Rheinische Post Krefeld Kempen
Krefelder Pfarrerin fertigt Kinder-Gebärden-Bibel
Die frohe Botschaft gibt es nun für Gehörlose barrierefrei. 18 Jahre lang hat die evangelische Theologin Monika Greier das Projekt geleitet. Die Krefeld Luise-Leven-Schule hat die Kinder-Gebärden-Bibel getestet.
Monika Greier ist Gehörlosenpfarrerin für die Kirchenkreise Krefeld, Viersen, Moers und Kleve. Für die evangelische Theologin hat mit dem ersten Advent in diesem Jahr nicht nur die Vorbereitung auf das Fest der Ankunft Jesu und der Menschwerdung Gottes begonnen. Mit der Veröffentlichung der ersten zehn Geschichten der Kinder-Gebärden-Bibel ist auch ein Herzensprojekt der Gehörlosenpfarrerin am Ziel angekommen. DerWeg dort hin hat 18 Jahre gedauert.
Die Videos, kostenlos abrufbar auf der Plattform YouTube, ermöglichen Kindern im Grundschulalter und ihren Familien erstmals einen vollständig barrierefreien Zugang zu den bekanntesten neutestamentlichen Jesusgeschichten. In kurzen Filmen ist das jeweilige Geschehen mit biblischen Erzählfiguren nachgestellt. Mit diesen Filmen im Hintergrund erzählen ein gehörloser Dolmetscher oder eine gehörlose Dolmetscherin die biblische Geschichte in Gebärdensprache. Synchron ist sie auch gesprochen zu hören, und es können bei Bedarf Untertitel zugeschaltet werden. „Damit können erstmals gehörlose Kinder die Jesusgeschichten mit ihren hörenden Eltern verfolgen oder umgekehrt gehörlose Eltern mit ihren hörenden Kindern“, sagt Monika Greier, die rund 400 Gehörlose betreut. Bisher sei das oft daran gescheitert, dass beispielsweise Eltern gehörloser Jungen und Mädchen nicht die Gebärdensprache beherrschten.
Der Wunsch nach einer visuellen Umsetzung der biblischen Geschichten für gehörlose oder schwerhörige Kinder ist alt. Greier, damals Vertreterin der Evangelischen Kirche im Rheinland im erweiterten Vorstand der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Evangelische Gehörlosenseelsorge (DAFEG), und Ulrike Müller, Lehrerin am Berufskolleg für Hörgeschädigte in Essen, erhielten von der DAFEG schon 2002 den Auftrag, nach möglichen Formen einer Kinderbibel in Gebärdensprache zu suchen. Es gab Gespräche mit Verlagen herkömmlicher Kinderbibeln und Produktionsfirmen kindgerechter DVDs mit biblischen Geschichten. Aber letztlich scheiterten alle Vorstöße, „meist aus rechtlichen Gründen“, wie die Pfarrerin erzählt.
2018 fasste Monika Greier sich selbst ein Herz, „denn ich habe mir gesagt, vor der Rente muss ich fertig werden“. Sie begann mit eigenen Planungen für eine filmische Umsetzung anhand biblischer Erzählfiguren, die in selbst gebastelten Kulissen platziert wurden. Innerhalb eines Jahres entstand ein erster Probefilm, der gutgeheißen wurde, und die Verfilmung des Gleichnisses vom barmherzigen Samariter wurde in Angriff genommen. „Als Letztes wollte ich noch im Internet nachschauen, wie eigentlich ein Levit gekleidet war.“Dabei stieß sie auf die Seite „biblischegeschichten.de“des Regisseurs Gerhard Stahl und dachte: „Das ist das, was ich machen wollte, nur in schön.“
Erste Praxistests hat die Kinder-Gebärden-Bibel schon bestanden: In der Luise-Leven-Schule in Krefeld, einer Förderschule für Hören und Kommunikation, hat Monika Greier einzelne Filme in den digitalen Schulgottesdiensten verwendet – zuletzt in dieser Woche die Weihnachtsgeschichte. Die Kinder-Gebärden-Bibel ist angekommen im Advent.