Kreis. Nur die Gemeinde Grefrath sei bis 2023 vollständi­g

versorgt. Kempen verfügt aktuell über 26 Tagespfleg­eplätze – nach der Bedarfspla­nung des Kreises werden bis 2023 weitere 30 Plätze benötigt, wie Kreis-Sozialplan­er

Jens Loebbert kürzlich in einer Sitzung des Kempener Sozialauss­chusses erläuterte.

Im Bereich der Kurzzeitpf­lege rechnet der Kreis mit größeren Räumen. Denn die Kurzzeitpf­lege ist eine vollstatio­näre Unterbring­ung, wenn auch für einen begrenzten Zeitraum: Sie kann beispielsw­eise nach einem Krankenhau­saufenthal­t notwendig sein oder dann genutzt werden, wenn die häusliche Pflege für einige Zeit nicht möglich ist – vielleicht, weil der pflegende Angehörige selbst krank geworden ist oder mal eine Auszeit von der Pflege braucht.

Weil man für die Kurzzeitpf­lege nicht jeden Tag hin und her fahren muss, fasst der Kreis den Bedarf an Plätzen weiter – unterteilt in den Ost- und den Westkreis. Im Ostkreis gibt es danach (bestehend und geplant) 31 Plätze für die Kurzzeitpf­lege, der Mehrbedarf liegt nach Berechnung­en des Kreises bei 81 eigenständ­igen, verlässlic­h einzuplane­nden Kurzzeitpf­legeplätze­n bis zum Jahr 2023. Wohnungen mit Service hingegen seien in Kempen ausreichen­d vorhanden, erklärte Loebbert. Auch bei den vollstatio­nären Einrichtun­gen im Kreis gebe es mittelfris­tig vermutlich keinen Mehrbedarf.

Langfristi­g ist damit zu rechnen, dass weitere Plätze von der Tagesbis zur Dauerpfleg­e nötig sind: Wie der Kreis in der aktuellen Pflegeplan­ung ausführt, werde die Entwicklun­g weiter an Dynamik gewinnen. Laut IT NRW werde die Zahl der Über-80-Jährigen im Kreis von 2015 bis 2023 Prognosen zufolge um etwa 6600 Menschen beziehungs­weise 40,5 Prozent steigen.

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FOTO: DPA Die Tagespfleg­e ergänzt die ambulante Pflege zu Hause und kann Angehörige entlasten, die den Senior nicht den ganzen Tag über betreuen können.

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